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16 Jahre Angela Merkel - das waren die prägendsten Momente ihrer Kanzlerschaft

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Von: Marcella Moschini, Jonas Raab

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Angela Merkel und Norbert Lammert - Amtseid 2005
Die neugewählte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) legt am 22.11.2005 in Berlin den Amtseid vor Bundestagspräsident Norbert Lammert ab. Die CDU-Vorsitzende wurde zuvor mit der Mehrheit der Stimmen des Parlaments gewählt. © picture alliance / dpa | Peer Grimm

Nach 16 Jahren an der Spitze der deutschen Regierung neigt sich die Ära von Angela Merkel dem Ende zu. Wir blicken zurück auf die bedeutendsten Momente ihrer Kanzlerschaft.

Berlin - Mittlerweile ist sie so lange im Amt, dass sich viele junge Menschen kaum noch an ein Deutschland ohne sie als Regierungschefin erinnern können. Angela Merkel ist seit 2005 Bundeskanzlerin. Einzig Helmut Kohl regierte noch länger als sie. Es waren 16 bewegte Jahre gespickt mit schweren Krisen. Darunter die Finanzkrise 2008, die Flüchtlingskrise 2015 und natürlich die Corona-Pandemie, die zur Bundestagswahl am 26. September - so zumindest die große Hoffnung - dank der Impfstoffe weitestgehend überwunden sein sollte. Dann wird Angela Merkel die politische Bühne verlassen. Wir blicken zurück auf das, was in Erinnerung bleiben wird.

Wahlkampf 2005: Angela Merkel muss sich gegen Gerhard Schröder durchsetzen

Bundeskanzler Gerhard Schröder und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel bei einem TV-Duell im September 2005.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel bei einem TV-Duell im September 2005. © Peer Grimm/dpa

Fernsehduelle gewinnen keine Wahlen - da sind sich die meisten Forscher:innen einig. Dennoch sind sie im Wahlkampf wichtig. Denn sie bieten den Bürger:innen die Möglichkeit, die Politiker:innen „hautnah“ zu erleben, zu sehen wie sie interagieren und reagieren. Für Kanzlerkandidatin Merkel dürfte es nicht einfach gewesen sein, sich bei diesen Auftritten gegen Gerhard Schröder, auch als „Medienkanzler“ bekannt, zu behaupten. Doch auch sie stellte sich knapp eine Woche vor der Bundestagswahl 2005 den Fragen der Moderatoren in der MDR-Sendung „Die Favoriten - Spitzenpolitiker im Kreuzverhör“.

2005: Merkel wird erste Bundeskanzlerin in Deutschland - Schröder gratuliert

Angela Merkel und Gerhard Schröder.
Angela Merkel und Gerhard Schröder. © Peer Grimm/dpa

Die Bundestagswahl im Jahr 2005 gewinnt die CDU äußerst knapp. Nur einen Prozentpunkt liegt sie vor der SPD. Am Abend treffen sich Angela Merkel und Gerhard Schröder bei einer Elefantenrunde im Fernsehen. Der bisherige Kanzler höhnt: „Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merkel bei dieser Sachlage eingeht, indem sie sagt, sie will Bundeskanzlerin werden?“ Schröder sollte sich täuschen. Obwohl er die Niederlage zunächst nicht eingestehen wollte, wählten am 22. November 397 Abgeordnete bei 202 Gegenstimmen und zwölf Enthaltungen Angela Merkel zu seiner Nachfolgerin.

Feierliche Vereidigung - Angela Merkel legt den Eid für ihr neues Amt als Kanzlerin ab

Angela Merkel und Norbert Lammert - Amtseid 2005
Die neugewählte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) legt am 22.11.2005 in Berlin den Amtseid vor Bundestagspräsident Norbert Lammert ab. Die CDU-Vorsitzende wurde zuvor mit der Mehrheit der Stimmen des Parlaments gewählt. © picture alliance / dpa | Peer Grimm

Am 22. November 2005 legte Angela Merkel vor dem damaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert ihren Amtseid ab. Die Formel aus Artikel 56 des Grundgesetzes lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“ Die religiöse Beteuerung „So wahr mir Gott helfe“ ist nicht verpflichtend. Merkel entschied sich damals aber, sie zu verwenden.

