Berlusconi im Gericht - aber nicht im Sex-Prozess

Mailand - Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi ist im Mailänder Justizpalast erschienen, aber nicht im “Rubygate“-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten.
Berlusconi wollte Erklärungen in einem Vorverfahren gegen ihn abgeben. Dieses könnte in einen Prozess wegen Veröffentlichung abgehörter Telefonate in einer Wirtschaftssache münden.
Der Prozess um Sex mit der damals noch minderjährigen Ruby alias Karima el-Marough ging am Montag weiter, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Berlusconis Anwälte hatten wegen der Fülle seiner Gerichtstermine vergebens eine Verschiebung von Prozesstagen beantragt. Denn auch Berlusconis Korruptionsverfahren um den britischen Anwalt David Mills geht weiter. Er ist in der Schlussphase angelangt, so dass der Ex-Premier schon im Februar in erster Instanz verurteilt werden könnte. Strittig scheint in dem Mills-Fall noch zu sein, ab wann Berlusconi von einer Verjährung profitieren könnte.
Silvio Berlusconi: Seine Affären und Skandale
In dem Vorverfahren hatte eine Ermittlungsrichterin beantragt, den Medienzar und Milliardär wegen “Enthüllung von Amtsgeheimnissen“ im Zuge einer Jahre zurückliegenden Bankenübernahme anzuklagen. Darin verwickelt ist bereits der angeklagte Bruder des Ex-Regierungschefs, Paolo Berlusconi, der Gesprächspassagen illegal gedruckt haben soll.
Der am 12. November als Regierungschef zurückgetretene Berlusconi nahm bisher nicht an den “Ruby“-Verhandlungen teil. In diesem Prozess lastet die Mailänder Staatsanwaltschaft ihm vor allem sexuelle Kontakte zu der damals noch Minderjährigen an. Sex mit Minderjährigen ist in Italien strafbar.
Berlusconi wird aber auch Amtsmissbrauch vorgeworfen, weil er das Mädchen mit einem Anruf bei der Polizei aus deren Gewahrsam befreit haben soll. Berlusconi bestreitet strafbare Handlungen. Mehr als 200 teils prominente Zeugen sollen noch vor Gericht geladen werden, darunter US-Filmstar George Clooney, die sardische Schauspielerin Elisabetta Canalis und Real Madrids Fußballstar Cristiano Ronaldo.
dpa