Erneut hohe Verluste für Russland im Ukraine-Krieg – Hunderte Soldaten gefallen
Die Ukraine berichtet von zahlreichen Angriffen im Osten. Der ukrainische Präsident dankt seinen Soldaten für ihren Einsatz. Der News-Ticker zum Ukraine-Krieg.
- Massive Verluste für Russland im Ukraine-Krieg: Kiew veröffentlicht neue Zahlen
- Lawrow droht USA: Russischer Außenminister empört über verweigerte Visa
- Angriffe im Osten: Die Stadt Bachmut gerät wiederholt unter Beschuss
- Kriegsrechtfertigung: Der Kreml behauptet, die Nato würde die Ukraine „verschlingen“ wollen
- Hier lesen Sie aktuelle Entwicklungen aus dem Ukraine-Konflikt. Die verarbeiteten Informationen zu Verlusten der beteiligten Armeen im Ukraine-Krieg stammen teils von den Kriegsparteien aus Russland oder der Ukraine. Sie lassen sich deshalb in Teilen nicht unabhängig überprüfen.
Update vom 24. April, 12.40 Uhr: Dieser News-Ticker zum Ukraine-Krieg ist beendet. Die weiteren Entwicklungen finden Sie hier.
Update vom 24. April, 8.30 Uhr: Der ukrainische Generalstab berichtet erneut über hohe Verluste auf russischer Seite. Demnach seien am Sonntag weitere 660 russische Soldaten bei den Kämpfen in der Ukraine gefallen. Dazu kämen neben einem Dutzend zerstörter Kampfdrohnen und Artilleriesysteme auch je acht zerstörte Panzer und gepanzerte Kampffahrzeuge. Zudem veröffentlichte die Militärbehörde am Montagmorgen auf ihrer Facebook-Seite ein Drohnenvideo, das die Zerstörung eines russischen Panzers zeigt.
- Soldaten: bislang insgesamt etwa 187.080 (+660)
- Panzer: 3683 (+8)
- Gepanzerte Kampffahrzeuge: 7139 (+8)
- Hubschrauber: 294 (+0)
- Artilleriesysteme: 2849 (+12)
- Flugzeuge: 308 (+0)
- Unbemannte Flugkörper / Drohnen: 2413 (+11)
- Fahrzeuge und Treibstofftanks: 5753 (+23)
- Quelle: Ukrainischer Generalstab vom 24. April. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Selenskyj: „Ich kann nicht sagen, dass die Lage gut ist“
Update vom 24. April, 7.20 Uhr: Mit der Begründung, dass eine russische Besetzung der Stadt Bachmut die Frontlinie im Ukraine-Krieg vergrößern würde, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einmal mehr angekündigt, die Stadt nicht aufgeben zu wollen. Das sagte Selenskyj im Interview mit dem Fernsehsender Al Arabiya. „Ich kann nicht sagen, dass die Lage gut ist, aber wir kämpfen“, sagte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Truppen dem Nachrichtensender mit Sitz in Dubai. Die ukrainischen Truppen seien „stärker als wir es noch vor einem Jahr waren“.
Vor der Aufgabe Bachmuts warnte Selenskyj vor allem deswegen, weil die vollständige Besetzung der Stadt, den Kämpfern der russischen Armee sowie der pro-russischen Wagner-Miliz die Tür öffnen würde, auch die strategisch wichtigen Städte Kramatorsk und Slowjansk einzunehmen. Beide Städte sind deutlich größer als Bachmut und gelten ihrerseits als wichtige Schlüsselorte zum russischen Ziel, die besetzten Gebiete Luhansk und Donezk vollständig zu annektieren und von hier aus womöglich auch den Rest der Ukraine anzugreifen.