Unerwartet: Bundeskanzlerin wurde das Wort des Jahres 2005

Bundeskanzlerin ist Wort des Jahres 2005.
„Bundeskanzlerin“ ist das Wort des Jahres 2005. © Christine Kokot/dpa

Im Dezember 2005 erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) „Bundeskanzlerin“ zum Wort des Jahres. Der Begriff stehe nicht nur für die erste Wahl einer Frau an die Spitze einer deutschen Regierung, sondern sei auch sprachlich interessant, begründete die GfdS damals ihre Wahl. Noch vor einigen Jahrzehnten wäre Angela Merkel mit „Frau Bundeskanzler“ angesprochen worden, erklärten die Sprachforscher.

Merkels Anfänge: Wenig Glauben an ihr Durchhaltevermögen

Bundestagswahl 2005 Angela Merkel
Das Foto der neuen Bundeskanzlerin Angela Merkel wird 2005 in der Gaststätte „KanzlerEck“ aufgehängt. © picture alliance / dpa | Jens Büttner

Einen Tag nach der Vereidigung wird in der Berliner Gaststätte „KanzlerEck“ Merkels Porträt neben die ihrer Vorgänger gehängt. Viel Vertrauen in ihr Durchhaltevermögen schien es aber zunächst nicht zu geben. Doch Merkel kämpfte sich durch und zeigte dabei allen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist: ihrem CDU-Männerclub wie ausländischen Regierungschefs gleichermaßen. Im Jahr 2021 - 16 Jahre später - ist sie noch immer an der Macht. Unter ihr hat sich die CDU verändert, sie hat die Partei nachhaltig geprägt.

Das „Sommermärchen“ von 2006: Merkel bei der Fußball WM in Deutschland

Angela Merkel und Jürgen Klinsmann bei der Fußball Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Angela Merkel im Gespräch mit Jürgen Klinsmann bei der WM 2006. © picture-alliance/ dpa | Ronald Wittek

Bis heute gilt die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland als „Sommermärchen“. Damals wurde das wichtige Turnier zum zweiten Mal in Deutschland ausgetragen. Dies war nicht nur sportlich ein bedeutendes Event, sondern auch politisch von Bedeutung. Die Weltmeisterschaft galt als Chance, sich international als weltoffenes und gastfreundliches Land zu präsentieren. Kein Wunder also, dass auch Angela Merkel sich das gigantische Event nicht entgehen ließ. Von der Tribüne aus jubelte sie über die Erfolge der deutschen Nationalmannschaft und kam auch zum Spiel um Platz drei, wo sie mit dem damaligen Trainer Jürgen Klinsmann angeregt unterhielt. Den Sieg haben damals bekanntlich die Italiener geholt, gewonnen hat aber auch das Image Deutschlands.

Umstrittene Reform wird verabschiedet - ab März 2007 gilt Rente mit 67

Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Neujahrsansprache für das Jahr 2007.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Neujahrsansprache für das Jahr 2007. © Axel Schmidt/dpa

Höchst umstritten war die Einführung der Rente ab 67 Jahren. Union und SPD führten an, einen Anstieg der Rentenbeiträge so dämpfen zu wollen. Die Opposition beklagte, man mache Politik zulasten der arbeitenden Bürger:innen. Widerstand gegen die Idee gab es aber im Vorfeld auch schon aus den eigenen Reihen. Nichtsdestotrotz wurde die Reform im März 2007 im Bundestag mit 408 zu 169 Stimmen beschlossen. Angela Merkel hatte die Entscheidung bereits bei ihrer Neujahrsansprache drei Monate zuvor angekündigt. Ihre Formulierung war sehr vorsichtig - wie das eben so ihre Art ist.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - die Beziehung zwischen Merkel und Putin

Angela Merkel, Wladimir Putin und dessen Hund Koney.
Der Hund von Russlands Präsident Wladimir Putin läuft beim Treffen seines Herrchens mit Bundeskanzlerin Angela Merkel durchs Zimmer. © Dmitry Astakhov/dpa

Dieses Foto kann als Sinnbild für das angespannte Verhältnis zwischen Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin gelten. Schon früh zeichnete sich ab, dass die beiden wohl keine Freunde werden. Denn im Jahr 2007 traf die Bundeskanzlerin den Kreml-Chef in Moskau. Bekannt ist, dass Hunde der Regierungschefin gehörig Respekt einflössen, seit sie von einem gebissen wurde. Putin brachte dennoch zum Treffen vor Fernsehkameras seinen stattlichen Labrador mit. Während Merkel sichtlich angespannt war, gab sich der russische Staatspräsident kaum Mühe, sein Amüsement zu verbergen. Er war der damals noch unerfahrenen Kanzlerin in Sachen psychologischer Kriegsführung weit voraus. Zudem verbindet ihn bis heute eine Männerfreundschaft mit Merkels Vorgänger Gerhard Schröder.

