Bald freie Arztwahl in ganz Europa

Straßburg - Die Chemotherapie einer Dänin in Deutschland, der Zahnersatz für einen Franzosen in Ungarn oder die Lesebrille aus Spanien - die Behandlung im EU-Ausland dürfte ab 2013 sehr viel einfacher werden.
Nach jahrelangen kontroversen Debatten und Widerständen im Kreis der EU-Regierungen ist jetzt eine neue Richtlinie entscheidungsreif, über die das EU-Parlament an diesem Mittwoch abschließend abstimmt.
Darin ist verbindlich festgeschrieben, dass die Krankenkassen die Kosten der Behandlung tragen, die auch im Inland anfallen würden. Bei Krankenhausaufenthalten kann eine vorherige Genehmigung nötig werden. Für Deutschland ändert sich kaum etwas, da die Behandlung im EU-Ausland und ihre Erstattung durch die heimische Kasse schon lange möglich sind.
Deutsche Mediziner rechnen mit neuen Patienten
Deutsche Kliniken und Ärzte begrüßen die Regelung, da sie sich wegen des hohen Niveaus der Gesundheitsdienste zusätzliche Patienten aus den Nachbarländern versprechen. EU-Gesundheitskommissar John Dalli betonte in der Debatte am Dienstag in Straßburg, dass besonders Patienten mit langen Wartezeiten für Operationen im eigenen Land von den neuen Bestimmungen profitieren könnten.
Vorteile sind auch für Grenzbewohner zu erwarten, für die der Weg zum Krankenhaus im Nachbarland kürzer ist als der zur nächsten Klinik im eigenen Land. Die direkte Abrechnung über einen Gutschein hat das Parlament allerdings nicht durchsetzen können. In der Regel wird der Patient seine Rechnung zunächst selbst bezahlen, bevor die Krankenkasse ihm das Geld zurückerstattet.
dpa