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Streit bei „Hart aber fair“ über Clans: „Die Araber waren bereit zu schießen - die Deutschen nicht“

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In der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ streiten die Gäste über arabische Clans.
In der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ stritten die Gäste über arabische Clans. © Screenshot ARD-Mediathek

Am Montagabend ging es bei „Hart aber fair“ in der ARD um das Thema: „Das kriminelle Netz der Clans - sind Justiz und Polizei machtlos?“ Die Talkrunde war ziemlich zerstritten. Sind die arabischen Verbindungen wirklich brutaler?

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München - Es wurde hitzig diskutiert in Frank Plasbergs ARD-Talkshow „Hart aber fair“. Die Thematik um die arabischen Clans brachte viele unterschiedliche Meinungen der Gäste zu Tage. Eingeladen waren Berlins Oberstaatsanwältin Petra Leister, NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), Journalist Olaf Sundermeyer, Strafverteidiger Burkhard Benecken, Essener Stadtrat Ahmad Omeirat (Grüne) und Michael Kuhr, Chef eines Sicherheitsdienstes in Berlin.

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Zu Beginn der Sendung zeigt der Moderator verschiedene Videos von Straftaten, die kriminellen Clans zugerechnet werden. Ein Raub in einer Sparkasse (mehr als neun Millionen Euro), ein Überfall auf einen Juwelier im KaDeWe (800.000 Euro), ein Goldmünzen-Klau (3,7 Mio Euro) aus einem Museum. Dazu präsentierte er den Fakt, dass 22 Prozent der Ermittlungen im Bereich organisierte Kriminalität in Berlin sich gegen Tatverdächtige aus arabischen Clans richten.

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Sundermeyer: Die Familien fühlen sich ausgegrenzt

Die Gäste Reul, Leister, Kuhr und Sundermeyer haben deutliche Vorwände gegen die Clans, während Omeirat und Benecken die Clans verteidigen. Leister kritisiert, dass die Familienmitglieder wenig bis gar nicht integriert seien. Das sei vor allem bei der ersten Generation, die in den 1970ern aus dem Libanon geflohen ist, der Fall. „Da ist von außen gar kein Reinkommen, weil die nur mit Brüdern, Cousins und Onkeln unterwegs sind.“

Die Mitglieder der jüngsten Generation haben sogar meist die deutsche Staatsbürgerschaft. Laut Leister sei bei ihnen aber kein Streben nach höherer Bildung oder Erwerb von Konsumgütern auf legale Weise vorhanden. Ihr Ziel sei, „in möglichst kurzer Zeit an ein Vermögen zu kommen“. Der Journalist und Clan-Kenner Sundermeyer ergänzt: „Oder an Anerkennung durch spektakuläre Straftaten.“ Sundermeyer, der viel mit Clan-Mitgliedern gesprochen hatte und eine Dokumentation über sie gedreht hat, glaubt: „Sie fühlen sich ausgegrenzt.“ Deshalb gebe es diese Parallelgesellschaft. 

Security-Mann: Die Araber haben die Deutschen brutal vom Markt gedrängt

Der Security-Chef Michael Kur erzählt, dass die arabischen Clans die Deutschen aus den kriminellen Milieus verdrängt hätten. „Sie gehen viel brutaler vor als die Deutschen und ihr Zusammenhalt ist sehr groß. Die Deutschen wollten nicht schießen, aber die Araber waren bereit zu schießen.“ Er ist der Meinung, dass die Strafen zu harmlos und somit keine Abschreckung für die Clan-Mitglieder seien, sondern eher eine Motivation, „weiter zu machen“.

Grünen-Stadtrat: Unschuldige Familienmitglieder fühlen sich unter Generalverdacht

Strafverteidiger Burkhard Benecken, der häufig Familienmitglieder der Al-Zeins und auch Arafat Abou-Chaker vor Gericht verteidigt, kritisiert den Umgang mit den Clans: „Es gibt eine mediale Hetzjagd gegen die Familien und unschuldige Mitglieder. Nehmen sie Arafat Abou-Chaker: Er hat eine saubere Weste und keine Vorstrafen.“ Alle würden unter Generalverdacht gestellt und das sei diskriminierend.

Der Essener Stadtrat Ahmad Omeirat schlägt in die selbe Kerbe: „Wir dürfen die Menschen nicht ethnisieren, sonst treffen wir die Falschen. Wenn wir die Familien als Clans bezeichnen und einordnen, dann vergraulen wir sie.“

NRW-Innenminister Herbert Reul sieht ein riesiges Problem, „wenn wir Gruppen haben, die in bestimmten Gebieten den Anspruch erheben, sie wären die Bestimmer. Wir haben kriminelle Strukturen, diese bündeln sich in bestimmte Bandensysteme und merkwürdigerweise passen die zu bestimmten Familien“.

Prävention statt Intervention

Omeirat geht Reul an: „Die Aussage ist eines Innenministers nicht würdig. Sie schwächen den Rechtsstaat, wenn sie so reden.“ Der Grünen Politiker wirft dem CDU-Mann vor: „Sie haben mit ihren Razzien gerade in Essen viele soziale Beziehungen kaputt gemacht. Auch die der Familien zur Essener Polizei. Außerdem trauen sich wegen der negativen Berichterstattung keine Lehrer mehr nach Duisburg-Marxloh oder Essen-Altenessen.“ Sein Vorschlag: Die Kriminalität mit Präventiv-Maßnahmen zu senken und nicht mit Razzien. Sonst würden die Kriminellen einfach in anderen Stadtteilen weiter machen.

Die Gruppe ist sich einig, dass Kriminalität zu verurteilen ist. Wie die Probleme zu lösen sind, da sind sich die Gäste aber auch am Schluss der Sendung uneinig.

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md

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