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Arabische Liga bricht Beobachtermission ab

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Kairo/Beirut - Wochenlang hat die Arabische Liga das Blutvergießen in Syrien beobachtet. Jetzt ist die Geduld der Organisation mit Assads Regime am Ende. Nun soll endlich der UN-Sicherheitsrat handeln.

Die Arabische Liga bricht den Einsatz ihrer Beobachter in Syrien wegen der Eskalation der Gewalt vorläufig ab. Wie am Samstag aus Diplomatenkreisen verlautete, sollen die Delegationen die Krisenherde verlassen und in Damaskus auf weitere Anweisungen warten.

Der Leiter der Mission Mohammed al-Dabi hatte eine dramatische Zuspitzung der Lage in den vergangenen vier Tagen beklagt. Allein am Freitag kamen bei Zusammenstößen in Syrien nach Oppositionsangaben mehr als 100 Menschen ums Leben; auch am Samstag wurden wieder Tote gemeldet.

Die Entsendung der arabischen Beobachter war bei den Gegnern des Präsidenten Baschar al-Assad von Anfang an umstritten. Er verzögere ein internationales Eingreifen zum Schutz der Bevölkerung und könne die Gewalt nicht beenden, sagten sie.

Der Liga-Generalsekretär Nabil al-Arabi soll am Montag vom UN-Sicherheitsrat in New York angehört werden. Dort wird er zusammen mit dem Syrienbeauftragten der Liga, Katars Regierungschef Scheich Hamad bin Dschasim al-Thani, erwartet. Dieser Termin war schon vor der Unterbrechung des Einsatzes in Syrien geplant gewesen. Anschließend soll es ein neues Treffen der Arabischen Liga geben. Noch vor zwei Monaten hatten die arabischen Staaten eine "Internationalisierung" des Syrienkonflikts abgelehnt.

Auch der Syrische Nationalrat (SNC) will nach eigenen Angaben in New York vorsprechen und den Weltsicherheitsrat um Hilfe bitten. Eine Delegation werde am Sonntag aufbrechen, kündigten die Exilsyrer in Istanbul an. Die Opposition fordert schon seit geraumer Zeit eine Art Schutzzone für Aktivisten und Deserteure aus der syrischen Armee an der türkischen Grenze.

Am Donnerstagabend hatte der UN-Sicherheitsrat bereits über die Eskalation in Syrien beraten. In einem auf Vorstellungen der Arabischen Liga fußenden europäisch-arabischen Resolutionsentwurf werden politische Reformen und ein Ende der Gewalt gefordert. Russland ist mit dem Entwurf nicht zufrieden und die Beratungen sollen deswegen am Montag auf Expertenebene weitergehen.

Unterdessen werden in Syrien anscheinend mehrere Iraner von Rebellen festgehalten. Der Vize-Chef der Armee der syrischen Deserteure, Malek al-Kurdi, sagte der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" (Samstag), dass sieben Iraner in der Protesthochburg Homs festgenommen worden seien. Es handele sich um fünf Militärexperten und zwei Zivilisten. Was mit den Gefangenen geschehen soll, sagte er nicht.

Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna hatte am Donnerstag über eine Entführung von elf Pilgern in Syrien berichtet. Die syrische Opposition wirft dem Iran vor, Assads Regime im Kampf gegen die Demokratiebewegung zu unterstützen.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden seit Beginn der Massenproteste in Syrien Mitte März mehr als 5600 Menschen getötet.

dpa

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