Jamaika-Koalition steigt über Nacht in der Gunst der Deutschen

Hat die Jamaika-Koalition eine Chance? Die CSU beißt sich an der Obergrenze fest - und die Grünen wollen einen Partei-Linken verhandeln lassen. Alle News im Ticker.
- Update vom 18. März 2018: Wladimir Putin wird am Sonntag voraussichtlich erneut zum Präsidenten Russlands gewählt. Sein stärkster Gegner wurde von der Wahl ausgeschlossen. Alle Infos zur Rusland-Wahl im News-Ticker.
- Update vom 15. Oktober 2017: Unsere Nachbarn haben gewählt. Die regierende SPÖ ist abgewählt. Wird Sebastian Kurz (ÖVP) neuer Kanzler? Wir bieten alle Informationen im Live-Ticker zur Wahl 2017 in Österreich.
- Am Sonntag hatten 61,5 Millionen Wahlberechtigte (laut Bundeswahlleiter) die Chance, den Bundestag zu wählen.
- Die Union bleibt stärkste Kraft, musste aber genauso wie die SPD herbe Verluste einstecken. Gewinner sind die FDP und die AfD, die als drittstärkste Kraft erstmals im Parlament vertreten sein wird.
- Die SPD will mit der Union keine große Koalition mehr bilden. Rechnerisch hätte eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen noch eine Mehrheit.
- Die Personalie Frauke Petry sorgt bei der AfD für ein innerparteiliches Beben.
- Um 18 Uhr haben am Sonntag die Wahllokale geschlossen - hier erfahren Sie die Prognose, Hochrechnungen, Stimmenanteil und Sitzverteilung in Grafiken.
- Unter diesem Link finden Sie das Wahlergebnis sowie Karten aus allen 299 Wahlkreisen in ganz Deutschland.
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- Dieser Ticker endete am Montagabend. Hier finden Sie den aktuellen Ticker zur Bundestagswahl.
Partei | CDU/CSU | SPD | Grüne | FDP | Die Linke | AfD | Sonstige |
Prozent | 33.0 | 20.5 | 8.9 | 10.7 | 9.2 | 12.6 | 5.1 |
Das vorläufige amtliche Endergebnis |
22.45 Uhr: Überraschendes von der Umfrage-Front: Nach Erkenntnissen des Instituts infratest dimap ist die Jamaika-Koalition in der Gunst der Deutschen nach der Wahl rapide gestiegen - quasi über Nacht. Laut ARD Aktuell erklärten am Montag 57 Prozent der Umfrageteilnehmer, sie fänden ein solches Bündnis „gut“ oder „sehr gut“. Tags zuvor hatte dieser Wert noch um satte 34 Prozentpunkte niedriger gelegen.
Keine Lust mehr haben die Deutschen hingegen auf eine Neuauflage der Großen Koalition. Nur 31 Prozent der Befragten konnten sich am Montag mit dieser Option anfreunden. 8 Prozent weniger als noch am Vortag. Denkbar scheint, dass dieser Stimmungsumschwung mit der brüsken Absage der SPD an die Regierungsverantwortung zu tun hat. Auch eine Umfrage der Ippen-Digital-Zentralredaktion hatte vor kurzem noch wenig Zustimmung der Deutschen für Jamaika - oder auch: eine „Schwampel“ - gezeigt. Krumm nehmen die Deutschen der SPD die Entscheidung aber offenbar nicht: 59 Prozent zeigten in der Erhebung Verständnis für den Kurs Martin Schulz‘.
21.10 Uhr: AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hofft nach der Absage von Parteichefin Frauke Petry an die künftige Bundestagfraktion, dass es keine weiteren Abgänge gibt. „Ja, es ist schade. Wir verlieren ein Talent“, sagte Gauland am Montagabend im ZDF zum überraschenden Abgang Petrys. Dies sei zwar ein harter Anfang für die AfD im Bundestag. Er hoffe aber, dass es dabei bleibe. Ein Rausschmiss sei bei demokratischen Parteien sehr schwierig: „So schnell wirft man keinen heraus.“ Aber er glaube, dass Petry selbst wisse, dass sie in der Partei ihre Zukunft hinter sich habe, sagte Gauland weiter.
20.55 Uhr: Donald Trump hat nach Auskunft seiner Sprecherin Kanzlerin Angela Merkel noch nicht zu ihrem Wahlsieg gratuliert. Gefragt, ob diese lange Frist nach dem Ergebnis vom Sonntag einen besonderen Grund habe, sagte Sarah Sanders am Montagnachmittag Ortszeit: „Nein.“ Trump und Merkel hätten am Freitag telefoniert. Man arbeite nun an der Logistik für einen zweiten Anruf.
AfD will „Reisende nicht aufhalten“ - wenn es um Frauke Petry geht
20.40 Uhr:
Pegida und die AfD haben am Montagabend in Dresden betont einmütig den Erfolg der Rechtspopulisten bei der Bundestagswahl gefeiert. Pegida sei nicht unerheblich daran beteiligt gewesen, dass es der AfD in Sachsen gelungen sei, stärkste Kraft zu werden, sagte das Vorstandsmitglied des AfD-Kreisverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Egbert Ermer, bei der montäglichen Kundgebung des islamfeindlichen Bündnisses. Er versprach den zahlreichen Zuhörern: „Wir werden in Berlin diesem Pack, diesem rot-gelb-grün-versifften Pack, diesen Volksverrätern, auf die Finger schauen.“
Zugleich griff er AfD-Chefin Frauke Petry scharf an. Wenn „einige mit dem Namen P.“ dächten, „sie müssten jetzt ihr eigenes Süppchen kochen, können wir nur sagen, Reisende halten wir nicht auf“. Der AfD-Politiker prophezeite der Parteivorsitzenden, in der „politischen Versenkung“ zu verschwinden.
Partei-Linker Trittin soll für die Grünen sondieren
20.10 Uhr: Auch die Grünen denken an Jamaika. Sie haben ihr Team für die ersten Sondierungsgespräche aufgestellt. Unter anderem der Parteilinke und Ex-Bundesminister Jürgen Trittin soll Teil eines 14-köpfigen Teams werden, das die Möglichkeiten für eine Jamaika-Koalition auslotet. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist dafür vorgesehen. Ein kleiner Parteitag am kommenden Samstag muss noch zustimmen. Die Leitung der Gespräche liegt bei den Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir.
20.10 Uhr: Noch mehr aus der Abteilung Skurriles: Angesichts der Koalitionsüberlegungen in Deutschland freut sich die Botschafterin Jamaikas über die "tolle Markenwerbung" für ihr Land: "Das ist natürlich wundervoll, dass hier gerade jeder den Namen unserer Heimat im Munde führt", sagte Margaret Jobson der "Stuttgarter Zeitung". Eine sogenannte Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen wäre ein gutes Omen für die deutsche Politik, zeigte sich die Botschafterin überzeugt. Schließlich funktioniere selbst die Einstimmenmehrheit der jamaikanischen Regierung im Parlament in Kingston "einwandfrei".
Meuthen droht Petry mit Parteiausschluss-Verfahren
20.00 Uhr: Horst Seehofer hat nach eigener Einschätzung trotz des Wahldebakels den Rückhalt seiner Partei. „Es war nicht der Hauch einer Personaldebatte“, sagte Seehofer am Montag nach einer CSU-Vorstandssitzung. Er räumte im BR-Fernsehen aber ein: „Das kann sich jeden Tag ändern.“ An einen Rücktritt habe er keine Sekunde gedacht.
19.55 Uhr: Nicht nur in Frankreich, auch in Griechenland verfolgt man die deutschen Wahlen aufmerksam. An der Athener Börse sind am Montag einige Aktien eingebrochen. Sorgen bereitet den Anlegern vor allem eine mögliche Regierungsbeteiligung der FDP.
19.45 Uhr: Das werden Teile der AfD wohl nicht gerne lesen: Unterstützung erhält Frauke Petry im AfD-Zoff von einer Ikone der Rechtspopulisten aus Frankreich. Marine Le Pen hat sich auf Twitter zu Wort gemeldet. „Ohne mich in die internen Debatten einzumischen, die die AfD erschüttern, mein Vertrauen geht natürlich an @FraukePetry“, schrieb sie. „Ich kenne ihren persönlichen Wert und ihre untadelige politische Linie“, so Le Pen weiter. Die Front-National-Chefin hat gerade selbst mit innerparteilichen Querelen zu kämpfen.
18.45 Uhr: Jörg Meuthen hat seine AfD-Co-Chefin Frauke Petry zum Austritt aus der Partei aufgefordert. Damit könne Petry "ein mögliches Parteiausschlussverfahren verkürzen", sagte Meuthen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er reagierte damit auf die Ankündigung Petrys, sie wolle nicht der neuen AfD-Fraktion im Bundestag angehören, sondern als Einzelabgeordnete im Parlament sitzen. "Ich würde Frau Petry empfehlen - nach dem, was sie heute getan hat - die Konsequenz zu ziehen und die Partei zu verlassen und ihr Parteiamt niederzulegen", sagte Meuthen dazu weiter. Er warf Petry eine "ausgeprägt machtpolitische Attitüde" vor.
18.00 Uhr: Das politische Berlin kommt nach einem langen, anstrengenden und wortreichen Nach-Wahl-Tag langsam zur Ruhe. Zeit für einen Blick auf einen weiteren amüsanten Seitenaspekt: Die Satirepartei Die Partei hat sich am Montag als einen der Wahlsieger gefeiert. Nicht die AfD, sondern die Partei habe die größten Zuwächse erhalten, erklärte der Vorsitzende Martin Sonneborn auf Twitter - nun wolle man „Gauland jagen“.
Seehofer will erst die Obergrenze - und dann Koalitionsgespräche
17.37 Uhr: Wie geht es nach der Wahl weiter? Den Fahrplan der Parteien haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.