Selenskyj: Ukrainischer Präsident dankt Soldaten für Schutz der Ukraine
Update vom 23. April, 22.47 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen Soldaten in seiner abendlichen Videoansprache für ihren Einsatz und Kampfeswillen gedankt. „Danke für Ihre Widerstandsfähigkeit, für die Verteidigung Ihrer Stellungen und damit für den Schutz der Ukraine“, sagte Selenskyj. „Es ist wichtig, dies in jeder Stadt, in jedem Dorf zu verstehen, überall dort, wo es jetzt mehr oder weniger ruhig ist.“
Die Menschen sollten überall dort, „wo heute nur ein ruhiger, sonniger Frühlingstag war“, die Opfer der Frontkämpfer verstehen. „Jeder Tag dieser Ruhe in den rückwärtigen Gebieten wird von unseren Soldaten in erbitterten Kämpfen an der Front gewonnen, in täglichen Kämpfen“, sagte Selenskyj. Er forderte die Bevölkerung auf, dies zu respektieren. „Und helfen Sie unseren Soldaten immer, wenn sie es brauchen, unterstützen Sie den Staat und die Verteidigung, so gut Sie können.“
Schusswechsel zwischen Wagner-Truppen und russischen Soldaten
Update vom 23. April, 22.10 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat einen Schusswechsel zwischen der Wagner-Gruppe und einer russischen Einheit im Gebiet Luhansk gemeldet. Demnach sei eine Auseinandersetzung zwischen den Söldnern und den Soldaten zu einer Schießerei eskaliert, wie der Generalstab in seiner täglichen Abendbesprechung erklärt.
„Sie versuchen, sich gegenseitig die Verantwortung für ihre eigenen taktischen Fehleinschätzungen und Verluste zuzuschieben“, heißt es in dem Bericht. Auf beiden Seiten soll es bei den Zusammenstößen Verletzte gegeben haben.
Ukraine-Krieg: Lawrow droht USA wegen verweigerter Visa
Update vom 23. April, 20.26 Uhr: Moskau hat die USA für ihre Entscheidung, russischen Journalisten für ihre geplante Reise zur Sitzung des UN-Sicherheitsrats Visa auszustellen, scharf kritisiert. „Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen“, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Sonntag vor seiner Abreise nach New York. Er sprach von einer „feigen“ Entscheidung.
Russland hatte im April inmitten seiner Militäroffensive in der Ukraine den turnusmäßigen Vorsitz im UN-Sicherheitsrat übernommen, was von Kiew scharf kritisiert worden war. Lawrow wird mehrere Sitzungen des höchsten UN-Gremiums am Hauptsitz der UNO in New York leiten. Nach Angaben des russischen Vize-Außenministers Sergej Riabkow hatten die USA trotz „mehrfacher Kontakte in den vergangenen Tagen“ den Journalisten, die Lawrow auf seiner Reise in die USA begleiten wollten, „keine Visa ausgestellt“.
Dies sei eine „skandalöse und absolut inakzeptable Methode“, sagte Riabkow. Russland werde Wege finden, „um darauf zu reagieren, damit die Amerikaner sich lange daran erinnern, dass das nicht geht“, fügte er nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen hinzu. Eine diplomatische Quelle, die von der Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert wurde, kündigte an, dass US-Journalisten in Russland mit „Unannehmlichkeiten und Unbequemlichkeiten“ rechnen müssten.
Ukraine-Krieg: Generalstab im Kiew berichtet von Angriffen auf Bachmut und Awdijiwka
Update vom 23. April, 19.32 Uhr: Russische Truppen haben am Sonntag nach Angaben der Ukraine zahlreiche Angriffe gegen die Städte Awdijiwka und Bachmut im Osten der Ukraine geführt. Insgesamt seien dort rund 45 Angriffe unter Verlusten für den Gegner abgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Abend mit. Auch aus Marjinka wurden mehrere russische Angriffe gemeldet. In der ukrainisch kontrollierten Region Cherson im Süden der Ukraine seien 35 Ortschaften von russischer Artillerie beschossen worden.
Russland berichtet dagegen von wiederholten ukrainischen Artillerieangriffen auf die Stadt Donezk im Donbass. Die Großstadt im Donbass sei am Sonntag mindestens fünf Mal aus Raketenwerfern beschossen worden, hieß es bei der russischen Staatsagentur Tass. Über die Auswirkungen dieser Angriffe wurden keine Angaben gemacht.
