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Alice Weidel - Spitzenkandidatin der AfD: Das will sie im Bundestag

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Alice Weidel.
Alice Weidel. © dpa

Das Spitzenduo der AfD für die Bundestagswahl besteht aus Alice Weidel und Alexander Gauland. Was trennt und was verbindet die beiden Kandidaten? Lesen Sie hier ein Porträt von Alice Weidel.

Nach dem Kölner Parteitag der AfD sollte nach außen hin vor allem eines erkennbar werden: Der Streit innerhalb der Partei sei beendet, die beiden Flügel der AfD würden geeint in den Bundeswahlkampf starten. „Diese Zeit ist zu Ende“, betonte Spitzenkandidat Gauland nach der Wahl in Schleswig-Holstein erneut. Die Wählerschaft der AfD schien durch den innerparteilichen Streit um das Ausschlussverfahren von Björn Höcke gespalten, auch die Umfragewerte der AfD sanken in den vergangenen Monaten – und das kurz vor der Bundestagswahl, in der die Alternative für Deutschlands erstmals den Einzug in den Bundestag schaffen möchte. Wie die Wahl ausgeht und wie die Karten mit den Wahlergebnissen aussehen, finden Sie am Abend der Bundestagswahl unter diesem Link.

Im Live-Ticker zur Bundestagswahl können Sie alle Prognosen und Hochrechnungen mitverfolgen.

Die AfD-Spitzenkandidaten 2017: Streitereien innerhalb der Partei seien beendet

Bei der Wahl der Spitzenkandidaten 2017 wurde dementsprechend taktisch auf einen vereinten Wahlkampf beider Flügel gesetzt. Schließlich sehen viele Teile der AfD selbst hier einen Streitpunkt, der die Partei im September einige, womöglich ausschlaggebende Wählerstimmen kosten könnte. Auf dem vergangenen Parteitag in Köln wurde das Spitzenduo nun vorgestellt: Alice Weidel und Alexander Gauland werden die AfD in diesem Jahr in den Bundestagswahlkampf führen.

Vor Bundesparteitag: Frauke Petry verzichtete auf Spitzenkandidatur

Während Gauland aus dem rechten Rand der Partei bekannt ist, zu dem unter anderem auch Björn Höcke gezählt wird, gibt sich Alice Weidel wirtschaftsliberal und wird dem gemäßigten Teil der AfD zugeordnet. Sie gehöre zu dem Kreis um Parteichefin Frauke Petry, die selbst vorab übrigens auf eine Spitzenkandidatur verzichtet hatte: Der „Zukunftsantrag“ von Petry, in dem die Parteichefin von ihren Kollegen forderte, sich für einen „realpolitischen Kurs“ zu entscheiden, war von den Mitgliedern bereits vor dem Parteitag scharf abgelehnt worden. In diesem Antrag sprach sie sich unter anderem gegen den „fundamentaloppositionellen“ Teil der Partei aus – und erwähnte hier auch Alexander Gauland

Dass Frauke Petry und Alexander Gauland nach dem zuvor entbrannten Streit um Ausrichtung der Partei als Spitzenduo einen geeinten Wahlkampf hätten führen können, galt spätestens nach der Antragsstellung als äußerst fragwürdig. Nach dem Parteitag antwortete sie auf die Frage, ob die AfD noch „ihre Partei“ sei, mit den Worten: "Ich werde mir bis zum Herbst ansehen, wie sich das weiter entwickelt." 

Die AfD-Spitzenkandidaten: Die Wirtschaftsliberale und der Rechtskonservative?

Alice Weidel war bislang keine auffällige Person in der Öffentlichkeit der AfD, hielt sich mit umstrittenen Äußerungen in den Medien zurück. Von ihr ist zwar bekannt, dass auch sie sich für einen Parteiausschluss von Björn Höcke einsetzte, ansonsten spricht sie in der Öffentlichkeit allerdings größtenteils über die wirtschaftlichen Ziele der Partei. Als promovierte Ökonomin scheint dies nicht verwunderlich - sie selbst nannte den Austritt aus dem Euro und die Durchsetzung direktdemokratischer Elemente in Deutschland als Gründe für ihren Parteieintritt 2013. 

Wofür steht AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel?

Doch wie moderat und liberal ist Alice Weidel? Noch im Jahr 2016 lachte sie bei Markus Lanz fragwürdige Aussagen von Parteikollegen wie Alexander Gauland oder Björn Höcke weg und gab sich besonnen, den Kurs der AfD auf einen liberal-konservativen Weg zu lenken. Inzwischen ist aus ihrem „liberal“ ein „freiheitlich“ geworden, erst in diesem Jahr distanzierte sich Weidel von ersterem Begriff. Auf einer Pressekonferenz am 23. April sagte sie hierzu: „Ich finde, der Begriff der Liberalität, das Liberalsein, ist absolut ad absurdum geführt worden von der FDP, die diesen Begriff komplett verbogen hat. Ich würde eher sagen: freiheitlich ja, ich stehe für den freiheitlich-konservativen Arm der Partei.“

Gleichzeitig wirkt - zumindest öffentlich - ihre Beziehung zu Spitzenkandidat Alexander Gauland äußerst verträglich. In ihrer Dankesrede auf dem Parteitag in Köln gab sie sich gleichzeitig einer Rhetorik hin, die auch vonseiten des rechtskonservativen Parteiflügels starken Applaus erntete. Thematisch griff sie deutlich die Stimmung ihrer Parteikollegen auf und sagte – offensichtlich in Anspielung auf den Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im vergangen Dezember: „Ich möchte mit meiner Familie Weihnachtsmärkte in friedlicher Atmosphäre genießen. Doch leider ist dieser Wunsch nur noch ein Bild der Erinnerung geworden. (…)“

Spitzenkandidatin der AfD: Alice Weidel 

Die AfD-Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland: Ein Symbol der Einigkeit?

Wie das Spitzenduo der AfD auf die Öffentlichkeit wirkt, scheint inzwischen klar: Alexander Gauland nimmt vor allem die konservativen, rechtsgewandten AfD-Wähler mit, während Alice Weidel eine junge Offenheit und Toleranz der Partei vertritt. Gleichzeitig ist die Wahl der Spitzenkandidaten mit Sicherheit eine, die die beiden Flügel der Partei vereinen und für Einigkeit im Wahlkampf stehen soll. 

Für die Ergebnisse der Bundestagswahl setzen die Kandidaten ihre Ziele hoch: Gauland sprach mehrmals von einer zweistelligen Prozentzahl und auch Alice Weidel prognostizierte 15 Prozent für die AfD. Inwiefern die AfD diese Werte erreicht, wird sich nach der Wahl am heutigen Sonntag, 24. September, zeigen. Über aktuelle Umfragen der AfD und Prognosen zur Bundestagswahl halten wir Sie auf dem Laufenden.

Updates

Update vom 18. Juli 2017: Wie steht die AfD zur Flüchtlingspolitik und inneren Sicherheit? Wir haben alle wichtigen Infos über das Wahlprogramm der Alternativen zusammengefasst.

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