Unangemessene Kommentare: 2008 sorgt ein Kleid der Kanzlerin für Aufsehen

Politiker und ihr Äußeres
Über dieses tief ausgeschnittene Kleid hat Deutschland 2008 diskutiert.  © dpa

Ein Thema, mit dem männliche Politiker eher selten konfrontiert werden, ist ihre Kleidung. Leider muss Angela Merkel sich zu Beginn ihrer Kanzlerschaft immer wieder Kommentare zu ihren Outfits gefallen lassen. Für manche Beobachter:innen war 2008 das tiefe Dekolleté der Kanzlerin ein Stein des Anstoßes. Sie trug das ausgeschnittene Kleid zur Eröffnung der Oper in Oslo. Im Laufe der Jahre wurden die Diskussionen um ihre Kleidung aber deutlich leiser.

Mit voller Wucht trifft die Finanzkrise 2008 auch Deutschland - Merkel will beruhigen

Am 5. Oktober 2008 versprechen Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück: Die Spareinlagen sind sicher.
Am 5. Oktober 2008 versprechen Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück: Die Spareinlagen sind sicher. © Rainer Jensen/dpa

Im Herbst 2008 stürzte der Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers die Finanzmärkte ins Chaos und löste eine internationale Krise. Am 5. Oktober trat Angela Merkel gemeinsam mit dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück vor die Presse. Ein Satz der Kanzlerin blieb besonders in Erinnerung: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind.“

Umstrittene Umweltprämie als Konjunkturpaket - Merkel in China

Angela Merkel besucht 2008 in Peking anlässlich der Produktion des 25.000sten Fahrzeugs das Mercedes-Werk.
Angela Merkel besucht 2008 in Peking anlässlich der Produktion des 25.000sten Fahrzeugs das Mercedes-Werk. © Peer Grimm/dpa

Um die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf die Realwirtschaft zu mildern, schnürte die Bundesregierung im Januar 2019 ein Konjunkturpaket. Dabei setzte Angela Merkel (hier Ende 2008 anlässlich der Produktion des 25.000. Fahrzeugs im Mercedes-Werk Peking) unter anderem die umstrittene Umweltprämie durch, um der Automobilindustrie unter die Arme zu greifen: Wer seinen älteren Pkw verschrottete, bekam dafür eine Prämie von 2500 Euro.

Meilenstein für die Kanzlerin - im September 2009 wird sie wiedergewählt

Bundeskanzlerin Angela Merkel feiert im Konrad-Adenauer-Haus das Ergebnis der Bundestagswahl 2009.
Bundeskanzlerin Angela Merkel feiert im Konrad-Adenauer-Haus das Ergebnis der Bundestagswahl 2009. © Julian Stratenschulte/dpa

Bei der Bundestagswahl 2009 konnte die Union erneut den Wahlsieg für sich verbuchen. Angela Merkel wurde zum zweiten Mal Bundeskanzlerin. Mit 323 von 612 Stimmen war sie im Amt bestätigt worden. Anders als zuvor gibt es ein schwarz-gelbes Regierungsbündnis zwischen CDU/CSU und FDP. „Ich nehme die Wahl an und bedanke mich für das Vertrauen“, erklärt sie bei ihrer zweiten Vereidigung.

20 Jahre Mauerfall - Bundeskanzlerin Merkel feiert 2009 mit Michail Gorbatschow

Bundeskanzlerin Merkel bei den Feierlichkeiten zum 20. Jubiläum des Mauerfalls.
Bundeskanzlerin Merkel bei den Feierlichkeiten zum 20. Jubiläum des Mauerfalls. © Wolfgang Kumm/dpa

Am 9. November 2009 jährte sich der Mauerfall zum 20. Mal. Das war auch für Angela Merkel als Ostdeutsche ein besonderes Datum. Zu den Feierlichkeiten in Berlin am Grenzübergang Bornholmer Straße kam die Kanzlerin selbstverständlich. Dort traf sie den ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow, den früheren polnischen Präsidenten Lech Walesa und den aus der DDR ausgewiesenen Liedermacher Wolf Biermann.