Russland meldet Bodengewinne in Bachmut: Angriff auf Charkiw
Update vom 23. April, 18.36 Uhr: Nach ukrainischen Angaben haben die russischen Streitkräfte die ostukrainische Stadt Charkiw angegriffen. Mindestens fünf S-300-Raketen soll das russische Militär auf die zweitgrößte Stadt des Landes und die umliegenden Gebiete abgefeuert haben, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Eine Industrieanlage und Wohnhäuser seien laut Gouverneur Oleh Synjehubow beschädigt worden. Tote oder Verletzte gab es nicht.
Indessen soll bei russischen Angriffen in Cherson ein Zivilist getötet worden sein, wie der Gouverneur Oleksandr Prokudin am Sonntag (23. April) via Telegram mitteilte. Insgesamt 54 mal griffen russische Truppen die Provinz am Sonntag mit Artillerie, Drohnen und Kampfflugzeugen an. Zwei Menschen erlitten bei den Angriffen Verletzungen.
Ukraine-News: Russland meldet Bodengewinne in Bachmut
Update vom 23. April, 17.35 Uhr: Laut dem russischen Verteidigungsministerium schreitet die Eroberung der seit Monaten schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut durch russische Truppen voran. Sie sollen zwei weitere Straßenblöcke im Westen eingenommen haben. Verstärkung würden die Bodentruppen zudem durch Luftlandeeinheiten im Norden und Süden erhalten.
Ukraine-News: Schwere Verluste für Russland - Donezk unter Beschuss
Update vom 23. April, 16.20 Uhr: Russische Truppen bereiten sich nach Meinung ukrainischer Militärs erneut zum Sturm auf die Stadt Wuhledar vor. Der Ort im Südwesten der Oblast Donezk sei in den vergangenen Tagen wiederholt unter schweren Beschuss geraten, sagte am Sonntag der regionale Militärsprecher Olexij Dmitraschkowski im ukrainischen Staatsfernsehen. Allein am Samstag sei die Stadt sechsmal von der russischen Luftwaffe angegriffen worden.
„Der Feind verfolgt eine Taktik der verbrannten Erde“, sagte Dmitraschkowski. „Damit soll sichergestellt werden, dass unsere Verteidiger keine Positionen finden, um sich zu verteidigen.“ Eine mit Panzern verstärkte russische Eliteeinheit mit Marine-Infanteristen erlitt erhebliche Verluste, als sie in einer dreiwöchigen Offensive im Februar versuchte, das Gebiet um Wuhledar einzunehmen.
Ukraine-Krieg: Chinas Botschafter verärgert Ukraine
Update vom 23. April, 15.06 Uhr: Chinas Botschafter in Frankreich hat mit dem Infragestellen der Souveränität ehemaliger Sowjetrepubliken wie der Ukraine in Europa für Verärgerung gesorgt. Botschafter Lu Shaye hatte am Freitag dem Nachrichtensender LCI gesagt, die nach dem Kalten Krieg aus der Sowjetunion hervorgegangenen Länder hätten „keinen wirksamen Status nach internationalem Recht, weil es kein internationales Abkommen gibt, das ihren Status als souveräne Nationen bestätigt“ .Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak widersprach öffentlich.
Ukraine-Krieg: Putin beratungsresistent
Update vom 23. April, 13.13 Uhr: Das russische Militär dringt laut Fachleuten nicht zu Wladimir Putin vor. Es empfehle dem Kremlchef vergeblich, sich auf eine Verteidigung von Stellungen zu konzentrieren. Vor der geplanten ukrainischen Großoffensive gebe es immer wieder verlustreiche Angriffe, die kaum Gebietsgewinne brächten, berichtete das US-Institut für Kriegsstudien (ISW).
„Dass weiter auf russische Offensiven im Osten der Ukraine bestanden wird, lässt darauf schließen, dass die Gruppe, die den Krieg entlang der aktuellen Frontlinien einfrieren will, Putin nicht vollends von ihrer Sichtweise überzeugt hat“, hieß es in der ISW-Analyse. Die Fachleute vermuten, dass das Verteidigungsministerium in Moskau sich zuletzt auch deshalb immer wieder offen mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin arrangierte, um über ihn zu Putin vorzudringen. Der Söldner-Chef gilt als enger Vertrauter Putins – und als Mann offener Worte.