17.15 Uhr: Schräg auch die Erfolgsgeschichte des 24-Jährigen CDUlers Philipp Amthor aus Mecklenburg-Vorpommern. Er hat das Direktmandat gegen die dort ambitionierte AfD nach eigenen Angaben mit einem Tipp von Angela Merkel gesichert: „Sie hat mir erzählt, wie sie 1990 mit einem zusammenklappbaren Tapeziertisch von Gemeinde zu Gemeinde gezogen ist, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.“ Amthor interpretierte den Merkel-Ratschlag auf seine Weise und rief die Wähler dazu auf: „Sie kochen den Kaffee. Ich bringe den Kuchen.“ Auch mit diesem Trick setzte sich Amthor im Wahlkreis 16 durch.
17.00 Uhr: Eine kuriose Geschichte aus dem oberbayerischen Holzkirchen: Der Grünen-Kandidat Karl Bär verpasste das Bundestagsmandat denkbar knapp - letztlich per Münzwurf, wie merkur.de berichtet.
16.50 Uhr: An der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU will die CSU aber festhalten. Seehofer sagte, angesichts der historischen Wahlniederlage sei ihm wichtig gewesen, die Fortsetzung der Fraktionsgemeinschaft nur mit Billigung des Parteivorstands am Dienstag zu unterschreiben - Teilnehmern zufolge empfahl Seehofer allerdings selbst die Fortsetzung. CDU und CSU bilden seit 1949 eine Fraktionsgemeinschaft, diese wurde 1976 nur kurzzeitig von der CSU aufgekündigt. Seehofer sagte zu den Konsequenzen aus dem Wahlergebnis, "wir haben verstanden".
16.40 Uhr: Vermutlich tut der CSU-Chef gut daran, die Parteifreunde zu befragen. Denn auf dem flachen Land gärt es: Der mittelfränkische CSU-Ortsverband Großhabersdorf aus dem Landkreis Fürth forderte am Montag sogar Seehofers Rücktritt. „Horst Seehofer hat als Parteivorsitzender das historisch katastrophale Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl persönlich zu verantworten“, kritisierten die Ortsvorstände in einer Erklärung am Montag, wie die dpa berichtet.
16.35 Uhr: Seehofer will vor einer neuerlichen Koalition auch die CSU-Basis ins Boot holen: Er stellt zur Absegnung eines Koalitionsvertrag einen weiteren Parteitag in Aussicht gestellt, möglicherweise sogar eine CSU-Mitgliederbefragung. „Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens noch einmal einen großen Parteitag brauchen“, sagte Seehofer. Es gebe aber auch Forderungen, alle CSU-Mitglieder dann an der Entscheidungsfindung zu beteiligen.

16.18 Uhr: Horst Seehofer erledigt am Montagnachmittag erste Klarstellungen. Punkt 1: Die CSU ist bereit für Koalitionsgespräche - aber erst nachdem mit der CDU das Thema Obergrenze besprochen ist - „in aller geschwisterlichen Freundschaft“. Punkt 2: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt soll nach Ansicht Seehofers der neue Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag werden. „Ich werde Dobrindt morgen als Landesgruppenchef vorschlagen“, sagt er bei einer Pressekonferenz in München.
16.05 Uhr: Die AfD schmiedet auf ungewöhnliche Weise an ihren neuen Strukturen im Bundestag. Abgeordnete aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen eine gemeinsame Landesgruppe Mitteldeutschland gründen. Das kündigte das sächsische AfD-Vorstandsmitglied Siegbert Droese an. „Wir versprechen uns davon mehr Gewicht in der AfD-Fraktion“, sagte er. Das sei mit AfD-Vertretern der anderen Länder abgesprochen. „Ich bin guter Hoffnung, dass es zumindest in Mitteldeutschland gelingen wird, den Laden zusammenzuhalten“, sagte Droese. Die Befürchtung, dass gewählte AfD-Kandidaten aus den drei Ländern nicht in die Bundestagsfraktion wollten, so wie die Bundesvorsitzende Frauke Petry, bestehe eher nicht, sagte der neue sächsische Abgeordnete Jens Maier.
100 Prozent der Stimmen: Linder zum FDP-Fraktionschef gewählt
15.56 Uhr: Neuigkeiten auch von den Liberalen: Die FDP-Fraktion hat schon jetzt Partei-Leader Christian Lindner zum Fraktions-Vorsitzenden gekürt. Lindner bekam 100 Prozent der Stimmen.
15.55 Uhr: Die Grünen denken unterdessen schon mal an die Zukunft: Die Spitzenkandidaten Özdemir und Göring-Eckardt haben am Montag prinzipiell Bereitschaft für ein Jamaika-Bündnis signalisiert - auch, wenn es keinen „Automatismus“ gebe.
Kritischer sieht das schon jetzt Canan Bayram, die als Nachfolgerin des Ur-Grünen Christian Ströbele in Berlin-Kreuzberg direkt in den Bundestag gewählt wurde. Sie will eine Koalition mit CDU und FDP nicht unterstützen.
15.40 Uhr: Innenminister Thomas de Maizière sucht die Gründe für das Erstarken der AfD hingegen an anderer Stelle: Er macht SPD-Chef Martin Schulz verantwortlich. Schulz habe kurz vor der Wahl das Flüchtlingsthema hervorgehoben, sagte de Maizière dem "Spiegel". "Das hat Union und SPD geschadet und der AfD genutzt." De Maizìere lehnte es zugleich ab, die rechtspopulistische AfD vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. "Im jetzigen Zustand fehlt es dafür an den rechtlichen Voraussetzungen", sagte er. Auch würde dies politisch die AfD "noch mehr in ihrer Märtyrerrolle aufwerten". Dies solle man nicht unterstützen.
Gespaltene Republik - Merkel übernimmt die Verantwortung
15.25 Uhr: Heftig gestritten, geschrien und gepfiffen wurde in Deutschland in den Wahlkampftagen - das Land scheint zerrissen. Angela Merkel hat nun Verantwortung für die Polarisierung übernommen. Die Entwicklung sei „auch mit mir verbunden als Person. Und zwar ganz offensichtlich“, sagte Merkel am Tag nach der Wahl. Zu ihrer Flüchtlingspolitik im Sommer stehe sie aber nach wie vor - den Wütenden müsse man nun „ein Angebot machen“.
15.00 Uhr: Martin Schulz hat auch nach dem Gesprächsangebot von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigt, dass seine Partei kein Regierungsbündnis mit der Union eingehen werde. „Die SPD wird in keine große Koalition eintreten“, sagte er am Montag in Berlin. CDU-Chefin Merkel hatte zuvor gesagt, sie wolle mit FDP und Grünen, aber auch mit der SPD über eine Regierungsbildung reden.
Schulz sagte dazu: „Also wenn die mich anrufen will, soll sie mich anrufen. Aber ich glaube, nach der sogenannten Elefantenrunde gestern weiß sie, dass sie möglicherweise ihre Zeit besser nutzt und andere anruft.“ In der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF war Schulz am Sonntagabend direkt auf Merkel getroffen und hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass die SPD nach ihrer historischen Wahlschlappe in die Opposition gehen wolle. Auf die Frage, ob die SPD doch noch mit der Union reden würde, wenn Koalitionsverhandlungen zwischen Union, FDP und Grünen scheiterten, sagte Schulz: „Jamaika wird nicht scheitern.“ Deshalb stelle sich die Frage nicht. „Reden kann man immer“, sagte er, betonte aber: „Die Aufgabe, die wir haben, ist die der Opposition.“
14.32 Uhr: Die SPD will ihre historische Niederlage bei der Bundestagswahl in den kommenden Monaten intern ausführlich aufarbeiten. SPD-Chef Martin Schulz kündigte am Montag an, bis zum Parteitag Anfang Dezember wollten die Sozialdemokraten in Gremien, in Klausursitzungen und acht Regionalkonferenzen mit den Mitgliedern über den eigenen Kurs beraten. Die Wahl-Niederlagen von 2009 und 2013 seien nicht ausreichend aufgearbeitet worden. „Wir dürfen die Fehler, die gemacht worden sind, nicht wiederholen“, mahnte Schulz. „Die SPD wird gebraucht“, betonte er. „Wir werden den Kopf nicht hängenlassen.“ Die SPD sei eine stolze Partei. „Auch in der Niederlage kommt es darauf an, welche Haltung man hat.“
14.25 Uhr: Mit einem starken Ergebnis wollte die CSU der neuen Bundesregierung ihren eigenen Sicherheits-Stempel aufdrücken. Nach der Pleite wird es ausgerechnet für den eigenen Spitzenkandidaten Joachim Herrmann ganz eng. Aktuell werden fünf CSU-Politikern Chancen oder ernsthafte Ambitionen auf ein Ministeramt nachgesagt.
Arbeitete Petry schon länger auf die Spaltung hin?
13.47 Uhr: Frauke Petry hat offenbar schon länger auf eine zweite Spaltung der AfD hingearbeitet, wie WDR, NDR und Süddeutsche berichten. Das erste Mal war die Partei gespalten worden, als der Lucke-Flügel sich abgespalten hatte. Wie der Focus berichtet, hat Alice Weidel Frauke Petry dazu aufgefordert, die AfD zu verlassen. Sie sagte in Berlin: „Nach dem jüngsten Eklat von Frauke Petry, der an Verantwortungslosigkeit kaum zu überbieten war, fordere ich sie hiermit auf, ihren Sprecherposten niederzulegen und die Partei zu verlassen, um nicht weiteren Schaden zu verursachen."
13.43 Uhr: Merkel hat außerdem den amtierenden Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zur Wiederwahl an diesem Dienstag vorgeschlagen. Dieser Vorschlag sei in den CDU-Spitzengremien auf breite Zustimmung gestoßen, sagte Merkel am Montag nach Sitzungen von Vorstand und Präsidium in Berlin.
