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Beben bei AfD: Frauke Petry verzichtet auf Spitzenkandidatur

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Will nicht Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl werden: Frauke Petry
Will nicht Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl werden: Frauke Petry. © dpa

München - Paukenschlag bei der AfD: In einer Videobotschaft erklärte Partei-Chefin Frauke Petry, dass sie nicht Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Bundestagswahl werden will.

Update vom 18. Juli 2017: Trotz ihres Verzichts auf eine Spitzenkandidatur hat Frauke Petry noch den Parteivorsitz der AfD inne. Doch wer ist die Frau? Wir klären auf. 

In dem Video zeichnet Frauke Petry das Bild einer zerrissenen Partei und kommt zum Fazit: „Die AfD krankt daran, dass es keine gemeinsame Strategie gibt.“ Vielmehr sei das Parteibild nach außen „immer wieder durch die unabgestimmte - also für die Parteiführung völlig überraschende - maximale Provokation weniger Repräsentanten geprägt.“ Dies ist in klarer Seitenhieb der Partei-Chefin gegen den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke, der immer wieder mit rechtsnationalen Parolen etwa zur „Erinnerungskultur“ in Deutschland provoziert hatte.

Dies alles habe einen Teil der bürgerliche Wähler verschreckt und dazu geführt, dass das Wählerpotenzial der AfD zuletzt deutlich geschrumpft sei. Während dieses im Herbst 2015 noch bei bis zu 30 Prozent gelegen habe, liege es aktuell nur noch bei 14 Prozent.

Petry wirbt für einen realpolitischen Weg

Petry hatte vor zwei Wochen einen „Sachantrag zur politischen Ausrichtung der AfD“ formuliert, den sie auf dem Bundesparteitag an diesem Wochenende in Köln zur Abstimmung stellen will. Darin wirbt sie für den „realpolitischen Weg einer bürgerlichen Volkspartei“, die in den kommenden Jahren in der Lage sein sollte, koalitionsfähig zu werden. Auf dem Parteitag soll auch die Frage der Spitzenkandidatur entschieden werden.

Dass Petry in ihrem Antrag gleichzeitig eine Abkehr von der „fundamentaloppositionellen Strategie“ fordert und in diesem Zusammenhang den Namen von Parteivize Alexander Gauland erwähnt hat, haben ihr einige Vertreter des rechtsnationalen Flügels übel genommen. Sie warfen Petry zudem vor, sie habe die Strategie-Debatte nur angezettelt, um ihre Chancen, Spitzenkandidatin zu werden, zu verbessern.

Reaktionen von Entsetzen bis zu Häme

Die Reaktionen auf Petrys Facebook-Seite reichten am Mittwoch von Entsetzen und Respekt bis hin zu Kritik und Häme. Unterstützer der Parteichefin stellten klar, dass Petry trotz ihres Verzichts weiterhin Spitzenkandidatin der sächsischen AfD für den Bundestag bleibe und damit auch noch Fraktionschefin werden könne.

Meuthen: „Ich war vorab nicht informiert“

AfD-Co-Chef Jörg Meuthen zeigte sich vom Verzicht Petrys auf eine Bundestags-Spitzenkandidatur überrascht. Er habe weder von einer Videobotschaft noch von ihren Plänen gewusst, sagte er am Mittwoch in Hamburg. „Ich war vorab nicht informiert.“ Als er am Nachmittag in Stuttgart ins Flugzeug Richtung Hamburg gestiegen sei, sei er davon ausgegangen, dass Petry beim Parteitag in Köln am Wochenende um die Spitzenkandidatur kämpfen oder zumindest in einem Spitzenteam mitmachen wolle. Als er dann in der Hansestadt gelandet sei, sei er von Petry Entscheidung „etwas überrollt“ worden.

„Sie nimmt sich erst einmal als Person zurück“

AfD-Bundesvorstandsmitglied Dirk Driesang, der Petrys Antrag unterstützt hatte, lobte sie für ihren Verzicht. Er sagte: „Sie nimmt sich erst einmal als Person zurück, damit die Partei diese wichtige inhaltliche Debatte jetzt führen kann.“ Als Anfang vom Ende Petrys als „Gesicht der AfD“ sei dieser Schritt keineswegs zu verstehen. „Sie bleibt ja Parteivorsitzende“, betonte Driesang.

Vorstandsmitglied André Poggenburg sagte: „Ich finde es schade, weil ich Frauke Petry als wichtige Figur in einem Spitzenteam gesehen hätte.“ Ob Petry nun noch Chefin einer künftigen Bundestagsfraktion der AfD werden könne, „diese Frage ist noch völlig offen“, sagte der Vorsitzende der Magdeburger AfD-Landtagsfraktion. Poggenburg wird dem rechten AfD-Flügel zugerechnet.

HNA.de hat zum Rückzieher von Frauke Petry einen Kommentar mit dem Titel: „Schachzug der Strategin“

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