Ukraine-Krieg: Ukrainische Soldaten erringen laut ISW Erfolg in Cherson
Update vom 23. April, 11.32 Uhr: Die ukrainischen Truppen sind nach Analysen westlicher Experten in Cherson nun auf die linke Dnipro-Seite vorgestoßen. Das Gebiet ist bereits teilweise befreit – die linke Flussseite war bisher aber noch in der Hand der russischen Besatzer. Dies würde auf einen Kontrollverlust der Besatzer in der Region hinweisen, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) mit. Demnach könnten sie sich nur noch auf Städte konzentrieren.
Die neue Entwicklung gehe aus veröffentlichten Geodaten und Texten russischer Militärblogger hervor. Unklar sind laut ISW aber das Ausmaß und die Ziele dieser ukrainischen Erfolge. Die ISW-Experten sehen unter Berufung auf russische Blogger bereits solide Versorgungslinien zu den Positionen der ukrainischen Streitkräfte.
Ukraine-Krieg: Sohn von Putins Sprecher soll für Wagner-Söldner gekämpft haben
Update vom 23. April, 9.08 Uhr: Der Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow hat im Ukraine-Krieg an der Seite der Wagner-Söldner gekämpft – das behauptet nun deren Chef Jewgeni Prigoschin. Peskow habe sich selbst an ihn gewandt, teilte Prigoschin am Samstag (22. April) mit. Er riet dem Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin demnach, seinen Sohn nicht in die regulären Truppen des Verteidigungsministeriums zu schicken. Der Wagner-Chef kritisiert immer wieder die schlechte Ausrüstung und mangelhafte Ausbildung und Führung der Soldaten.
Peskows Sohn habe nach einer Ausbildung von drei Wochen unter falschem Namen als Artillerist im umkämpften Gebiet Luhansk gedient, sagte Prigoschin, der den Einsatz als vorbildlich lobte. Die Kinder der meisten Vertreter der russischen Elite drückten sich vor dem Kriegseinsatz. „Die Eltern verstecken sie“, klagte der 61-Jährige. Die Söhne würden an die Uni geschickt, wo sie freigestellt seien vom Dienst an der Waffe. Dagegen würden die Kinder von Arbeitern in dem Krieg sterben.
News im Ukraine-Krieg: Russlands Elite für Wagner an der Front?
Prigoschin legte keine Belege für den Einsatz des Peskow-Sohnes vor, der lange in Großbritannien gelebt hatte und mit westlichen Sanktionen belegt ist. Auch eine Reaktion von Peskow, der sonst schnell reagiert, gab es zunächst nicht auf die auch von Staatsmedien aufgegriffene Nachricht. Prigoschin sagte, dass Peskow versucht habe, seinem Sohn den Kriegseinsatz auszureden.
Niemand in der Truppe habe von der Aktion gewusst. „Darüber habe nur ich Bescheid gewusst und der Chef des Kaderdienstes“, sagte Prigoschin. „Er hat Mut und Heldentum gezeigt – genauso, wie alle.“ Jetzt sei der Sohn von Peskow nach sechs Monaten Dienst im Urlaub. Der Wagner-Chef wirbt immer wieder damit, dass er seine Kämpfer besser behandele, ausrüste und bezahle als die reguläre russische Armee ihre Soldaten.