Die nächste Krise wartet schon - ab 2010 bestimmt die Eurokrise das Geschehen

Angela Merkel und Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras 2012 in Athen.
Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Flughafen von Athen. © Hannibal Hanschke/dpa

Nur zwei Jahre nach der weltweiten Finanzkrise beschäftigten erneut wirtschaftliche Problematiken die Kanzlerin. Denn ab 2010 war die Europäische Union mit einer starken Banken-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise konfrontiert, der sogenannten Eurokrise. Merkel schloss Finanzhilfen für das hoch verschuldete Griechenland zunächst aus und pochte auf einen strikten Sparkurs. Später stimmte sie einem deutschen Hilfspaket aber zu. Im Jahr 2012 besuchte sie Athen und wurde dort vom damaligen griechischen Ministerpräsident Antonis Samaras empfangen. Das Handeln Deutschlands in der Krise war in der EU sehr umstritten.

Die Merkel Raute - was hinter der berühmten Geste steckt

Angela Merkel macht mit beiden Händen ein Rauten-Symbol.
Angela Merkel macht mit beiden Händen ein Rauten-Symbol. © Michael Kappeler/dpa

Diese Geste ist in deutschen Köpfen - und vielleicht nicht nur dort - untrennbar mit Bundeskanzlerin Angela Merkel verbunden. Dabei formt sie mit Daumen und Zeigefingern beider Hände eine Raute. Der Grund für die mittlerweile berühmte Handstellung? Merkel selbst erklärte in Interrviews immer wieder, dass die Raute einer guten Köperhaltung diene und einen geraden Rücken fördere.

Radikaler Kurswechsel im Juni 2011: Merkel für den Atomausstieg

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestag bei der namentlichen Abstimmung zum Energiegesetz ihre Stimmkarte ein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestag bei der namentlichen Abstimmung zum Energiegesetz ihre Stimmkarte ein. © Michael Kappeler/dpa

Eigentlich hatte die schwarz-gelbe Regierung unter Merkel den zuvor beschlossenen Atomausstieg rückgängig gemacht, die Laufzeit der bestehenden Atomkraftwerke war im Herbst 2010 sogar verlängert worden. Doch im Juni 2011 wendete sich der Kurs um 180 Grad. Grund dafür war die Atomkatastrophe von Fukushima. „Die Ereignisse in Japan lehrten uns, dass Risiken, die für absolut unwahrscheinlich gehalten wurden, doch nicht vollends unwahrscheinlich sind“, sagte Merkel damals. Drei Tage nach dem Unglück läutete ihre Regierung das Ende der Atomkraft in Deutschland ein. Spätestens 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen, so der Plan.

CDU-Bundesparteitag 2012: „Gott hat die FDP nur erschaffen, um uns zu prüfen.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommt nach ihrer Rede beim 25. Bundesparteitag der CDU Applaus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommt nach ihrer Rede beim 25. Bundesparteitag der CDU Applaus. © Bernd Von Jutrczenka/dpa

Am 4. Dezember 2012 wurde Angela Merkel auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover mal wieder zur Vorsitzenden der CDU gewählt. Mit einem schelmischen Seitenhieb Richtung Koalitionspartner FDP sorgte sie für Belustigung und Beifall ihrer Parteifreunde. „Auch mir hat eine Satiresendung schon einmal richtig aus der Seele gesprochen, als es dort hieß: Gott hat die FDP vielleicht nur erschaffen, um uns zu prüfen“, sagte die Kanzlerin.

Hochwasser an der Elbe – Merkel besucht betroffene Orte

Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht vom Hochwasser betroffene Orte in Schleswig-Holstein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht vom Hochwasser betroffene Orte in Schleswig-Holstein. © Markus Brandt/dpa

Im Jahr 2013 kämpften die Bundesländer entlang der Elbe einmal mehr mit Hochwasser. Über Wochen blieb die Lage angespannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte im Juni betroffene Orte in Schleswig-Holstein und versprach besseren Schutz und ein Hilfspaket in Milliardenhöhe. Manch böse Stimme behauptete, das der Termin vor Ort lediglich Wahlkampf für die bevorstehende Bundestagswahl gewesen sei.