13.36 Uhr: CDU-Chefin Angela Merkel will nach den schweren Verlusten für die Union bei der Bundestagswahl Gespräche mit FDP, Grünen und auch der SPD über eine neue Regierung führen. Es sei sehr wichtig, dass Deutschland auch künftig eine stabile Regierung habe, sagte Merkel am Montag nach Beratungen der CDU-Spitze in Berlin. Die SPD hat angekündigt, in die Opposition zu gehen.
12:58 Uhr: Das ist ein Hammer! Laut einer Partnerseite von zeit.de, ze.tt, ist Münster in Nordrhein-Westfalen der einzige Wahlkreis Deutschlands, in der die AfD keine fünf Prozent erreichte. Nach Informationen der Ippen-Digital-Nachrichtenredaktion kam die rechtspopulistische Partei dort auf 4,5 Prozent. Der Kommentar dazu: „Ab nach Münster!“ Oder aber auch: „Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein!“
12:45 Uhr: Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry will sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Ob sie dafür eine neue Partei gründen will, ließ sie am Montag offen. Kurz zuvor hatte sie angekündigt, sie werde nicht Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion sein. „Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas nicht spontan mache“, sagte Petry.
Um eine eigene Bundestagsfraktion zu bilden, müsste sie mindestens 34 Abgeordnete dazu bringen, sich ihr anzuschließen. Auf diese Frage werde es „sicherlich in den kommenden Tagen und Wochen Antwort“ geben, sagte sie in einem Interview der ARD. Sie hoffe, „dass beim Wähler ankommt, dass ich für einen konservativen Neuanfang stehe“.
12:39 Uhr: Das dürfte alle Diskussionen und Verwirrungen beenden: Die CSU hält an der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag fest. Das hat der Parteivorstand am Montag ohne Gegenstimme beschlossen, wie die dpa aus Teilnehmerkreisen erfuhr.
12:33 Uhr: Hier sind sich Merkel und Seehofer wohl einig: Der alte Fraktionschef soll auch der neue sein: Volker Kauder (CDU) soll Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag bleiben. CDU-Chefin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer wollen ihn nach Angaben aus Parteikreisen vom Montag erneut vorschlagen.
12:21 Uhr: Die CDU-Abgeordnete Silvia Breher aus Niedersachsen zieht als Stimmenkönigin in den neuen Bundestag ein. Mehr hier.
Bundestagswahl 2017: Macht Seehofer eine Rolle rückwärts?
12:08 Uhr: Nun wird Seehofers Ansicht zur Fraktionsgemeinschaft klarer: Der CSU-Chef will an der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU festhalten. Das berichtet die dpa. Nach übereinstimmenden Angaben aus Teilnehmerkreisen müsse man auch über die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU reden - und darüber entscheiden. Allerdings will Seehofer nach dem desaströsen CSU-Bundestagswahlergebnis über den gesamten Kurs seiner Partei abstimmen lassen. Zudem kündigte er bereits an, an der ersten Unions-Fraktionssitzung in Berlin teilnehmen zu wollen.
11:58 Uhr: Es gibt nur wenige Wahlkreise in Bayern, in denen sie unter zehn Prozent blieb - in einigen Regionen allerdings trumpfte die AfD mit Ergebnissen von über 15 Prozent auf und verdrängte damit die SPD vom Platz zwei. Alle Ergebnisse finden Sie hier.
11:51 Uhr: Nach dem Wahlabend stehen schwierige Verhandlungen über eine mögliche Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen an. Aber bis wann müssen sie sich einigen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
11:49 Uhr: Rolle rückwärts? CSU-Chef Seehofer will offenbar nun doch an der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Bundestag festhalten. Er halte es nicht für den richtigen Weg, diese aufzukündigen, sagte Seehofer nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Montag in einer CSU-Vorstandssitzung in München. Man müsse aber darüber im Vorstand entscheiden. Was nun stimmt? Warten wir sein Statement nach der Sitzung ab.
11:33 Uhr: Der AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, hat Parteichefin Frauke Petry aufgefordert die Partei zu verlassen. „Ich bitte sie, ihren Schritt konsequent durchzuziehen und die Partei auch zu verlassen“, sagte Poggenburg, der auch Mitglied des Bundesvorstandes ist, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Petry hatte kurz zuvor mit Hinweis auf „abseitige Positionen“ einiger Parteifreunde angekündigt, sie wolle der AfD-Bundtagsfraktion nicht angehören.
Poggenburg gehört dem rechtsnationalen Parteiflügel um den Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke an. Gegen Höcke läuft ein Parteiausschlussverfahren, hinter dem auch Petry steht.
11:11 Uhr: Ausgerechnet jetzt muss Angela Merkel im Konrad-Adenauer-Haus vor die Kameras. Weiß sie von Seehofers Hammer-Botschaft? Wie hat sie die Nachricht aus München aufgefasst? Aber die Kameras müssen zunächst wieder hinaus. Merkel wird sich später aber sicherlich noch äußern. Merkel ist trotz der schweren Verluste der Union bei der Bundestagswahl vom Parteivorstand mit viel Beifall empfangen worden.
11:07 Uhr: CSU-Chef Horst Seehofer hat im Parteivorstand die traditionelle Fraktionsgemeinschaft mit der CDU zur Debatte gestellt. Seehofer wolle vorerst offen lassen, ob CDU und CSU auch im neuen Bundestag eine Fraktionsgemeinschaft bilden, verlautete am Montag aus Teilnehmerkreisen. Demnach wollte Seehofer den CSU-Vorstand nach einer offenen Debatte über den künftigen Umgang mit der Schwesterpartei abstimmen lassen.
11:00 Uhr: Nach dem desaströsen CSU-Bundestagswahlergebnis fordert der bayerische Finanzminister Markus Söder eine schonungslose Analyse der Ursachen und ein „Hineinhorchen“ in die eigene Partei. Das CSU-Ergebnis sehe so aus, dass man „ganz logischerweise nicht zur Tagesordnung übergehen kann, insbesondere deswegen, weil wir nächstes Jahr die Landtagswahl haben“, sagte Söder am Montag vor einer CSU-Vorstandssitzung in München.
Er sei aber gegen „Hau-Ruck- und Schnell-Analysen“. „Man muss, glaube ich, auch jetzt sehr in die Partei hineinhorchen, die Stimmung der Basis aufnehmen“, betonte er.
CSU-Chef Horst Seehofer hat hingegen offenbar in einer CSU-Vorstandssitzung die Verantwortung für das desaströse Bundestagswahlergebnis seiner Partei übernommen. Das verlautete am Montag am Rande der Sitzung aus Teilnehmerkreisen.
10:54 Uhr: SPD-Chef Martin Schulz hat die amtierende Arbeitsministerin Andrea Nahles als künftige Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion vorgeschlagen. Das sagte Schulz am Montag in einer Sitzung der Parteispitze in Berlin, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Damit würde sie Thomas Oppermann beerben. Der sagt: „Ich habe das vier Jahre gerne gemacht, aber jetzt muss ein Oppositionsführer her. Das ist etwas ganz anderes.“
Dobrindt will neuer Chef der CSU-Landesgruppe werden
10:52 Uhr: Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen darf die CSU nach Ansicht von JU-Landeschef Hans Reichhart nicht von ihrer Forderung nach einer Begrenzung der Zuwanderung abrücken. „Ohne eine Obergrenze, die auch Obergrenze heißt, brauchen wir nicht aus Berlin zurückzukehren“, sagte er vor der Sitzung des Parteivorstandes am Montag in München.
Sollte die CSU die Obergrenze für Flüchtlinge nicht durchsetzen können, müsse die Partei den Gang in dieOpposition antreten - dies gelte auch, wenn in der Folge gar keine Koalitionen mehr möglich wären. „Dann muss es eben Neuwahlen geben“, betonte er. Die von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vollzogene Positionierung der Union zur politischen Mitte sei gescheitert.
10:48 Uhr: Der bisherige Bundesverkehrsminister Alexadner Dobrindt will neuer Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag werden. Er habe den Abgeordneten der Christsozialen seine Bereitschaft dazu signalisiert, sagte Dobrindt am Montag in München. Er äußerte sich dort am Rande einer CSU-Vorstandssitzung.
10:43 Uhr: Die CSU wird nach Einschätzung von Politikwissenschaftler Jürgen Falter „einen deutlich härteren Kurs fahren als bisher, damit die AfD klein bleibt“. „Sonst ist es aus mit der absoluten Mehrheit der CSU“, sagte der Mainzer Uni-Professor dem „Münchner Merkur“ und der „tz“ (Montag). Dass die CSU in ihrem eigenen Land bei der Bundestagswahl so viel verloren hat, werde die Koalitionsverhandlungen noch schwieriger machen.
10:27 Uhr: „Wir sind halt ein gäriger Haufen und jetzt ist jemand obergärig geworden“, stichelt AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland gegen Frauke Petry.
10:23 Uhr: Die SPD formiert sich hinter ihrem Vorsitzenden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) stärkt Parteichef Martin Schulz nach der historischen Demütigung bei der Bundestagswahl den Rücken. Die SPD brauche einen starken Vorsitzenden für den Wiederaufstieg: „Ich würde derzeit niemanden sehen, der das so erfüllt wie Martin Schulz“, sagte Weil am Montag bei Phoenix. „Wir haben das zusammen verloren und müssen das zusammen geraderücken“, sagte Weil. Er kämpft bei der vorgezogenen Landtagswahl in Niedersachsen in drei Wochen um sein Amt.
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, es gebe null Anlass, jetzt über Personalwechsel zu spekulieren.

10:15 Uhr: Wahl-Verlierer Martin Schulz betritt jetzt das Willi-Brandt-Haus der SPD. Er wird mit langem Applaus bedacht.