Verluste für Russland im Ukraine-Krieg: Kiew veröffentlicht neue Details
Update vom 23. April, 8.09 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat neue Zahlen zu Russlands Verlusten veröffentlicht; Moskau selbst macht keine Angaben. Unabhängig verifizieren lassen sich die Zahlen zunächst allerdings nicht. Kiew spricht von fast 700 getöteten oder verwundeten Soldaten binnen eines Tages. Hier eine Auswahl aus dem jüngsten Facebook-Post des ukrainischen Generalstabs zu russischen Verlusten im Ukraine-Krieg:
Ukraine-Krieg: Kämpfe konzentrieren sich auf Bachmut
Update vom 23. April, 6.12 Uhr: Im Osten der Ukraine konzentrieren sich die Kämpfe weiter auf das Gebiet Donezk. Dort ist die Stadt Bachmut am schwersten umkämpft. Trotz der jüngsten Fortschritte russischer Kampfeinheiten will Präsident Selenskyj die weitgehend zerstörte, aber strategisch wichtige Stadt nicht aufgeben, weil er andernfalls einen Durchbruch der Russen noch tiefer ins Landesinnere befürchtet.
Ukraine-Krieg: Melnyk fordert das Zehnfache an Militärhilfe für die Ukraine
Update vom 22. April, 20.24 Uhr: Der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk hat eine Verzehnfachung der westlichen Militärhilfe gegen den russischen Angriffskrieg gefordert. „Wir sind unseren Verbündeten dankbar für ihre militärische Hilfe. Aber das ist nicht genug“, schrieb der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland am Samstagabend auf Twitter. „Die Ukraine braucht zehnmal mehr, um die russische Aggression dieses Jahr zu beenden.“ Bisher hätten alle Verbündeten zusammen 55 Milliarden US-Dollar (50 Milliarden Euro) bereitgestellt. Es brauche aber das Zehnfache, betonte der Diplomat.
Die Partner im Westen sollten endlich aufhören, künstliche rote Linien zu ziehen und dann ein Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgeben, verlangte Melnyk. Das wären allein im Fall von Deutschland mehr als 35 Milliarden Euro. Der ukrainische Diplomat meinte, dass die Beträge verglichen mit dem Zweiten Weltkrieg gering seien. „Die Verbündeten sollten das Ausmaß dieses Krieges begreifen“, mahnte Melnyk, der zu dem Thema auch in einer ukrainischen Fernsehtalkshow auftrat.
Ukraine-News: Vergeltungsmaßnahme – Moskau will 20 deutsche Diplomaten ausweisen
Update vom 22. April, 16.10 Uhr: Russland hat die Ausweisung von mehr als 20 deutschen Diplomaten angekündigt. Dies teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Samstag (22. April) im Sender Swesda in Moskau mit. Die Ausweisung sei eine Vergeltungsmaßnahme für die angebliche „erneute massenhafte Ausweisung von Mitarbeitern der russischen diplomatischen Vertretungen in Deutschland“. Es handele sich dabei um neue „feindliche Handlungen“ Deutschlands gegen Russlands. In der Mitteilung des Ministeriums hieß es weiter: „Wir verurteilen dieses Vorgehen Berlins aufs Schärfste, das weiter demonstrativ die gesamte Bandbreite der russisch-deutschen Beziehungen zerstört, einschließlich ihrer diplomatischen Dimension“.
Das Auswärtige Amt in Berlin sprach seinerseits nicht von Ausweisungen russischer Diplomaten. Dort hieß es aber, dass die Bundesregierung und die russische Seite „in den vergangenen Wochen zu Fragen der personellen Besetzung der jeweiligen Auslandsvertretungen in Kontakt“ gestanden hätten. Deutschland und Russland hatten im Zuge ihrer schweren Spannungen in der Vergangenheit immer wieder gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Die Lage hat sich mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine deutlich verschärft.
Polen: Verteidigungsminister Blascak spricht sich für längeren Verbleib deutscher Flugabwehrsysteme aus
Update vom 22. April, 13.06 Uhr: Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak spricht sich für einen längeren Verbleib deutscher „Patriot“-Flugabwehrsysteme in Polen aus. Nach Berichten der Nachrichtenagentur PAP begründet er dies in Ramstein mit der aktuellen Entwicklung im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Zwei Hauptargumente sprächen dafür, erläutert er: „Der Krieg in der Ukraine dauert noch an, die Bedrohung bleibt also noch real. Zweitens: Polen ist die wichtigste Drehscheibe, wenn es um die Unterstützung der Ukraine geht“. Westliche Rüstungsgüter dorthin würden in erster Linie über Polen geliefert.
