Update vom 24. Juni, 9.25 Uhr: Auch auf den vergangenen Nato-Gipfel kommt Merkel zu sprechen. Das Zwei-Prozent-Ziel für Verteidigung würden immer mehr Länder in den Blick nehmen. „Deutschland wird hierbei in den nächsten Jahren weiter gefordert sein“, bemerkt Merkel bei ihrer Rede.
Merkel schließt und betont noch einmal, wie wichtig sie ein gemeinsames Auftreten als Staatengemeinschaft halte - etwa für den Gesundheitsschutz und für zukünftige Krisen. „Eine souveräne Europäische Union sollte hier ein starker Partner sein“, daran würden die Regierungschefs arbeiten. Mit einem kurzen Dank verlässt die Kanzlerin das Pult im Bundestag, als sei es eine Regierungserklärung wie jede andere gewesen. Doch es war voraussichtlich ihre letzte. Sie setzt sich unter Applaus auf ihren Platz - und das Klatschen hält länger an. Womöglich regt sich in diesem Moment hinter Merkels Maske innerlich eine Emotion.
Update vom 24. Juni, 9.18 Uhr: Merkel kommt auch auf das Thema Migration zu sprechen. Es seien „schwierige Diskussionen“, doch die Einrichtung einer europäischen Asylagentur, der man einen Schritt näher gekommen sei, begrüßt Merkel. Trotz Differenzen mit Russland müsse eine „Agenda gemeinsamer strategischer Interessen definiert werden“, sagt Merkel im Bundestag. Auch die Beziehung der EU zur dem Land wird ab Nachmittag bei einem EU-Treffen diskutiert. Die EU sei aufgrund der räumlicher Nähe und ihrer Verantwortung gefordert, eine angemessene Antwort auf die russischen Aktivitäten zu geben. Sie fordert direkten Kontakt zwischen Russland und der EU, nicht nur zwischen den USA und dem russischem Chef Wladimir Putin*. „Die Europäischen Union muss hier auch Gesprächsformate schaffen, anders wird man die Konflikte nicht lösen“, hält Merkel fest.
Update vom 24. Juni, 9.15 Uhr: Merkel sagt, der Aufbauplan der EU müsse genutzt werden, um „entscheidende Weichen für Europas Zukunft zu stellen“ - das Klima und die Digitalisierung nennt Merkel im Bundestag bei ihrer Regierungserklärung als Schwerpunkte.
Update vom 24. Juni, 9.10 Uhr: Die EU-Regierungschefs wollen über die Krisenreaktion und die Stärkung des Gesundheitsschutzes diskutieren, erklärt Merkel im Hinblick auf die Pandemie. „Es ist wichtig, das wir das Gespräch darüber bei diesem Europäischen Rat beginnen“, sagt Merkel im Bundestag. Einreisen aus Drittsaaten würden noch nicht ausreichend auf EU-Ebene koordiniert, befindet die CDU-Politikerin. „Das werde ich kritisch anmerken“, stellt Merkel heraus. Deutschland unterstütze die schrittweise Schaffung einer Gesundheitsunion, erklärt Merkel.
Update vom 24. Juni, 9.05 Uhr: Für den EU-Gipfel zählt Merkel mehrere Themen auf, die diskutiert werden soll. Rund um Corona soll es etwa um das gemeinsame Covid-Zertifikat gehen. Auch um die weltweite Verteilung von Impfstoff. An dieser Stelle macht sie noch einmal einen Schlenker zur Beschaffung der Impfstoff in Europa. Die gemeinsame Beschaffung bezeichnet sie erneut als richtig, alles ändere hätte „das Leben in einem gemeinsamen Binnenmarkt empfindlich gestört“.
Update vom 24. Juni, 9.03 Uhr: Merkel beginnt mit ihrer Rede. Sie startet mit Corona. „Mittlerweile dürfen wir in Europa vorsichtig optimistisch sein“, meint sie angesichts der zurückgehenden Zahlen. Auch die Zahl der geimpften Menschen steige. „Auch wenn es Grund zur Zuversicht gibt, vorbei ist die Pandemie noch nicht.“ Schon gar nicht in den armen Ländern, betont Merkel. Und auch für Deutschland meint die Kanzlerin: „Wir müssen weiter wachsam bleiben.“
Update vom 24. Juni, 9 Uhr: Die Bundestagsdebatte an diesem Donnerstag beginnt. Gleich tritt auch Kanzlerin Angela Merkel ans Pult für ihre Rede vor dem EU-Gipfel (siehe Erstmeldung).
Update vom 24. Juni, 8.45 Uhr: Gegen 9 Uhr tritt Angela Merkel (CDU) noch einmal ans Rednerpult des Bundestags - das vermutlich letzte Mal für eine Regierungserklärung. Ihre Zeit im Parlament neigt sich dem Ende. SPD-Politiker Martin Schulz lobte sie auf Phoenix kurz vor der Rede als immer „gut gebrieft, gut vorbereitet“. Auch Thomas de Maizière (CDU), der sie lange im Kabinett erlebt hat, schließt sich dem an. Sie zeichne unter anderem aus, gut verhandeln zu können - „und lange“.
Erstmeldung vom 24. Juni: Berlin - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist auf der Schlussrunde. Nach 16 Jahren Amtszeit tritt sie bei der Bundestagswahl* im Herbst nicht mehr an. Entsprechend absolviert sie zurzeit immer wieder Termine mit dem Zusatz „das wohl letzte Mal“. So an diesem Donnerstag wieder ein Termin im Bundestag - ihre Regierungserklärung.