Dritte Amtszeit für Kanzlerin Merkel - 2013 wird sie erneut wiedergewählt

Arbeiter zurren ein abgebautes CDU-Wahlplakat mit Kanzlerin Merkel auf einem Transporter fest.
Arbeiter zurren ein abgebautes CDU-Wahlplakat mit Kanzlerin Merkel auf einem Transporter fest. © Hannibal Hanschke/dpa

Am 22. September 2013 wurden die Bürger:innen in Deutschland erneut zur Bundestagswahl an die Urnen gebeten. Stärkste Partei wurde die CDU, die gemeinsam mit ihrer Schwesterpartei CSU, 41,5 Prozent der Stimmen holte. Bei den Regierungsverhandlungen verständigte man sich erneut auf eine große Koalition. Angela Merkel wurde zum zweiten Mal als Kanzlerin wiedergewählt.

Jubeln in Brasilien - Merkel freut sich über den Weltmeister-Titel von 2014

Kabinenfoto 2014. Merkel, Löw und der Pokal.
Kabinenfoto 2014. Merkel, Löw und der Pokal. © Guido Bergmann/dpa

Was bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land nicht klappte, holten „Merkels Jungs“ beim Turnier 2014 in Brasilien nach: Die deutsche Nationalmannschaft setzte sich bei dem Turnier durch und spielte sich auf den ersten Platz. Jubelnd auf der Tribüne saß damals Angela Merkel, die schon 2006 großes Interesse am Erfolg der Fußballer gezeigt hatte. Berühmt ist das Foto, auf dem die Bundeskanzlerin mit den siegreichen Spielern in der Kabine posierte.

Angela Merkel privat - so wenig gibt die Kanzlerin von sich preis

Kanzlerin Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer gehen einen Weg hinauf.
Kanzlerin Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer im Urlaub. © Ciro de Luca/dpa

Nur selten an der Öffentlichkeit zu sehen: Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer. Die Regierungschefin heiratete den Chemiker 1998 in zweiter Ehe, behielt aber den Nachnamen ihres ersten Mannes. Das Paar wird nur zu raren Gelegenheiten gemeinsam gesehen. Hier spazieren die beiden im Urlaub.  

„Wir schaffen das“ - Merkels legendärer Satz zur Flüchtlingskrise

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert sich auf einer Pressekonferenz. Dabei fällt auch der Satz: „Wir schaffen das.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert sich auf einer Pressekonferenz. Dabei fällt auch der Satz: „Wir schaffen das.“ © Kay Nietfeld/dpa

Im Sommer 2015 spielten sich an Europas Grenzen dramatische Situationen ab. Die Flüchtlingszahlen stiegen immer weiter, über die Balkanroute drängten unzählige Menschen nach. Am 31. August sprach die Kanzlerin einen Satz, der zu ihren berühmtesten gehört: „Wir haben so vieles geschafft: Wir schaffen das.“ Vor allem der zweite Teil blieb den Menschen im Gedächtnis. Es war ein Satz, der das Land motivieren sollte. Wenige Tage später traf Merkel die Entscheidung, die Grenzen für die Geflüchteten aus Ungarn offenzulassen. Was die einen motivierte, halten ihr andere noch immer nach. Denn ein Teil der Gesellschaft, wollte das damals gar nicht schaffen, wie Alexander Gauland (AfD) bei einer Demonstration bemerkte. Der andere Teil jedoch engagierte sich oft über Monate und Jahre in der Flüchtlingshilfe oder zeigte Solidarität.

Ein Foto geht um die Welt - Merkel posiert mit Geflüchtetem für ein Selfie

Merkel beim Besuch einer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Berlin
Merkel beim Besuch einer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Berlin © dpa

Auch nach dem Ausspruch des Satzes, der Geschichte schrieb, blieb sie ihrer Linie treu. Immer wieder sprach sie sich gegen eine oft geforderte Obergrenze aus. Im September 2015 besuchte die Kanzlerin eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Berlin-Spandau. Dort posierte sie mit einem Geflüchteten für ein Selfie. Die Aufnahme ging um die Welt.

