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Asylstreit bei Dunja Hayali: „Wer hat da gelacht?“ - Ramsauer „beleidigt“ in Livesendung Zuschauer

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Von: Florian Naumann

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Asylstreit bei Hayali: „Wer hat da gelacht?“ - Ramsauer herrscht in Livesendung Zuschauer an
Findet Lacher auf Kosten der CSU nicht lustig: Peter Ramsauer am Mittwochabend bei „Dunja Hayali“ © Screenshot ZDF-Mediathek

Auch im Sommerloch erhitzt das Thema Asyl in Polit-Talkshows die Gemüter - besonders das von Peter Ramsauer. Nicht die einzige Erkenntnis bei der Premiere von „Dunja Hayali“.

Berlin - Die großen Polit-Talkshows haben Sommerpause, so einiges Spitzenpersonal der Parteien auch. Trotzdem liefert der Asylstreit weiter Stoff für Aufreger im TV: Am Mittwochabend hat Dunja Hayali im ZDF zum Talk gebeten. Gekommen war unter anderem Ex-CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer - und begab sich beim Reizthema Ankerzentren in den verbalen Zweikampf mit einem Zuschauer im Studio.

Der CSU-Politiker war gerade dabei, die Position der CSU zu Horst Seehofers Ankerzentren zu verteidigen, als ein Mann im Publikum deutlich hörbar lachte. Just bei Ramsauers These, die Eskalation des Streits sei nicht der „zufällig stattfindenden“ Landtagswahl geschuldet.

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„Entschuldigung, wer hat denn da gerade gelacht? Mit Ihnen rede ich hernach nochmal, weil solches Gelächter ist als solches schon lächerlich“, tadelte Ramsauer den Lachenden. Seine Gesprächspartnerin Katharina Schulze, Spitzenkandidatin der Grünen bei der bayerischen Landtagswahl, warf dem CSU-Mann vor, er habe den Gast „beleidigt“ - Ramsauer rechtfertigte sich, er habe nur eine „Gegenfrage“ gestellt. 

Nur eine kleine Episode - die aber zeigt, wie sehr die CSU unter Druck steht. Ramsauer hätte den Lacher ignorieren können. Andererseits wäre seine Reaktion in weniger angespannter Atmosphäre und entspannterem Tonfall aber womöglich auch als harmloser spontaner Konter durchgegangen.

Ankerzentren - zeitweise tauschen Ramsauer und Schulze sogar echte Argumente aus

Für Hayali war die Sendung eine Premiere: Erstmals talkte sie in einem neuen Format, einem nach ihr benannten „Talkmagazin“. Die Wortneuschöpfung bedeutet: Ausführliche Einspielfilme, Reportagen und Gesprächsrunden wechseln sich ab. Ramsauer und Schulze hatten nur eine gute Viertelstunde Zeit, ihre Argumente in Sachen Ankerzentren auszutauschen. Hayali hielt beiden gleichermaßen eine mögliche Instrumentalisierung der Asylfrage im Wahlkampf vor.

Die kleine Runde verlief durchaus erhellend: Ramsauer sprach einerseits vom „anfänglichen totalen Kontrollverlust“ im Sommer 2015 und lobte die Ankerzentren als effizienten Weg für schnelle Registrierung und Entscheidungen in Asylverfahren zu sorgen. Wie die Zentren gegen das Untertauchen von Asylbewerbern helfen sollen, konnte er allerdings auch nicht recht erklären: „Man geht davon aus, dass die Menschen zurückkommen“, ein Familienvater werde seine Familie nicht im Stich lassen, sagte Ramsauer. Familienväter dürften allerdings ohnehin nicht im Fokus des Verdachts stehen - und müssen künftig dennoch bis zur Asylentscheidung samit Familie im Ankerzentrum bleiben.

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Hayali konstatierte nach einem als Clip eingespielten Besuch in der bayerischen Erstaufnahme-Einrichtung Zirndorf ohnehin, viel werde sich außer Schulbildung und der Frage Sach- oder Geldleistungen für Asylsuchende nicht ändern. Härtefälle von geflüchteten Kindern, die nun plötzlich nicht mehr auf Regelschulen gehen können, rügt dann auch Schulze als Hauptkritikpunkt. Es handle sich auch für die Politik um einen „Lernprozess“ gibt Ramsauer zu - plötzlich wirkte das polarisierende Thema „Ankerzentrum“ wieder wie eine durchaus verhandelbare Sachfrage.

„Seenot kennt kein Gebot - außer das, zu retten“

Ein dickes Brett hatten in einer weiteren Runde der stellvertretende Chefredakteur der Bild, Nikolaus Blome und der Kopf hinter dem EU-Türkei-Pakt, Gerald Knaus, zu bohren: Den Streit um Seenotrettungs-Schiffe im Mittelmeer. „Für die Menschen, die gerettet werden, sind sie Teil der Lösung. Für das Große und Ganze sind sie Teil eines Problems. Das lautet, solange Boote kommen, werden Menschen ertrinken“, sagte Blome. 

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Eines stellt aber auch der Bild-Journalist klar. Menschen ertrinken zu lassen stehe nicht zur Debatte: „Seenot kennt kein Gebot, außer das zu retten.“ Blome plädierte nach dem Vorbild Australiens für Lager auf auswärtigen Inseln - das wirke abschreckend. Knaus empfindet das als „schlechte Behandlung“ Schutzsuchender. Er spricht sich dafür aus, Geflüchtete per Abkommen mit afrikanischen Staaten schon auf dem anderen Kontinent festzuhalten.

„Die Leute sind sauer auf mich und ich weiß nicht, warum“

Gefehlt hatte an dieser Stelle ein mit Spannung erwarteter Gast: Claus-Peter Reisch, Kapitän des festgesetzten Rettungsschiffs „Lifeline“, sagte seine Teilnahme kurzfristig ab.

Einen anderen Blick auf den Asylstreit lieferte dafür ein junger Mann in einem Einspielfilm. Saleh Mandozai war aus Afghanistan geflohen und macht nun eine Ausbildung beim einem Buchhandel. Trotz geglückter Integration fühlt er sich mittlerweile (wieder) ausgegrenzt: "Wenn ich rausgehe, fühle ich mich ganz fremd. Die Leute sind sauer auf mich und ich weiß nicht, warum." Ein Dauerstreit zeigt also offenbar Folgen - nicht nur bei der CSU.

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fn

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