Berlin: Flugrouten für neuen Flughafen bestätigt

Berlin - Nach langem Streit wegen der befürchteten Lärmbelästigung stehen die Flugrouten für den neuen Flughafen fest. Die Gegner wollen sich gerichtlich wehren - vor allem wegen der Route über den Müggelsee.
Die umstrittenen Flugrouten für den künftigen Hauptstadtflughafen in Schönefeld stehen fest. Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) präsentierte die Strecken am Donnerstag in Berlin und bestätigte weitgehend die bisherigen Planungen. Demnach genehmigte die Behörde das Überfliegen des Müggelsees in 1.150 Meter Höhe. Auch der Wannsee wird zur Flugschneise. In Brandenburg ist besonders der Ort Blankenfelde-Mahlow betroffen. Bürgerinitiativen betroffener Anwohner kündigten rechtliche Schritte an.
Planerisch verantwortlich war die Deutsche Flugsicherung (DFS). Beraten wurde die Behörde auch durch die mit Gemeindevertretern besetzte Fluglärmkommission.
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„Fluglärmschutz der Bevölkerung stand im Mittelpunkt der Abwägungen, das ging aber nicht überall“, sagte BAF-Direktor Nikolaus Herrmann. Gleichwohl sei die Menge des Fluglärms „schlicht und ergreifend“ durch die zugelassene Menge bei An- und Abflügen vorgegeben. In unmittelbarer Nähe des Flughafens komme es daher zu Doppelbelastungen. Für die Anwohner fehlten deshalb Lärmpausen.
Nach Angaben von Herrmann war die Festlegung der Abflüge gen Osten von der Nordbahn in Schönefeld via Müggelsee unumgänglich. Ohne diese Route wären die Belastungen für die anderen Gegenden südöstlich von Berlin „sehr hoch“. Vor allem Erkner würde in diesem Fall doppelt belastet, was sich wiederum für das vorgelagerte Müggelheim als „unzumutbar“ erwiesen hätte. Durch das Abknicken nach Norden über den Müggelsee werde der Fluglärm für Müggelheim und Erkner „deutlich reduziert“.
Modifikationen nach Testphase denkbar
Dagegen sei es für Starts in Richtung Westen von der Nordbahn gelungen, Flüge von Blankenfelde „so weit wie möglich wegzuschieben“. Die Routenführung bei Starts in Richtung Westen von der Südbahn über Blankenfelde-Mahlow sei hingegen „unvermeidlich“ gewesen. Die Gemeinde werde „massiv“ betroffen. „Wir konnten die Abflüge nicht anders führen“, sagte Herrmann.
Er kündigte an, dass der tatsächliche Betrieb ab Juni ausgewertet werde. Dazu gehörten auch die Routen über Blankenfelde-Mahlow und den Müggelsee. Auf der Basis dieser Auswertungen könne dann über „kleine Ergänzungen und Modifikationen“ geredet werden. Dabei seien vor allem die Fluglärmkommission und die Betreiber des Flughafens sowie die Fluggesellschaften gefragt. Sie sollten nach den ersten Erfahrungen mit den Abläufen möglicherweise neue Betriebskonzepte vorlegen, sagte Herrmann.
Das BAF erklärte, dass das von Bürgerinitiativen geforderte generelle Nachtflugverbot nicht in seiner Kompetenz liege.
Protest gegen die Müggelseeroute hatte sich bereits vor der Präsentation bei der Grünen Liga Berlin und beim Bürgerverein Friedrichshagen geregt. Eine solche Festlegung verstoße gegen europäisches Recht, sagte der beauftragte Rechtsanwalt Wolfgang Baumann in Berlin. Man werde deshalb eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die Entscheidung einlegen. Zur Begründung verwies er auf die fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung.
dpa/dapd