+++ „Wir begreifen die 20,5 Prozent als Oppositionsauftrag und wollen die Demokratie gegen Kräfte wie der AfD schützen. Die SPD nimmt Niederlagen an und wendet sie um künftig wieder die starke Kraft im Lande zu sein. Unser Anspruch ist eine starke Opposition zu sein, die die Zukunft des Landes mitgestaltet und dann wieder die Führung in Deutschland übernehmen.“
+++ „Wie die Löwen gekämpft!“ Schulz dankt den Wahlhelfern. „Es war ein toller Wahlkampf.“
+++ „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Es beginnt eine neue Saison für uns, sagt er.
+++ Schulz beschwört den Zusammenhalt der Partei und geht zuversichtlich in die nächsten vier Jahre. „Wir haben ein tolles Programm.“ Aber er gesteht „eine schwere Nacht“.
+++ Thomas Oppermann und Andrea Nahles klopfen Schulz auf die Schulter. Den Spitzenmann der Sozialdemokraten nimmt die Wahl-Niederlage sichtlich mit.
10:09 Uhr: CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat die potenziellen Bündnispartner einer Jamaika-Koalition zu Kompromissbereitschaft aufgerufen. „Eine Koalition funktioniert nur, wenn alle Seiten nachgeben und man sich nicht gegenseitig den Platz kaputttritt“, sagte Tauber am Montag dem Fernsehsender Phoenix. Man verfolge dann ein gemeinsames Projekt und jeder Partner habe auch eigene Ziele, die man in einem Bündnis wiederfinden müsse. Nach der Absage der SPD gegenüber einer Neuauflage der großen Koalition ist ein Bündnis der Union mit FDP und Grünen die einzig verbliebene mögliche Koalitionsoption.
Video: Heftige Proteste gegen die AfD
09:58 Uhr: CSU-Chef Horst Seehofer hat seine Ankündigung bekräftigt, die CSU trotz des desaströsen Bundestagswahlergebnisses in die bayerische Landtagswahl im kommenden Jahr führen zu wollen. „Wenn jemand das anders will, dann soll er es sagen“, sagte Seehofer am Montag vor einer CSU-Vorstandssitzung in München.
Für die Koalitionsverhandlungen in Berlin kündigte Seehofer erneut einen harten Kurs seiner Partei an. Eine Regierungsbildung sei ohne die CSU nicht möglich, betonte er. Mit dieser Situation werde die CSU aber verantwortungsvoll umgehen. „Für uns geht's vor allem um einen klaren Kurs Mitte-Rechts für die Zukunft“, sagte er. „Wir werden bestehen auf den Dingen, die wir der Bevölkerung versprochen haben in unserem Bayernplan.“
09:52 Uhr: „Das Land rückt nach rechts“. Die Pressestimmen zur Bundestagswahl finden Sie hier.
09:46 Uhr: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer erwartet trotz der schweren Schlappe seiner Partei bei der Bundestagswahl keine Diskussion um Parteichef Horst Seehofer. "In der CSU gibt es keine Personaldebatte, sondern eine klare inhaltliche Debatte", sagte Scheuer am Montag im Bayerischen Rundfunk. Die Partei habe vom Wähler "ein Ausrufezeichen gesetzt bekommen". Jetzt gehe es darum, eine offene rechte Flanke zu schließen.
09:44 Uhr: Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner möchte nach der Bundestagswahl die an die AfD verloren gegangenen Wähler zurückgewinnen. „Es sind nicht alles „Nazis“, die die AfD gewählt haben“, sagte Klöckner am Montagmorgen im SWR. „Wenn wir das glauben, dann würde man sich von einem sehr, sehr großen Teil von Wählern, die eigentlich in der Mitte verortet sind, verabschieden.“
Der Petry-Eklat auf der Bundespressekonferenz zum Nachlesen
09:31 Uhr: Nach der Saal-Flucht erklärt Frauke Petry wartenden Reportern: „Ich werde zunächst als Einzelabgeordnete im Bundestag sitzen.“ Ob sie Parteichefin bleibe, werden die nächsten Tage zeigen. Ihr Ziel sei es, dass sich die vernünftigen AfD-Ideen durchsetzen. Überraschend kommt das alles nicht (hier).
Vor der Bundespressekonferenz hatte Meuthen Petry heftig attackiert. Dass sie sich in öffentlichen Äußerungen wiederholt von den beiden Spitzenkandidaten distanziert habe, sei „wenig hilfreich“ gewesen und „nicht hinnehmbar“, sagte er.
09:01 Uhr: Die AfD-Spitze betritt das Podium der Bundespressekonferenz.
+++ Weidel spricht als erste: „Das Ergebnis hat uns überrascht. Damit haben wir nicht gerechnet. Der Wählerauftrag ist klar: In der Opposition zu wirken und die Regierung zu kontrollieren. Das wurde in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt. Wir wollen konstruktiv arbeiten.“ Auch die Flüchtlingspolitik will man auf rechtliche Beine stellen.
+++ Gauland: „Unser Erfolg ist der Misserfolg der anderen. Die Union hat rechts sehr viel Platz gelassen. Die CDU vertritt keine Inhalte mehr. Wir wollen eine klare Opposition sein.“ Gauland will „die Debattenkultur in den Bundestag zurückbringen“.
+++ Petry spricht nun: „Diese Ergebnisse zeigen uns, dass die Bürger eine andere Kraft suchen und aus Hoffnung auf diese Kraft die AfD gewählt haben. Unser Anspruch ist, die Regierungsübernahme 2021 einzuleiten.“ Zum inhaltlichen Dissens: „Die AfD von 2013 bis 2015 wollte schnell regierungfähig werden. Eine anarchische AfD kann nur in der Opposition erfolgreich sein. Ich will aktiv gestalten, mit Realpolitik. Daher werde ich nach langer Überlegung der Bundestagsfraktion der AfD nicht zugehören.“ Petry hatte in ihrem Wahlkreis in Sachsen ein Direktmandat errungen.

"Ich werde jetzt diesen Raum verlassen", sagt Petry und geht. Der Pressesprecher „missbilligt“ das Verhalten ausdrücklich. Er will sie noch zurückholen: „Das ist unfair den Journalisten gegenüber.“ Die Bundespressekonferenz dafür zu nutzen sei nicht korrekt. Petry dreht sich noch einmal um, hat allerdings kein Verständnis und geht hinaus. Ihre Entscheidung hatte Petry offensichtlich nicht abgesprochen. Meuthen reagierte verdutzt über die "gerade geplatzte Bombe, von der ich auch keine Kenntnis hatte. Auch ich wurde jetzt überrascht.“
+++ "Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen", sagte Gauland am Sonntag. Was er damit wirklich meint, drückt er zur Unzufriedenheit des fragenden Journalisten nicht wirklich verständlich aus. Auch Meuthens Erklärungen genügen dem Journalisten nicht.
+++ Gauland zu Petry: „Ich weiß nicht warum sie diesen Schritt vollzogen hat. Ich glaube nicht, dass meine Äußerungen etwas damit zu tun haben.“
Video: Dieses Gauland-Statement sorgt für viel Wirbel
+++ Gauland rechtfertigt noch einmal seine „Entsorgen“-Aussage gegenüber der SPD-Politikerin Aydan Özoğuz: „Ich habe ihr empfohlen eine Zeitlang in einem Land zu leben, dessen Kultur sie besser versteht.“
+++ Meuthen: „Petrys Verhalten ist nicht hilfreich. Das war es schon in den vergangenen Monaten nicht, als sie bei Telefonkonferenzen nicht mehr anzutreffen war. Es ist wie es ist.“
+++ Meuthen zu inhaltlichen Differenzen in der AfD: „Es gibt keine zwei Pole. Sie ist nicht die Gemäßigte und wir drei die Fundamentalen in der AfD. Wir haben alle realpolitische Positionen, die anders sind, als die etablierten Parteien.“
+++ Journalisten vor Ort berichten von einem Schmunzeln Weidels und Gaulands bei Petrys Flucht aus dem Saal.
08:59 Uhr: Die AfD steht kurz vor der angekündigten Pressekonferenz. Mit dabei: Die Vorsitzende Frauke Petry, Jörg Meuthen sowie die Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland. Wird sich Petry von ihrer Partei abspalten?
Herrmann sorgt in Elefantenrunde für Wutausbruch gegen ARD und ZDF
08:53 Uhr: Bei der Bundestagswahl hat es in Düsseldorf eine Panne gegeben: Wie die Stadtverwaltung am Sonntagabend mitteilte, wurden im Wahlbezirk Düsseldorf-Garath im Bundestagswahlkreis Düsseldorf II am Vormittag durch den Wahlvorstand insgesamt 238 falsche Stimmzettel aus dem Nachbarwahlkreis Düsseldorf I ausgegeben. Die Zweitstimmen wurden demnach als gültig, die Erststimmen als ungültig gewertet.
Auf die Zusammensetzung des Bundestags hat die Panne nach Behördenangaben aber keinen Einfluss. Das Direktmandat errang die CDU-Politikerin Sylvia Pantel laut Bundeswahlleitung mit mehr als 9000 Erststimmen Vorsprung vor ihrem SPD-Konkurrenten Andreas Rimkus.
08:41 Uhr: CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann kommt nicht in den nächsten Bundestag. Auch bei der „Berliner Runde“ am Wahlabend sorgte er für Aufsehen - durch einen Wutausbruch. Lesen Sie hier mehr.
08:33 Uhr: SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat die klare Absage seiner Partei an Koalitionsverhandlungen verteidigt. Die Wähler hätten entschieden, "dass der Platz der SPD in der Opposition ist", sagte Oppermann am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Grüne und FDP hätten "im Wahlkampf große Töne gespuckt, die sind jetzt mal in der Verantwortung", fügte er hinzu. "Ich erwarte von diesen Parteien, dass sie sich zusammenraufen".