Hass aus der Bevölkerung - Pegida verbreitete fremdenfeindliche Parolen

Bei einer Kundgebung von Pegida in München fiel ein Mann durch verbotene Parolen auf.
Bei einer Kundgebung von Pegida in München fiel ein Mann durch verbotene Parolen auf.  © Sven Hoppe/dpa

Die Solidarität vieler in der Flüchtlingskrise stand ganz anderen Bewegungen gegenüber. Immer montags demonstrierte Pegida gegen die Aufnahme von Geflüchteten. Die Bewegung konnte in Dresden zeitweise sogar bis zu 25.000 Menschen mobilisieren. Fremdenfeindliche Parolen wurden dort zur Tagesordnung, die Entscheidungen Merkels wurden verteufelt. Mit der Zeit verlor die Bewegung wieder an Kraft, zu den Demonstrationen kamen deutlich weniger Menschen.

Barack Obama und Angela Merkel - immer wieder witzige Szenen

Angela Merkel und Barack Obama beim G7-Gipfel.
Angela Merkel und Barack Obama beim G7-Gipfel. © Michael Kappeler/dpa

Angela Merkel und Barack Obama sorgten immer wieder für lustige Szenen. Ganz gleich, ob beim Besuch eines bayerischen Biergartens oder am Tagungsort der G7-Konferenz auf dem Foto, auf dem die Bundeskanzlerin vor malerischer Kulisse ihrem Gegenüber etwas zu schildern scheint. Bei verschiedenen Aufeinandertreffen und gegenseitigen Besuchen wurde deutlich: Diese zwei verstehen sich.

Donald Trump und der verweigerte Handschlag - Merkel bleibt gelassen

Bundeskanzlerin Angela Merkel schweigt nach den Vorwürfen von Donald Trump.
Bundeskanzlerin Angela Merkel schweigt nach den Vorwürfen von Donald Trump. © Michael Kappeler/dpa

Während sich Angela Merkel mit Barack Obama geradezu prächtig verstand, sah es bei Donald Trump ganz anders aus. Die Beziehung zwischen den beiden Politikern galt schon direkt nach dessen Wahl 2016 als angespannt. Der US-Präsident soll die Bundeskanzlerin bei einem Telefonat sogar wüst beschimpft und sie als „dumm“ bezeichnet haben. Während eines Treffens verweigerte Trump sogar den Handschlag. Merkel reagierte gelassen. Doch Freunde sind die beiden nie geworden.

Bundestagswahl 2017: Merkel zum vierten Mal wiedergewählt

Bundeskanzlerin Merkel freut sich über das Ergebnis der Bundestagswahl 2017.
Bundeskanzlerin Merkel freut sich über das Ergebnis der Bundestagswahl 2017. © Boris Roessler/dpa

Kennt man die Bundeskanzlerin meist nüchtern und gelassen, zeigte sie bei der Wahlparty 2017 Emotionen. Nachdem Hochrechnungen zur Bundestagswahl gezeigt hatten, dass sie wieder als Siegerin hervorgehen würde, reagierte Merkel glücklich. Die CDU wurde mit 26,8 Prozent der Stimmen erneut stärkste Kraft im Bundestag.

Zähes Ringen um eine Regierung: Monatelange Verhandlungen zwischen Union und möglichen Partnern

Politiker von FDP, Grünen und Union verhandeln hinter den Fenstern der Parlamentarischen Gesellschaft.
Politiker von FDP, Grünen und Union verhandeln hinter den Fenstern der Parlamentarischen Gesellschaft. © Kay Nietfeld/dpa

Doch die Freude dürfte nach der Wahlnacht nicht lange angehalten haben. Denn noch nie hatte eine Regierungsbildung in Deutschland so lange angedauert. Zunächst hatte es Sondierungsgespräche mit FDP und Grünen gegeben, die scheiterten als die FDP am 20. November die Gespräche platzen ließ. Erst am 7. Februar 2018 konnten sich SPD und Union schließlich final auf eine Fortsetzung der großen Koalition einigen.

Endlich eine Regierung: Angela Merkel, Olaf Scholz und Horst Seehofer unterzeichnen den Vertrag

Unterzeichnung des Koalitionsvertrags durch Merkel, Scholz und Seehofer.
Unterzeichnung des Koalitionsvertrags durch Merkel, Scholz und Seehofer. © Kay Nietfeld/dpa

Erst am 12. März 2018 war es dann so weit: Angela Merkel und die beiden anderen Parteivorsitzenden Olaf Scholz (SPD) und Horst Seehofer (CSU) unterzeichneten den Vertrag. Die SPD erhielten wichtige Ressorts wie Auswärtiges, Finanzen sowie Arbeit und Soziales. Es war die dritte große Koalition unter Merkel.