Schon am Mittwoch stand sie vor den Abgeordneten noch einmal Rede und Antwort. Nämlich bei der Regierungsbefragung - die sie ohne größere Unfälle, aber mit ein paar Lachern wie gewohnt bestritt.
Anlass ihrer Rede ab 9 Uhr ist der zweitägige EU-Gipfel. Vor dem am Nachmittag in Brüssel beginnenden Treffen der 27 Staats- und Regierungschefs will sie die Abgeordneten über die Themen informieren und ihren Kurs für das Treffen abstecken. Und dieser EU-Gipfel birgt reichlich Zündstoff. Corona*, Russland, Türkei, Migration: Merkel und ihre Kollegen suchen in zentralen politischen Fragen eine gemeinsame Linie. Überschattet wird das zweitägige Treffen jedoch vom Streit mit Ungarn über ein neues Gesetz zur Beschränkung von Informationen über sexuelle Minderheiten. Mehr als die Hälfte der 27 EU-Staaten halten es für diskriminierend und verlangen Gegenmaßnahmen - auch Deutschland.
Hier ein Überblick über zentrale Themen, die Merkel in ihrer Regierungserklärung ansprechen könnte:
Ungarns Gesetz: Der vorige Woche verabschiedete Entwurf sieht ein Verbot von Publikationen vor, die Kindern und Jugendlichen zugänglich sind und in denen Sexualität dargestellt wird, die von der heterosexuellen abweicht. Darüber hinaus soll Werbung verboten werden, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil des normalen gesellschaftlichen Lebens erscheinen. Die Kritiker verlangen rechtliche Schritte der EU-Kommission gegen Ungarn. Ministerpräsident Viktor Orbán* weist alle Vorwürfe der Diskriminierung zurück. Beim Gipfel sollen sie sich „Auge in Auge“ aussprechen, wie ein EU-Vertreter sagte. Ergebnis ungewiss.
Corona-Pandemie: Die Pandemielage entwickelt sich fast überall günstig, immer mehr Europäer sind geimpft. Das digitale Covid-Zertifikat für Geimpfte, Genesene und Getestete ist ab 1. Juli EU-weit am Start. Doch sorgen sich viele wegen der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus. Merkel fordert unter anderem eine bessere Abstimmung im Umgang mit Reisenden aus Mutationsgebieten. Ein einheitliches Vorgehen sei noch nicht ganz gelungen, hatte Merkel am Dienstag gesagt. Zudem wollen die 27 Staaten beraten, wie sie sich schon jetzt auf künftige Pandemien besser vorbereiten können.
Russland: Muss die EU ihre Strategie im Umgang mit Russland ändern? Für Donnerstagabend ist eine Grundsatzdebatte vorgesehen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat eine dreigleisige Strategie vorgeschlagen: Russland bei Rechtsverstößen in die Schranken weisen; die EU widerstandsfähiger machen; Zusammenarbeit da ausloten, wo es möglich erscheint, etwa bei Klimapolitik oder internationaler Terrorbekämpfung. Deutschland und Frankreich starteten kurz vor dem Gipfel eine eigene Initiative. Unter anderem brachten sie eine Rückkehr zu Spitzentreffen der EU und Russlands ins Gespräch, die es seit Beginn der Krim-Krise 2014 nicht mehr gibt.
Türkei: Die EU will die Regierung in Ankara zu einer weniger konfrontativen Politik und zur Einhaltung des Flüchtlingspakts von 2016 bewegen. Deshalb stellt sie der Türkei weitere Unterstützung zur Versorgung syrischer Flüchtlinge und Gespräche über den Ausbau der Zollunion in Aussicht. Die EU-Kommission soll demnächst einen konkreten Vorschlag für neue Flüchtlingshilfen vorlegen. Ein erster Entwurf sieht vor, der Türkei bis 2024 weitere 3,5 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt zukommen zu lassen. Umstritten ist unter den EU-Staaten, wie schnell es bei den Gesprächen über einen möglichen Ausbau der Zollunion vorangehen soll.
Migration: Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi will Länder wie Deutschland und Frankreich dazu bewegen, seinem Land einen Teil der über das Mittelmeer ankommenden Migranten abzunehmen. Großes Entgegenkommen kann er allerdings nicht erwarten. Insgesamt geht in der Asyl- und Migrationspolitik innerhalb der EU* so gut wie nichts voran. Deshalb wendet man sich erneut den äußeren Aspekten zu: Im Entwurf der Gipfelerklärung ist die Rede von Vereinbarungen mit Herkunfts- und Transitländern. Ziel ist, Menschen von der oft gefährlichen Flucht nach Europa abzuhalten. Zugleich gibt es eine konkrete neue Sorge: Der Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan könnte die Lage dort noch unsicherer machen und noch mehr Menschen in die Flucht nach Europa treiben.
Für ihre Rede bekommt Merkel 20 Minuten Zeit. Für die anschließende Aussprache, in der alle Fraktionen des Bundestags* zu Wort kommen, ist eine Stunde Zeit eingeplant. Und dabei wird es sogar für CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet eine Premiere nach langer Abstinenz im Bundestag geben. Er will in der Aussprache zur Regierungserklärung Merkels seine erste Rede im Parlament seit gut 23 Jahren halten. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident wird für die Union als Bundesratsmitglied das Wort ergreifen. Laschet war von 1994 bis 1998 Bundestagsabgeordneter, er hatte zuletzt am 23. April 1998 im Plenum gesprochen. (cibo/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.