Die Oppositions-Absichten der Sozialdemokraten stoßen bei den Grünen auf Kritik. „Erst mal sehe ich es auch als staatspolitische Verantwortung der SPD, jetzt nicht einfach zu sagen, wir gehen in die Opposition und reden nicht mehr“, sagte der Co-Spitzenkandidat Cem Özdemir am Montagmorgen im Sender SWR.
08:15 Uhr: CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann will nach dem Debakel bei der Bundestagswahl auf AfD-Wähler zugehen. Seine Partei müsse sorgfältig analysieren, wie sie diejenigen zurückgewinne, die aus Enttäuschung oder Protest und nicht aus Überzeugung die AfD gewählt hätten, sagte der bayerische Innenminister am Montagmorgen im Radiosender B5 aktuell. Den Absturz der CSU bei der Bundestagswahl am Sonntag um 10,5 Prozentpunkte auf 38,8 Prozent sei eine „herbe Enttäuschung“. Die AfD erhielt in Bayern 12,4 Prozent (2013: 4,3 Prozent) der Stimmen.
Im neuen Bundestag sitzen 108 Abgeordnete aus Bayern. Nach dem vorläufigen Endergebnis ist die CSU mit 46 Direktkandidaten im Parlament vertreten - alle haben ihre Wahlkreise direkt gewonnen.
08:09 Uhr: Nach dem Wahlsonntag ist im Bundestag das große Stühlerücken angesagt. Unter der Kuppel des Reichstagsgebäudes wird umgebaut. Bevor aber die Handwerker anrücken, müssen die künftig sechs Fraktionen auch manch heikle Fragen noch untereinander klären. Doch nicht nur die Sitzordnung bereitet Probleme.

08:03 Uhr: FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hat die grundsätzliche Bereitschaft der Liberalen zu einem Jamaika-Bündnis mit Union und Grünen bekräftigt, eine Zusammenarbeit aber auch an Bedingungen geknüpft. "Wir werden regieren, wenn es möglich ist, unsere Inhalte umzusetzen", sagte Beer am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Dies werde ein schwieriger und langer Weg.
Es gehe jetzt darum, Gemeinsamkeiten zu finden, sagte Beer. Die Kunst werde sein, eine Vertrauensbasis dafür zu bauen, einen "gangbaren Weg" für CDU, CSU, FDP und Grüne zu finden. Nach der Absage der SPD an eine Fortsetzung der Koalition mit der Union ist nach der Bundestagswahl rechnerisch nur ein Jamaika-Bündnis möglich.
07:58 Uhr: Die SPD will sich in der Opposition von ihrer historischen Wahlpleite erholen. Merkel muss sich deshalb mit Liberalen und Grünen an einen Tisch setzen. Das Gerangel um begehrte Kabinettsposten läuft schon. Kommt jetzt Guttenberg zurück?
07:55 Uhr: Braun gefärbt? So zeigen zwei Zeitungen wie sie die AfD einschätzen.
07:44 Uhr: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kündigt im Morgenmagazin an, wieder offener für die Obergrenze zu plädieren und die CDU davon überzeugen zu wollen. Zur Wahl sagte er: „Wir haben einen Denkzettel erhalten.“
Man werde nun die harte CSU-Strategie in puncto Sicherheit und Migration in die Union einbringen. Der erste Schutzwall gegen Rechtsradikale sei die „rechte Flanke zu schließen“.
Bundestagswahl 2017: Alle ausgezählten Stimmen im Überblick
07:42 Uhr: Nach dem Absturz der SPD auf ihr bislang schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl hat Parteivize Ralf Stegner die Ankündigung der Sozialdemokraten verteidigt, die Koalition mit der Union nicht fortsetzen zu wollen. "Das war ein eindeutiges Votum der Wähler gegen die große Koalition", sagte Stegner am Montag im Bayerischen Rundfunk. Er begründete den angekündigten Gang in die Opposition auch mit dem Einzug der AfD in den Bundestag.
"Es kann ja nicht sein, dass Rechtsextremisten die Opposition anführen", sagte der SPD-Vize. Die Parteibasis steht nach seiner Einschätzung hinter der Entscheidung, die große Koalition zu beenden. Die Reaktionen aus der Partei sei am Sonntag eindeutig gewesen. "Unsere Ortsvereine haben gesagt, wenn ihr die Wahl nicht gewinnt, dann bitte nicht wieder große Koalition", sagte der stellvertretende Parteivorsitzende.
07:35 Uhr: AfD-Parteisprecherin Frauke Petry hat Äußerungen des Co-Vorsitzenden Alexander Gauland nach der Bundestagswahl kritisiert. „Das ist die Rhetorik, glaube ich, von der ich gesprochen habe, dass gerade der bürgerliche Wähler sie nicht als konstruktiv empfindet“, sagte Petry im ZDF-„Morgenmagazin“. Gauland hatte nach der Bekanntgabe der ersten Ergebnisse am Sonntagabend unter anderem gesagt: „Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen“.
Die Partei müsse sich nun vor allem auf Inhalte konzentrieren, erwiderte Petry. „Ich möchte, dass die Themen zukünftig dominieren und nicht die abseitigen Äußerungen, die wir in der Vergangenheit gehört haben.“ In Sachsen, wo die Partei stärkste Kraft geworden war und Petry eines von drei Direktmandaten der Partei geholt hat, fahre die AfD seit Jahren diesen Kurs.
In Deutschland gebe es ein "sehr viel größeres Potenzial für eine andere Politik", sagte Petry. Die am Sonntag erzielten knapp 13 Prozent seien "nicht genug, um eine Politikwende einzuleiten".
07:14 Uhr: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl als „Weckruf für alle“ bezeichnet, „denen das friedliche und solidarische Miteinander in einem weltoffenen Deutschland am Herzen liegt“. Das Niederbrüllen von Rednern bei Wahlkampfkundgebungen und persönlich beleidigende Parolen seien „erschreckende Ausdrucksformen eines Mangels an politischer Kultur“.
06:53 Uhr: Die Stimmen sind ausgezählt. Die Unionsparteien wie auch die SPD erleiden bittere Pleiten. In einem neuen Bundesland wird die AfD sogar stärkste Kraft. Die Ergebnisse im Überblick finden Sie hier.
06:44 Uhr: Für Russland ist das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl nach Einschätzung eines Moskauer Experten kein Grund zur Freude. „Alle Aussagen über die Wehrmacht und über die Juden sind inakzeptabel für Russland“, sagte der Politologe Wladislaw Below der Deutschen Presse-Agentur. „Deshalb wird die Moskau das Ergebnis höchstens als Signal an Kanzlerin Angela Merkel werten, dass es auch russlandfreundliche Strömungen in Deutschland gibt. Mehr nicht“, sagte Below nach ersten Hochrechnungen in der Wahlnacht. „Die rechtsextremistischen Äußerungen sind auch in Russland inakzeptabel.“
Bundestagswahl 2017: Europas Populisten feiern die AfD
06:34 Uhr: Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen gratulierte der AfD zu ihrem „historischen Wahlergebnis“. Auf Twitter verkündete sie: „Das ist ein neues Symbol des Erwachens der europäischen Völker.“
Auch die Rechtspopulisten in Österreich sehen durch das deutsche Wahlergebnis ihren Kurs in der Migrationskrise bestätigt. Kanzlerin Merkel habe durch die „Refugees-Welcome-Politik“ großen Schaden angerichtet, meinte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Die Europäer sehnten sich nach einer Änderung der bisherigen Politik.
Heftige Wahlschlappe für die CSU um Joachim Herrmann (l.) und Horst Seehofer.

06:27 Uhr: CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann kommt nicht in den nächsten Bundestag. Der bayerische Innenminister stand zwar auf Platz eins der CSU-Liste für die Bundestagswahl am Sonntag, trat jedoch nicht als Direktkandidat an. Er wurde gewissermaßen zu einem Opfer des CSU-Erfolgs, den die Christsozialen trotz ihres Absturzes bei der Wahl doch noch feiern konnten: Sie holten in allen 46 Wahlkreisen in Bayern jeweils das Direktmandat. Nach Angaben des Bundeswahlleiters vom frühen Montagmorgen blieb es aber bei diesen 46 Mandaten. Die Liste zog also nicht mehr - und damit ging Herrmann leer aus. Herrmann strebt in der neuen Bundesregierung das Amt des Bundesinnenministers an, das derzeit in der Hand von Thomas de Maizière (CDU) ist.
06:22 Uhr: Die Wahl wurde aber auch von Kuriositäten und Pannen gezeichnet. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wollte am Wahlabend eigentlich in Berlin an verschiedenen Fernsehrunden teilnehmen. Daraus wurde nichts, denn sein Flug nach Berlin wurde kurzfristig gestrichen. Eine nächste Maschine sei ausgebucht gewesen, sagte ein Regierungssprecher. Kretschmann blieb somit in Stuttgart. Er wurde von dort aus in die Fernsehrunden zugeschaltet.
Wenn kein Rathaus oder keine Schule in ein Wahllokal umgewandelt werden können, tut es manchmal auch ein Wohnzimmer. In Schleswig-Holstein mussten knapp 50 Einwohner von Elisabeth-Sophien-Koog auf Nordstrand in Nordfriesland im Haus der Bürgermeisterin Ute Clausen wählen gehen.
In mehreren Wahllokalen in Köln gingen am Sonntag kurzzeitig die Stimmzettel aus. 200 der 800 Wahllokale hätten Nachschub angefordert, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete. Eine Taxi-Armada wurde losgeschickt, um neue Stimmzettel zu bringen. Als Grund für den Engpass gab eine Stadtsprecherin die hohe Wahlbeteiligung an.
