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Anne-Will-Talk: Ist der Westen Schuld am Syrienkonflikt?

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Der Historiker Michael Wolffsohn (l-r), Jan van Aken (Die Linke), außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Moderatorin Anne Will, der frühere US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland, und der Autor Michael Lüders. © Wolfgang Borrs/NDR/dpa

Berlin - Trump greift in Syrien ein - richtig oder falsch? Anne Wills Gäste waren am Sonntag geteilter Meinung. Auch eine mögliche Lösung im Syrienkonflikt sorgte für kontroverse Diskussionen.

Hat US-Präsident Trump richtig gehandelt? Wird Russland weiterhin an Baschar al-Assads Seite stehen? Wie kann eine Lösung für Syrien gefunden werden? Anne Wills Gäste diskutierten am Sonntagabend mehr als eine wichtige Frage nach dem US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt in der Nacht zum Freitag. Nach manch fadem Gedankenaustausch vergangener Sendungen waren sich die Teilnehmer diesmal nicht immer einig.

Weil der US-Präsident als Antwort auf einen Giftgasangriff mit über 80 Toten eine syrische Luftwaffenbasis hatte beschießen lassen, wollte Will wissen: „Trump bekämpft Assad - Droht jetzt ein globaler Konflikt?“ Diese Frage war zumindest aus Sicht der Diskutanten schnell beantwortet. Es bestehe keine Gefahr eines neuen Weltkriegs, meinte der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum. Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn stimmte zu. Trump habe bei dem Angriff eine politische, „global strategische“ Absicht verfolgt.

Von der Leyen: „Militärische Hilfe wird nicht passieren“

Zu Gast waren außerdem Jan van Aken (Die Linke), außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, der Autor und Nahost-Experte Michael Lüders sowie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Diese schloss erneut einen deutsche Beteiligung an möglichen weiteren Offensiven unter Trump aus. „Militärische Hilfe wird nicht passieren.“ Gehe es allerdings um einen diplomatischen gemeinsamen Gedanken, sei das richtig, sagte sie.

Den US-Angriff nannte von der Leyen in Anbetracht der zahlreichen bisherigen Gräueltaten des syrischen Präsidenten einen Warnschuss. „Ich finde, das ist nachvollziehbar.“ Ein solcher Luftangriff sei aber keine Lösung, so von der Leyen. „Dieses Land kann nur Frieden finden, wenn sich alle an einen Tisch setzen und eine politische Lösung finden.“ Und damit meinte sie vor allem die beteiligten Parteien in Syrien.

Jan van der Aken kritisierte Trumps Alleingang hingegen scharf. Zum einen könne man das Völkerrecht nicht außer Acht lassen, „weil Assad ein Schlächter ist - was er ist“. Wer das Giftgas bei dem Angriff diese Woche eingesetzt habe, sei zum anderen „völlig unklar“. Er warf Trump vor: „Erst bomben, dann Fragen stellen.“ Auch Anne Will bestätigte: „Bewiesen ist gar nix.“

„Was die Syrer wollen, ist schon lange egal“

Auch Michael Wolffsohn nannte den Angriff völkerrechtlich „nicht koscher“. Der ehemalige US-Botschafter Kornblum aber konterte: „Völkerrecht ist nicht immer das, was geschrieben ist.“ Es müsse auch den Gegebenheiten angepasst sein.

Nahost-Experte Lüders aber sah die Einmischung der vielen anderen Staaten im Syrienkrieg mehr als kritisch. Dort finde ein „Stellvertreterkrieg“ statt. „Was die Syrer wollen, ist schon lange egal.“ Lüders Lösung für Syrien ist ein „Deal“ zwischen Russen und Amerikanern. Der Westen Schuld am Syrienkonflikt? Für Kornblum ist das eine „Verschwörungstheorie“. „Die Wahrheit ist, der Nahe Osten fällt auseinander.“ Manchmal gebe es Situationen, die nur Mächte von außen lösen könnten.

Einig war man sich aber doch größtenteils über Russlands Lage. Wladimir Putin zählt als engster Verbündeter Assads. Putin befinde sich nun in einer „Sackgasse“, sagte Kornblum. Auch von der Leyen sieht beim russischen Präsidenten die Bereitschaft zu Gesprächen. „Für Putin ist der Syrienkrieg eine zunehmende Belastung.“ Immer wieder betonte sie das gemeinsame Ziel aller Parteien: den „Islamischen Staat“ als Hauptfeind zu bekämpfen.

dpa/Antonia Hofmann

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