Die deutschen „Patriots“ seien Teil des als Schutz dafür notwendigen Luftabwehrsystems. Blaszczak bezog sich mit seiner Erklärung auch auf deutsche Medienberichte, wonach deutsche „Patriot“-Systeme in Polen nur bis Juni und in der Slowakei nur bis Jahresende stationiert bleiben sollten. Das deutsche Verteidigungsministerium hatte diese Berichte am Freitag allerdings relativiert. Die aktuellen Pläne werde man mit den NATO-Partnern abstimmen.
Wagner-Söldnergruppe: Prigoschin will Einfluss in Afrika ausweiten
Update vom 22. April, 10.40 Uhr: Als Chef der berüchtigten russischen Privatarmee Wagner will Jewgeni Prigoschin auch in Afrika seinen Einfluss erweitern. Dort mischt die Wagner-Gruppe seit Jahren in vielen Konflikten und Machtkämpfen mit. „Ob die militärische Spezialoperation (in der Ukraine) erfolgreich läuft oder misslingt - in jedem Fall muss Russland auf der internationalen Bühne präsent sein, diplomatisch und militärisch“, sagt der 61-Jährige Medienberichten zufolge mit Blick auf Afrika. Es gehe ihm um eine „eine Befreiung des afrikanischen Kontinents von westlichen Besatzern“.
Ukraine-Krieg: Selenskyj will neue Brigaden für Offensive gegen Russland aufbauen
Update vom 22. April, 07.31 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Hintergrund der erwarteten Gegenoffensive Kiews vom Aufbau neuer Militäreinheiten berichtet. „Wir bereiten auch aktiv neue Brigaden und Einheiten vor, die sich an der Front bewähren werden“, sagte der 45-Jährige gestern in seiner täglichen Videoansprache.
Bei seinen Besprechungen mit dem Generalstab gehe es um die Bereitstellung aller Mittel für die Befreiung der Ukraine von der russischen Besatzung. „Wir alle in der Ukraine müssen verstehen, dass die Hauptaufgabe des Staates die Befreiung unserer Gebiete, das Zurückholen unserer Erde und unserer Menschen aus russischer Gefangenschaft ist.“ Die staatlichen Ressourcen würden vor allem dafür aufgewendet, sagte der Staatschef. Die Front habe oberste Priorität, betonte er.
Vermisste Soldaten im Ukraine-Krieg: Kiew hat fast 500 Leichen gefallener Soldaten geborgen
Update vom 22. April, 06.28 Uhr: Suchteams des ukrainischen Militärs haben nach eigenen Angaben seit Beginn des Kriegs fast 500 Leichen gefallener ukrainischer Soldaten geborgen, sagt der Oberst der ukrainischen Streitkräfte, Volodymyr Lyamzin. Insgesamt sei in 600 Dörfern an der Front gesucht worden, berichtete die ukrainische staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform. Noch immer gelten mehr als 7000 ukrainische Soldaten als vermisst. Der ukrainische Beauftragte für vermisste Personen, Oleh Kotenko, geht davon aus, dass sich etwa zwei Drittel davon in Gefangenschaft befinde, während die übrigen Personen möglicherweise nicht mehr am Leben seien.
Ukraine-Krieg: Ukrainischer Verteidigungsminister fordert erneut westliche Kampfjets für Kiew
Update vom 21. April, 22.20 Uhr: Nach dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein hat die Ukraine ihren Wunsch nach westlichen Kampfjets bekräftigt. Er sei sich sicher, dass Kiew für seine Luftverteidigung von den Verbündeten moderne Kampfjets „nach Nato-Standard“ erhalten werde, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Freitag nach den Gesprächen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich zuversichtlich, dass Kiew weiterer von Russland besetzte Gebiet zurückerobern werde. Deutschland, die Ukraine und Polen einigten sich derweil auf die Einrichtung eines gemeinsamen Reparaturzentrums für Leopard-2-Panzer.