Bei der Auszählung der Bundestagswahl ist es in Berlin zu Pannen bei Ergebnisangaben für Direktmandate gekommen. Für die ersten beiden fertig ausgezählten Wahlkreise gab es in der Nacht zum Montag unterschiedliche Ergebnisse auf den Internetseiten des Bundeswahlleiters und der Landeswahlleiterin.
So wurde für Charlottenburg-Wilmersdorf vom Bundeswahlleiter der SPD-Kandidat Tim Renner als Gewinner mit 28,8 Prozent angegeben. Auf der Berliner Internetseite lag der CDU-Kandidat Klaus-Dieter Gröhler mit 30,2 Prozent vorne. Renner hatte hier nur 27,6 Prozent. Auch die Ergebnisse anderer Kandidaten wichen voneinander ab. Das Gleiche galt für den Wahlkreis Spandau. Der Bundeswahlleiter räumte später ein, dass er beide Ergebnisse falsch veröffentlicht habe.
06:17 Uhr: Mit dem besten Erststimmenergebnis der CSU zieht Emmi Zeulner erneut in den Bundestag ein. Im Wahlkreis Kulmbach kam die 30-Jährige auf 55,4 Prozent der Erststimmen und sicherte sich damit wieder das Direktmandat. Sie erzielte 1,5 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Als Stimmenkönigin löst die gelernte Krankenschwester Stephan Mayer aus Altötting ab, der bei der Wahl 2013 auf 65,77 Prozent kam und am Sonntag 54,5 Prozent der Erststimmen erhielt.
06:14 Uhr: Das vorläufige amtliche Endergebnis steht fest: CDU und CSU rutschen auf zusammen 33,0 Prozent ab, die Sozialdemokraten auf 20,5 Prozent. Mit 12,6 Prozent wurde die AfD drittstärkste Kraft im neuen Bundestag gefolgt, von der FDP mit 10,7 Prozent, die Linken landen bei 9,2, die Grünen liegen bei 8,9 Prozent.
Guten Morgen an diesem Montag nach der Bundestagswahl 2017
04:58 Uhr: Ganz Deutschland war nach der Bundestagswahl ausgezählt. Ganz Deutschland? Nein. Zwei Wahlkreise in der Hauptstadt verhinderten in der Nacht zum Montag eine zügige Bekanntgabe der Ergebnisse durch den Bundeswahlleiter. Erst gegen 3.30 Uhr lieferte die Berliner Landeswahlleiterin die Zahlen der letzten beiden Wahlkreise Berlin-Mitte und Berlin-Pankow ab.
Berlin hatte schon während des Abends Probleme beim Auszählen und war das langsamste aller Bundesländer. Die Berliner Wahlhelfer zählten nicht nur Erst- und Zweitstimmen der Bundestagswahl, sondern auch den Volksentscheid zur Zukunft des Flughafens Tegel aus. Zudem gab es am Abend technische Schwierigkeiten mit der Sendung von Ergebnissen aus den Wahllokalen an die Zentrale.
04:55 Uhr: Die Berliner haben für Weiterbetrieb des Flughafens Tegel gestimmt. Nach der Auszählung aller Wahlbezirke am frühen Montagmorgen kamen die Befürworter des Weiterbetriebs amtlichen Angaben zufolge auf 56,1 Prozent der Stimmen. Die Gegner stimmten mit 41,7 Prozent gegen eine Offenhaltung des Airports.
Bundestagswahl 2017: Alle Wahlkreise ausgezählt
04:15 Uhr: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) dringt nach dem Debakel der SPD bei der Bundestagswahl auf ein schärferes Profil der Partei. „Wir wollen auch wieder Führungsanspruch geltend machen, aber dafür müssen wir uns weiterentwickeln“, sagte Dreyer der Deutschen Presse-Agentur. Die SPD wolle sich nicht damit abfinden, auf Dauer bei Bundestagswahlen Ergebnisse zwischen 20 und 30 Prozent zu erzielen. „Wir müssen uns so weiterentwickeln, dass wir wirklich wieder in einen Bereich kommen, wo wir mindestens die 3 vorne stehen haben“, sagte Dreyer.
03:53 Uhr: Die bisherigen Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD haben bei der Bundestagswahl herbe Verluste eingefahren. Nach der Auszählung aller 299 Wahlkreise stürzten CDU und CSU auf zusammen 33,0 Prozent ab, die Sozialdemokraten auf 20,5 Prozent. Mit 12,6 Prozent wurde die AfD drittstärkste Kraft im neuen Bundestag.
03:26 Uhr: Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat sich besorgt über das gute Ergebnis der AfD bei der Bundestagswahl gezeigt. Der AfD sei es „leider gelungen, trotz oder gerade wegen ihrer offen rassistischen Äußerungen“ rund 13 Prozent der Stimmen zu bekommen, sagte der Bundesvorsitzende der Gemeinde, Gökay Sofuoglu. „Es darf nun anscheinend wieder öffentlich darüber nachgedacht werden, Menschen zu „entsorgen“ oder an unseren Grenzen zu erschießen.“
03:19 Uhr: Der frühere Linke-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi hat erneut seinen Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick direkt gewonnen. Er erhielt am Sonntag 39,9 Prozent der Stimmen, wie die Landeswahlleiterin mitteilte. Der CDU-Kandidat Niels Korte kam auf 19,0 Prozent. Gysi hatte den Wahlkreis bereits 2005, 2009 und 2013 direkt geholt.
AfD will bei bayerischer Landtagswahl 20 plus X der Stimmen anpeilen
01:57 Uhr: Die AfD hat die Bundestagswahl in Sachsen gewonnen. Wie die Landeswahlleitung in der Nacht zum Montag in Kamenz mitteilte, wurde die rechtspopulistische Partei mit 27,0 Prozent der Stimmen und einem Vorsprung von 0,1 Prozentpunkten vor der CDU hauchdünn stärkste Kraft in dem Bundesland.
00.55 Uhr: Trotz des Erfolgs der AfD bei der Bundestagswahl hat deren Spitzenkandidat Alexander Gauland den Kampf um das Direktmandat im Brandenburger Wahlkreis 63 (Frankfurt (Oder) - Oder-Spree) verloren. Der 76-Jährige lag mit 21,9 Prozent der Erststimmen klar hinter dem CDU-Bewerber Martin Patzelt, der mit 27,1 Prozent das Direktmandat errang, wie der Landeswahlleiter am Sonntag nach Auszählung aller Wahlbezirke mitteilte. Der 70 Jahre alte Patzelt war im Sommer 2015 bundesweit bekannt geworden, nachdem er zwei junge Flüchtlinge aus Eritrea bei sich zu Hause aufgenommen hatte.
00.18 Uhr: Der französische EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici hat den Einzug der AfD in den Bundestag als "Schock" bezeichnet. Er lege "Zweifel in der Gesellschaft" in Deutschland offen, schrieb Moscovici am Sonntagabend im Kurznachrichtendienst Twitter. Zugleich betonte er, die deutsche "Demokratie" sei "heute stark" - "kein Vergleich mit 1933".
23.48 Uhr: Die bayerische AfD hält bei der Landtagswahl in einem Jahr ein Ergebnis von mehr als 20 Prozent für denkbar. Sollte es in Berlin zu einer Jamaika-Koalition kommen, seien für die AfD „20 plus X“ in Bayern möglich, sagte Bundestags-Spitzenkandidat Martin Hebner am Sonntagabend im BR.
AfD in Sachsen gleichauf mit der CDU
23.44 Uhr: In Sachsen hat die AfD offenbar besonders große Stimmenanteile geholt und sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU geliefert. Nach Hochrechnungen des Instituts Infratest dimap holten beide Parteien rund 29,5 Prozent der Zweitstimmen im Freistaat. AfD-Chefin Frauke Petry holte im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge außerdem das Direktmandat. In Petrys Wahlkreis lag die AfD bei den Zweitstimmen mit 35,5 Prozent deutlich vor der CDU, die auf 25,6 Prozent kam, wie aus der Statistik des Landeswahlleiters hervorging.
In einigen Gemeinden stimmte fast jeder zweite Wähler für die AfD. In Dorfchemnitz im Wahlkreis Mittelsachsen kam die AfD auf 47,4 Prozent der Zweitstimmen. Auch in einigen Gemeinden im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wie Dohma, Gohrisch oder Müglitztal übersprang die AfD die 40-Prozent-Marke.
23.39 Uhr: Mit Spannung ist das Ergebnis der Bundestagswahl erwartet worden. Die Pressestimmen aus Deutschland und dem Ausland zeigen nun vor allem Besorgnis. Vor allem im Ausland machen sich die Kommentatoren Gedanken über den Einzug der AfD.
23.25 Uhr: Das Auftreten von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in der ARD-“Elefantenrunde“ rief Erinnerungen an Schröders Pöbel-Auftritt 2005 in derselben Runde wach. Schulz attackierte Merkel scharf, wirkte wie auf Krawall gebürstet. Denn im Netz polarisierte Schulz' Verhalten stark: Spott und Kritik einerseits, Unterstützung und Lob andererseits.
Unionsintern gibt es Kritik an Merkels Flüchtlingskurs
23.12 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel sieht für die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen keine unüberwindbaren Hürden. Die Union werde die Koalition „meistern“, sagte die CDU-Chefin bei einem Auftritt mit Bayerns CSU-Innenminister Joachim Herrmann auf der CDU-Wahlparty. Herrmann beklagte indirekt, dass die SPD eine Neuauflage der großen Koalition ausgeschlossen hat. Es sei keine „politische Meisterleistung“, lieber in die Opposition zu gehen als zu regieren, sagte Herrmann.