Streit um Asylfragen - Showdown zwischen Merkel und Seehofer

Horst Seehofer und Angela Merkel sitzen sich im Bierzelt gegenüber.
Horst Seehofer und Angela Merkel sitzen sich im Bierzelt gegenüber. © Sven Hoppe/dpa

Der Konflikt zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel schwelte seit Jahren bevor er im Frühsommer 2018 dann eskalierte. Zum Überlaufen brachte das Fass der Asylstreit zwischen Innenministerium und Kanzleramt. Seehofer wollte einen „Masterplan Migration“ durchsetzen, das kam bei Merkel nicht gut an. Gegenüber Bild sagte der Bayer außerdem, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Auch diese Äußerung sorgte für Ärger bei der Kanzlerin. Am 11. Juni 2018 eskaliert der Streit schließlich, eine Bundestagssitzung wird unterbrochen. Schließlich droht Seehofer kurz später sogar damit, sein Amt als Innenminister niederzulegen. Die CSU-Führung überzeugt ihn von einem Gespräch mit Merkel. Der Streit scheint fürs Erste gebannt.

Oktober 2018: CDU und CSU stürzen bei Landtagswahlen ab - Merkels Reaktion folgt prompt

Angela Merkel bei einer Pressekonferenz nach den Landtagswahlen in Hessen.
Angela Merkel bei einer Pressekonferenz nach den Landtagswahlen in Hessen. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Im Herbst 2018 fanden in Bayern und Hessen Landtagswahlen statt. Die Unionsparteien CDU und CSU schnitten dabei unerwartet schwach ab. Die CSU in Bayern stürzte um satte zehn Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl ab. In Hessen erreichte die CDU statt rund 38 nur noch etwa 27 Prozent. Als Reaktion darauf kündigte Angela Merkel im Oktober 2018 an, für die Bundestagswahl 2021 nicht mehr zu kandidieren. Ihre Nachfolge tritt Armin Laschet an, der bei der Wahl überzeugen will.

2018: Glückwünsche an die Nachfolgerin - Merkel gibt Amt der Parteichefin ab

Kramp-Karrenbauer: Verzicht auf Kanzlerkandidatur und CDU-Vorsitz
Nach 18 Jahren gab Angela Merkel den CDU-Vositz an Annegret Kramp-Karrenbauer ab. © AFP / ODD ANDERSEN

Der 7. Dezember 2018 markierte das Ende einer Ära: Nach mehr als 18 Jahren als CDU-Vorsitzende übergab Angela Merkel auf dem CDU-Bundesparteitag in Hamburg ihr Amt an CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. Im zweiten Wahlgang setzte sich AKK gegen Friedrich Merz und Jens Spahn durch und wurde zur neuen CDU-Vorsitzenden gewählt. Angela Merkel gratulierte ihr herzlich.

Sorge um die Kanzlerin - 2019 erleidet Angela Merkel öffentlich Zitter-Anfälle

Angela Merkel erlebte erneut ein heftiges Zittern am ganzen Körper bei einem offiziellen Termin.
Sorge um Angela Merkel wegen ihrer Zitter-Anfälle. © Kay Nietfeld/dpa

Gleich dreimal erlebte Angela Merkel 2019 bei öffentlichen Auftritten Zitter-Anfälle. Die Sorge in Deutschland war groß. Doch Merkel ging damit um, wie man es von ihr erwartet hätte. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Besuchs der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte sie deutlich, „dass ich erstens um die Verantwortung meines Amtes weiß und deshalb auch dementsprechend handele – auch was meine Gesundheit anbelangt. Und zweitens dürfen Sie davon ausgehen, dass ich auch als Mensch ein großes persönliches Interesse daran habe, dass ich gesund bin und auf meine Gesundheit achte.“ In Berlin hieß es, sie sei gründlich untersucht worden - ohne nennenswerte Ergebnisse. Das Zittern kam auch nicht mehr zurück.