Zur von Kiew seit Monaten geforderten Lieferung westlicher Kampfjets sagte der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow, dafür sei noch Zeit nötig. Er sei indes sehr zufrieden mit den Gesprächen in Ramstein, sagte Resnikow im ZDF-“heute journal“. Er habe die „Prioritäten der Ukraine“ präsentieren und berichten können, welche Hilfe seine Regierung erwarte. Dazu gehörten derzeit keine Langstreckenwaffen, um russisches Staatsgebiet anzugreifen. Es existierten auf ukrainischem Gebiet „genug Ziele“ der russischen Armee, „damit wir das russische Militärpotential vernichten können“.
Ukraine-Krieg: Kreml tauscht Flotten-Kommandeure aus
Update vom 21. April, 18.55 Uhr: Russlands Flottenverbände in der Ostsee und im Pazifischen Ozean haben jeweils einen neuen Kommandeur bekommen. Der bisherige Chef der Ostseeflotte, Admiral Viktor Liina, leitet nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax vom Freitag nun die Pazifikflotte. „Der stellvertretende Generalstabschef, Vize-Admiral Wladimir Worobjow, ist zum Kommandeur der Ostseeflotte ernannt worden. Die entsprechenden Dokumente sind unterzeichnet“, berichtete Interfax unter Berufung auf Militärkreise weiter.
Die Ablösung des bisherigen Chefs der Pazifikflotte, Sergej Awakjanz, war am Donnerstag bekannt geworden. Resonanz rief die Neuigkeit vor allem im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt hervor: Erst vor wenigen Tagen hatte die Pazifikflotte ein unangekündigtes Großmanöver gestartet. Obwohl Präsident Wladimir Putin im Kreml bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu den Ablauf der Übungen lobte, wurde Awakjanz noch vor deren Ende beurlaubt.
Offiziell wurde der 65 Jahre alte Awakjanz wegen des Erreichens der Altersgrenze pensioniert. Unabhängige Medien wiesen hingegen auf die hohen Verluste hin, die Teile der Flotte unter Awakjanz‘ Führung in der Ukraine erlitten haben sollen. Künftig soll er einen Stab für die militärisch-sportliche und die patriotische Ausbildung leiten.
Ukraine-Krieg: Kreml verteidigt Angriff auf Nachbarland
Update vom 21. April, 15.20 Uhr: Russland hat den Besuch von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew kritisiert – und als weitere Rechtfertigung für den seit 14 Monaten andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine genutzt. „Die Nato setzt offensichtlich ihren Kurs fort, die Ukraine zu verschlingen und in das Bündnis zu ziehen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag laut Nachrichtenagentur Interfax. Mit Blick auf den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Einmarsch ins Nachbarland sagte Peskow weiter: „All das zeigt einmal mehr jedem, der zumindest ein wenig Denkvermögen hat, die Richtigkeit der Entscheidung des Präsidenten über den Anfang dieser Operation.“
Ein offizielles Kriegsziel des Kremls lautet, eine Nato-Mitgliedschaft des Nachbarlands zu verhindern – auch wenn dieses als souveräner Staat grundsätzlich das Recht auf freie Bündniswahl hat. Ungeachtet dessen stand ein Beitritt der Ukraine vor Beginn der russischen Invasion keinesfalls unmittelbar bevor. Einen baldigen Beitritt mitten in Kriegszeiten wiederum hat Stoltenberg mehrfach indirekt ausgeschlossen.
Ukraine-Krieg: Leaks weiterhin Thema bei Ramstein-Treffen
Update vom 21. April, 13.02 Uhr: Die Dokumente sind unter „Ukraine-Leaks“ bekannt geworden: US-Papiere mit Informationen zu Waffenlieferungen und Einschätzungen zum Ukraine-Krieg. Sie kursierten über Wochen im Netz. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein nun betont: „Ich nehme dieses Problem sehr ernst und wir werden weiter eng und respektvoll mit unseren hochgeschätzten Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten.“
Ukraine-Krieg: Stoltenberg will weitere Gespräche über Kampfjets für Kiew
Update vom 21. April, 12.03 Uhr: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich in Ramstein dafür ausgesprochen, weiter über Kampfjets für die Ukraine zu debattieren. Bislang hat das Land aus dem Westen lediglich Kampfjets sowjetischer Bauart vom Typ Mig-29 erhalten. Bei seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag (20. April) in Kiew habe dieser gesagt, dass die Ukraine weitere Waffen brauche, so Stoltenberg. Darunter seien auch Jets und Luftverteidigungssysteme gewesen.