Beide wurden bejubelt, als hätten CDU und CSU nicht das schlechteste Ergebnis in Merkels zwölfjähriger Kanzlerschaft eingefahren. In nichtöffentlichen Runden der CDU gab es dem Vernehmen nach hingegen Kritik und Niedergeschlagenheit. Dass die Union einen Dämpfer bekommen werde, sei erwartet worden. Aber nicht in diesem Ausmaß. Dabei sei auch erneut Unmut über Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik und das lange Ignorieren der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland angesprochen worden, hieß es.
23.01 Uhr: AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hat bei der kleinen Elefantenrunde bei „Anne Will“ für Gelächter im Publikum gesorgt. Auf die Frage von Anne Will, was die AfD künftig im Bundestag Konstruktives beitragen wolle, erwiderte er, dies sei im Moment nicht die Aufgabe seiner Partei. Das fassungslose Lachen einiger Zuschauer kommentierte er mit den Worten: „.Das Gelächter könnt ihr lassen“. Gauland hatte kurz nach den ersten Prognosen angekündigt, die AfD werde Merkel „jagen“. Bei Anne Will erklärte er nun, was er damit gemeint hat: Der Rechtsbruch, den die große Koalition durch die „Masseninvasion“ von Flüchtlingen begangen habe, müsse beendet werden.
22.52 Uhr: Alice Weidel hat in der ARD angekündigt, dass die AfD im Parlament als erstes den versprochenen Untersuchungsausschuss gegen Angela Merkel initiieren werde. Dieser solle „Rechtsbrüche der Regierung“ untersuchen.
AfD distanziert sich nicht von rechtsradikalen Äußerungen
22.44 Uhr: Immer wieder werden Spitzenpolitiker der AfD an diesem Abend mit der Frage konfrontiert, ob sie sich von rechtsradikalen Äußerungen ihrer Partei distanzieren. Und immer wieder bleibt diese Distanzierung aus. „Ich weiß nicht, was Sie mit rechtsradikalen Äußerungen meinen“, sagte AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel gerade zu ARD-Moderator Ingo Zamperoni. „Die ganze Zeit kommt diese Keule, der Schuss geht nach hinten los.“ Als Zamperoni Beispiele bringen will, unterbricht sie ihn: „Wollen wir jetzt über Inhalte sprechen oder wollen Sie mich mit Zitaten konfrontieren?“, so Weidel.
22.39 Uhr: Die Polizei hat in Berlin Ketten gebildet, um die AfD-Anhänger, die ihre Wahlparty verlassen, von den Demonstranten abzuschotten. Laut ARD berichtet die Polizei, dass es vereinzelt Flaschenwürfe aus der Menge der Demonstranten gegeben hat.
22.28 Uhr: Die CSU hat in Seehofers Heimat dramatisch verloren. Die Christsozialen kommen im Wahlkreis Ingolstadt auf 41,7 Prozent der Zweitstimmen, ein Minus von 13,9 Prozentpunkten im Vergleich zu 2013. Die SPD muss sich im Wahlkreis Ingolstadt mit 13,4 Prozent begnügen, ein Minus von 4,1 Prozentpunkten. Hingegen gewinnt die AfD im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren 11,6 Prozentpunkte hinzu und landet nach dem vorläufigen Endergebnis bei 15,1 Prozent.
Kurz: Flüchtlingspolitik ist Grund für Erfolg der AfD
22.25 Uhr: Österreichs Außenminister Sebastian Kurz sieht den Grund für das schlechte Abschneiden der Union und den Erfolg der AfD in der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. "Das Ergebnis ist für mich wenig überraschend", erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) am Sonntagabend. ""Die Flüchtlingskrise ist von vielen Politikern und traditionellen Parteien in Europa nicht ernst genug genommen worden", zitierte die Nachrichtenagentur APA aus einer Erklärung des Außenministers.
22.12 Uhr: Als Direktkandidatin in ihrem Wahlkreis fuhr Angela Merkel einen klaren Sieg ein. Zum achten Mal in Folge gewann die Kanzlerin im Norden Vorpommerns das Bundestagsdirektmandat. Doch der Aderlass zugunsten der AfD ist größer ausgefallen als befürchtet. 2013 erreichte Merkel 56,2 der Erststimmen. Vier Jahre später liegt sie nach den ersten Zwischenergebnissen bei 44 Prozent - rund zwölf Prozentpunkte weniger als 2013.
Frauke Petry (AfD): „Müssten weit über 20 Prozent liegen“
21.52 Uhr: AfD-Chefin Frauke Petry hat die Wahlkampfführung ihrer eigenen Partei kritisiert. Die AfD habe im vergangenen Jahr in Umfragen schon bei 16 Prozent und mehr gelegen. „Wir müssten im Grunde genommen weit über 20 Prozent liegen bei solch schwacher Konkurrenz“, betonte Petry. „Das ist auch darauf zurückzuführen, dass wir einen Teil der bürgerlichen Klientel leider verschrecken.“
Petry begrüßte es zwar, dass die AfD drittstärkste Kraft geworden ist. Die Wähler hätten sich jedoch vor allem aus Protest gegen Merkel und die große Koalition für die AfD entschieden. „Was wir brauchen, ist eine wirklich konservative Politikwende. Und die schaffen wir mit 13 Prozent nicht.“
21.40 Uhr: Die ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl werden in den sozialen Medien heftig diskutiert. Vorherrschendes Thema: Die unverhoffte Stärke der AfD. Während auf der einen Seite AfD-Anhänger feiern, sind viele enttäuscht, dass es die AfD in den Bundestag geschafft hat.
In vielen deutschen Städten wird gegen AfD protestiert
21.16 Uhr: In mehreren deutschen Städten protestieren die Menschen gegen die AfD: Rund 1000 Menschen versammelten sich vor dem Club "Traffic Berlin", in dem die rechtspopulistische Partei ihre Wahlparty veranstaltete. Die Polizei war mit dutzenden Einsatzkräften vor Ort und sperrte den Bereich ab. Es habe vereinzelt Festnahmen wegen "kleinerer Vorfälle" gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Insgesamt sei der Protest aber friedlich. Die Demonstranten skandierten unter anderem "Ganz Berlin hasst die AfD" und "Nationalismus raus aus den Köpfen".

Auch in Köln, Hamburg und Frankfurt kamen Menschen am Wahlabend zu Anti-AfD-Kundgebungen zusammen. In der Main-Metropole zogen nach Angaben der Polizei rund 800 Menschen durch die Innenstadt. Zu Zwischenfällen kam es nicht. In Köln waren es 400 Anti-AfD-Demonstranten, die einen angemeldeten Protestzug durch die Innenstadt veranstalteten. Auch hier blieb es friedlich. Ebensoviele Demonstranten waren es in Hamburg.
Auf Twitter äußern Viele ihren Unmut über das starke Ergebnis der rechten Partei: Der Hashtag #fckafd tauchte in den Twitter-Trends zeitweise unter den ersten fünf Plätzen auf. Unter #87Prozent äußerten sich diejenigen, die sich selbst zu den 87 Prozent der Wähler zählten, die nicht die AfD gewählt haben.
Europas Rechtspopulisten haben der AfD gratuliert. „Bravo für unsere Verbündeten von der AfD für ihr historisches Ergebnis“, teilte die Vorsitzende des französischen Front National, Marine Le Pen, über Twitter mit. Und Geert Wilders, Chef der niederländischen rechtspopulistischen Partei PVV, schrieb: „Gratuliere @FraukePetry und @AfD!!“.
Die „Elefantenrunde“ im Live-Ticker
21.07 Uhr: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz begründet in der „Berliner Runde“ warum er der großen Koalition sofort nach der ersten Prognose eine Absage erteilte: „Dieses Land braucht die Konfrontation zwischen Mitte-Rechts und einer linksgerichteten Opposition“- auch, um zu verhindern, dass die AfD eine zu starke Rolle in der Opposition übernehme. Merkel und Lindner kritisierten, dass Schulz eine große Koalition kategorisch ausschließt. Merkel sagte, die Union werde auf die einzelnen Parteien zugehen - ob die SPD wirklich nicht für Gespräche zur Verfügung stehe, könne ja am Montag noch einmal geklärt werden. Eine Zusammenfassung der „Berliner Runde“ können Sie hier lesen.
20.59 Uhr: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) regt sich in der Elefantenrunde darüber auf, dass schon die Hälfte der Sendezeit für Diskussionen über die AfD draufgehe: „Die AfD ist nicht das größte Problem in unserem Land.“
Martin Schulz (SPD) erklärte zuvor in Richtung AfD: „Ich kenne die. Da werden Leute wie Meuthen vorgeschoben, die können sich gut ausdrücken und das hört sich alles gut an, und dahinter sind die Gaulands, Weidels, von Storchs.“ Die AfD werde im Parlament versuchen, „den Tabubruch“ immer ein Stück weiter in die Mitte zu schieben. Er könne dem Bundestagspräsidenten nur raten, dies von Anfang an konsequent zu unterbinden.