Wegen der Corona-Pandemie wagt Merkel ein Novum - und meldet sich in kurzfristiger TV-Ansprache

 Die Bundeskanzlerin redet bei einer TV-Ansprache über die Coronavirus-Pandemie.
Die Bundeskanzlerin redet bei einer TV-Ansprache über die Coronavirus-Pandemie. © Fabian Strauch/dpa

Im März 2020 hielt Angela Merkel kurzfristig eine Fernsehansprache an die Menschen in Deutschland. Eine äußerst ungewöhnliche Geste der Kanzlerin, die sonst sehr sparsam mit Auftritten im Fernsehen umging. Doch die Umstände waren ernst. Die erste Welle des Coronavirus rollte über das Land und zwang zu bisher unbekannten Maßnahmen. „Unsere Vorstellung von Normalität, von öffentlichem Leben, von sozialem Miteinander - all das wird auf die Probe gestellt wie nie zuvor“, erklärte sie in der ungewohnt emotionalen Rede. Das Coronavirus nannte sie die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Umgang mit der Pandemie - Merkels Corona-Kurs nicht ohne Kritik

Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Impfgipfel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Impfgipfel. © Kay Nietfeld/dpa

Abstimmungen zum Vorgehen in der Corona-Pandemie haben lange in Bund-Länder-Runden stattgefunden. Zu intransparent, zu wenig Beteiligung des Parlaments, wurde kritisiert. Ein anderes Problem waren die vielen Abweichungen in einzelnen Bundesländern von den gemeinsam beschlossenen Maßnahmen. Merkel galt in diesen Runden als vorsichtig, wenn es um Öffnungsschritte ging, wollte sich gern an die Empfehlungen ihrer wissenschaftlichen Berater halten. Erst 2021 wurde eine bundesweite Regelung zu den Maßnahmen verabschiedet.

Chaos-Regelungen für Corona – Ostern 2021 rudert Merkel zurück und entschuldigt sich

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine geplante strikte Osterruhe unter massiver Kritik aufgehoben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine geplante strikte Osterruhe unter massiver Kritik aufgehoben. © Kay Nietfeld/dpa

Im Kampf gegen die dritte Corona-Welle beschlossen Kanzlerin Merkel und eine einberufene Bund-Länder-Runde in einer Mammutsitzung Ende März 2021 unter anderem eine sogenannte „Osterruhe“. Nach massiver Kritik an den geplanten zusätzlichen Ruhetagen über Ostern ruderte Merkel zurück und übernahm die alleinige Verantwortung für den gekippten Beschluss: „Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler“, sagte sie. Die Forderung der Opposition, wonach der Kanzlerin nahegelegt wurde, die Vertrauensfrage zu stellen, wies Merkel aber zurück.

April 2021: Kanzler-Frage der Union – Merkel bleibt im Hintergrund

Angela Merkel und Markus Söder sprechen mit Armin Laschet - per Videoschalte.
Angela Merkel und Markus Söder sprechen mit Armin Laschet - per Videoschalte. © Steffen Kugler/dpa

Im April 2021 stießen die Schwesterparteien den Umbruch an, allen voran der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Lange Zeit kokettierte er mit der Kanzlerkandidatur, ohne dabei seine Ambitionen offen auszusprechen, meldete nach Ostern doch noch Anspruch an und forderte den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet zum Rennen um eine mögliche Nachfolge von Angela Merkel heraus. Am 20. April stimmt der CDU-Vorstand mit großer Mehrheit für Laschet. Angela Merkel hielt sich in dieser Zeit bedeckt.

September 2021: Bundestagswahl – Merkel tritt ab

Angela Merkel winkt vo derWahl der Bundeskanzlerin im Reichstagsgebäude.
Angela Merkel winkt vor der Wahl der Bundeskanzlerin im Reichstagsgebäude. © Gregor Fischer/dpa

Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. Mit ihr geht die Ära Merkel zu Ende: Nach 16 Jahren und vier Regierungen tritt „Mutti“ ab, die erste Frau an der Spitze Deutschlands, die dienstälteste Regierungschefin innerhalb der Europäischen Union und die mächtigste Frau der Welt. Sie hat dann fast so lange regiert wie der bisherige Rekordhalter Helmut Kohl - und im Gegensatz zu ihren sieben Vorgängern wurde sie dabei weder abgewählt noch von den eigenen Leuten demontiert.

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