Stoltenberg machte auch deutlich, dass er die Diskussion über weitere Waffenlieferungen aktuell für deutlich wichtiger hält als die Planungen für einen Nato-Beitritt der Ukraine. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein tagt aktuell die internationale Ukraine-Kontaktgruppe.
Ukraine-Krieg: Kampfjet-Zwischenfall in Belgorod in Russland – schwere Explosion
Update vom 21. April, 10.37 Uhr: Nach dem Kampfjet-Zwischenfall im russischen Belgorod ist die Zahl der Verletzten auf drei gestiegen. Niemand schwebe in Lebensgefahr, teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, nun auf Telegram mit.
Am Donnerstagabend (20. April) hatte sich mitten auf einer Belgoroder Straßenkreuzung eine schwere Explosion ereignet, die einen Krater von rund 20 Metern Radius in den Boden riss. Später teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit, ein russischer Kampfjet habe „ungeplant Munition abgeschossen“.
Ukraine-Krieg: Nato-Beitritt für Kiew? Pistorius empfiehlt „kühlen Kopf und heißes Herz“
Update vom 21. April, 9.36 Uhr: Die Ukraine will in die Nato. Wann wird Kiew der Wunsch erfüllt? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte das westliche Militärbündnis am Donnerstagabend (20. April) aufgefordert, auf ihrem Gipfel im Juli den Weg freizumachen. Verteidigungsminister Boris Pistorius indes geht davon aus, dass die Entscheidung erst nach Ende des russischen Angriffskriegs fällt.
Man müsse „jetzt erstmal diesen Konflikt, diesen Angriff abwehren, und dann in der neuen Zeit muss man diesen Schritt genau abwägen“, sagte der SPD-Politiker in der jüngsten Ausgabe von „Maybrit Illner“ (ZDF). Das sei keine Frage, „die man jetzt mal eben so aus Solidarität trifft“, weil der Schritt eben Wirkung habe. „Da muss man mit kühlem Kopf und heißem Herzen entscheiden und nicht umgekehrt.“
News zum Ukraine-Krieg: London sieht Anzeichen für Umstrukturierungen im russischen Militär
Erstmeldung vom 20. April: Kiew/Moskau/London – Nach Einschätzung britischer Geheimdienste könnte sich das russische Militär in den besetzen Gebieten in der Ukraine neu aufgestellt haben. Als Anzeichen dafür sehen die Briten ihrem Lagebericht von Donnerstag (20. April) zufolge eine Mitteilung des Kreml, in der kürzlich der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei regionalen Kampftruppen am Fluss Dnipro thematisiert wurde.
Die Bezeichnung dieser Truppen als größere, nach dem Dnipro benannte Einheit sei neu, hieß es vom britischen Verteidigungsministerium. Doch im gesamten Kriegsverlauf sollen die russischen Streitkräfte zunehmend in Probleme geraten. Bislang waren die geringen Fortschritte meist nur unter hohen Verlusten aufseiten Russlands zu bewerkstelligen.
News zum Ukraine-Krieg: Dnipro-Truppen sollen wohl besetzte Gebiete verteidigen
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs seien die regionalen Kampftruppen nach ihren Heimatbezirken in Russland benannt gewesen. Dass es nun mutmaßlich eine neue russische Dnipro-Kampfeinheit gebe, deute darauf hin, dass sich das Militär neu aufgestellt habe. Die Briten vermuten, dass der Grund dafür schwere Verluste sein könnten. Die Truppen am Dnipro seien wahrscheinlich damit beauftragt, den südlichen Teil des besetzten Gebiets zu verteidigen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor. (Red mit dpa/AFP)