Meuthen (AfD) bestreitet ausländerfeindliche Tendenzen
20.51 Uhr: Dass die AfD jetzt erstmals in den Bundestag einzieht, ist großes Thema in der “Berliner Runde“. Moderator Rainhald Becker will von AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen wissen, ob er gegen künftige rechtsextreme Äußerungen seiner Parteikollegen vorgehen werde. Für seine Antwort erntet Meuthen fassungsloses Gelächter: „Wir werden gegen Ausländerfeindlichkeit ebenso wie gegen rassistische Positionen vorgehen. Wir haben sie aber auch nicht.“ Nachdem Meuthen an einige Beispiele der jüngsten Vergangenheit erinnert wird, erklärt er nur: „In unserem Land passiert eine sukzessive Auflösung unserer Nation. Ich sehe in den Innenstädten kaum noch Deutsche.“ Meuthen sagt aber auch: „Zum deutschen Volk gehören für die AfD auch Menschen mit Migrationshintergrund.“
20.38 Uhr: Merkel tritt in der Elefantenrunde ruhig und sachlich auf - auch wenn sie von einem sichtlich schlecht gelaunten Martin Schulz wiederholt angegriffen wird. „Sie sind die stärkste Verliererin“, wirft Schulz der Kanzlerin vor. Lindner bemerkt: „Man wünscht Herrn Schulz mehr Redezeit, damit er sich selber um Kopf und Kragen redet.“
Schulz attackiert Merkel scharf
20.25 Uhr: Christian Lindner, Spitzenkandidat der FDP, attackiert in der Elefantenrunde Martin Schulz, der die große Koalition bereits für beendet erklärt hat: „Die SPD ist nicht der, der entscheidet, wer in eine Koalition gezwungen wird.“ Jeder müsse sich jetzt überlegen, welche Rolle er übernehmen wolle. Die FDP wolle politische Verantwortung übernehmen, um „Stabilität in aufgeregten Zeiten“ zu sichern.
Martin Schulz verteidigt sich - und schießt gleich wieder gegen die Kanzlerin: Er sei sich „ganz sicher“, dass eine Jamaika-Koalition zustande kommen werden - „Frau Merkel wird, um in diesem Amt zu bleiben, jede Konzession machen.“ Die große Koalition sei abgewählt worden, die SPD habe vom Wähler die Rolle der Opposition zugewiesen bekommen. Martin Schulz wirkt geladen, er ist deutlich auf Krawall getrimmt und sucht die Auseinandersetzung.
Spitzenkandidaten debattieren in „Elefantenrunde“
20.19 Uhr: Jetzt beginnt die „Berliner Runde“ in der ARD - auch bekannt unter Elefantenrunde. Die Spitzenkandidaten der Parteien diskutieren über die Hochrechnungen. Kanzlerin Angela Merkel sagt, sie sei erstmal „dankbar“: Nach zwölf Jahren stehe sie weiter an der Spitze einer Regierung.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz übt sich sogleich in der Opposition, in dessen Rolle er sich künftig sieht: Merkel habe einen Wahlkampf geführt, „der skandalös“ war. Sie trage eine große Verantwortung für den Erfolg der AfD, die großen Verluste der Union seien „verdient“.
20.10 Uhr: Die AfD ist im Osten Deutschlands bei der Bundestagswahl am Sonntag zweistärkste Partei geworden - bei den ostdeutschen Männern schnitt die AfD sogar am besten ab. Laut Infratest dimap machten insgesamt 26 Prozent der ostdeutschen Männer ihr Kreuzchen bei der AfD, bei den Frauen waren es 17 Prozent. Zum Vergleich: Im Westen votierten 13 Prozent der Männer und 8 Prozent der Frauen für die AfD.
Demonstranten rufen: „AfD-Rassistenpack“
19.55 Uhr: Mehrere hundert Demonstranten stören die Wahlparty der AfD. Etwa 300 Menschen versammelten vor einem Hochhaus am Alexanderplatz, wo die AfD in einem der unteren Geschosse ihren Einzug in den Bundestag feierte. Viele Demonstranten pfiffen, riefen Parolen wie „Haut ab, haut ab“ und „AfD Rassistenpack“ oder machten Krach mit verschiedenen Instrumenten. Manche AfD-Politiker und -Anhänger fotografierten und filmten vom Balkon aus die Demonstranten. Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot vertreten.

19.52 Uhr: Die ersten Reaktionen auf das Wahlergebnis zeigen vor allem eins: viel Besorgnis über die AfD. Alle bisherigen Statements können Sie hier zusammengefasst nachlesen.
19.47 Uhr: Die österreichische, rechtspopulistische FPÖ gratuliert ihrer deutschen Schwesterpartei AfD zu ihrem Erfolg bei der Bundestagswahl. Der FPÖ-Europapolitiker Harald Vilimsky schrieb auf Twitter: "AfD großer Sieger auf Platz 3! Herzliche Gratulation aus Wien!"
19.44 Uhr: Im Vergleich zum Wahlergebnis von 2013 sind die Volksparteien die Verlierer dieser Wahl. Die Union hat 8,5 Prozentpunkte verloren, die SPD 4,9 Prozentpunkte. Grüne und Linke kommen auf fast gleiche Werte. Klarer Gewinner ist die AfD mit einem Plus von 8,6 Prozentpunkten und die FDP, die 5,7 Prozentpunkte hinzugewonnen hat.
De Maziére über Jamaika-Koalition: „Das wird sehr, sehr schwer“
19.28 Uhr: Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich in der ARD zu möglichen Koalitionen geäußert. Einer erneuten großen Koalition hat die SPD schon eine Absage erteilt, Rechnerisch möglich ist nach derzeitigem Stand nur ein Bündnis aus Union/Grüne/FDP. „Das wird sehr, sehr schwer“, sagt de Maizière zum Schmieden einer Jamaika-Koalition. „Aber wir haben die Verantwortung für unser Land und können nicht nach sechs Wochen sagen, wir brauchen Neuwahlen.“
Grünen-Chef Jürgen Trittin zeigt sich offen gegenüber einer Jamaika-Koalition: „Wenn die Kanzlerin auf uns zukommt., werden wir Gespräche führen.“ Ein Bündnis mit Union und FDP werde aber „ein sehr schwieriger Prozess.“
19.12 Uhr: Frauke Petry gibt der ARD ein Interview: Die Volksparteien hätten massiv verloren, konstatiert sie, „die AfD gehört in den Bundestag, damit die wichtigen Fragen aufs Parkett kommen“, sagt sie - auch wenn in der Vergangenheit nicht immer der richtige Ton getroffen worden sei. Sie stehe für einen gemäßigten Kurs und sieht den Auftrag, den Diskurs wieder zu versachlichen. Petry sagt aber auch: „Dass die allgemeine Verrohung des Tons nur der AfD angelastet wird, bringt uns genau zu einem solchen Wahlergebnis.“
Seehofer will trotz Wahldebakel CSU-Parteichef bleiben
19.05 Uhr: CSU-Chef Horst Seehofer will seine Partei weiter führen - trotz des voraussichtlich schlechtesten Bundestagswahlergebnisses seit 1949 . „Ich bin dazu bereit“, sagte Seehofer - sagte er aber: „Wer will, kann gerne über mich diskutieren oder zu weiteren Taten schreiten.“ Er habe zunächst die Ergebnisse der Prognose gar nicht glauben können. "Das kann doch nicht wahr sein", sei sein erster Gedanke gewesen. Das Wahlergebnis sei eine „herbe Enttäuschung.“
Zum Erfolg der AfD sagt Seehofer: „Wir haben die rechte Flanke offen gelassen, und das ist genutzt worden durch unsere Wettbewerber“.Diese Flanke gelte es zu schließen durch eine Politik, „die gewährleistet, dass Deutschland Deutschland bleibt. Das ist der beste Schutz gegen Rechtsaußen.“ Das Problem sei seiner Meinung nach auch, dass in den letzten Wochen fast nur noch über die AfD diskutiert werden sei. „Sie wurde überhöht.“
19 Uhr: Eine Analyse zu den AfD-Wählern zeigt, dass diese vor allem aus Enttäuschung über die anderen Parteien ihr Kreuzchen machten. Am meisten Wähler verlor die Union an die AfD: 1,02 Million Wähler. Die meisten Stimmen - rund 1,2 Millionen - holte die AfD aus dem Lager der Nichtwähler. Von der SPD wanderten rund 470.000 Stimmen zur AfD, von der Linken rund 400.000 und von der FDP rund 40.000 Menschen.
Angela Merkel gibt sich pragmatisch
18.50 Uhr: Begleitet von „Angie! Angie!“- Rufen tritt Angela Merkel bei der CDU-Wahlparty ans Mikrofon. „Wir haben uns ein besseres Ergebnis erhofft, aber hinter uns liegt auch eine außerordentlich herausfordernde Legislaturperiode.“ Die Kanzlerin gibt sich pragmatisch: „Wir haben die strategischen Ziele unseres Wahlkampfes erreicht.“ Die Union sei stärkste Kraft, habe den Auftrag, eine Regierung zu bilden und gegen sie könne keine Regierung gebildet werden. „Nach 12 Jahren Regierungsverantwortung ist es alles andere als selbstverständlich, wieder stärkste Kraft zu werden.“
In Richtung der AfD sagt Merkel: „Wir wollen die AfD-Wähler zurückgewinnen durch das Aufnehmen ihrer Ängste aber vor allem durch gute Politik.“

Im Osten ist die AfD zweitstärkste Kraft
18.48 Uhr: Differenziert nach West- und Ostdeutschland unterschieden sich die Prognosen radikal. Zahlen der ARD zeigen, dass die AfD im Osten weit vor der SPD liegt: Dort kam sie auf 21,5 Prozent, die SPD nur auf 14,5 Prozent. Im Westen kam die AfD auf 11 Prozent, die SPD auf 21,5 und die Union auf 34 Prozent.
18.42 Uhr: Die FDP-Anhänger jubeln bei ihrer Wahlparty frenetisch über den Wiedereinzug in den Bundestag. Spitzenkandidat Christian Lindner bekommt minutenlangen Applaus.

18.40 Uhr: Der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke hat das Ergebnis seiner Partei als historisch bezeichnet. „Das ist ein überragendes Ergebnis. Ich bin überglücklich“, sagte Höcke der dpa. Mit Blick auf den Einzug seiner Partei in den Bundestag sagte er: „Wir werden mehr Meinungspluralismus erleben im Bundestag, wir werden eine lebendige Demokratie erleben durch die AfD.“ Höcke betonte, seine Partei werde sich bei Fragen der Einwanderungs- und der Euro-Rettungspolitik fundamental gegen die Haltung der anderen Parteien stellen.

18.32 Uhr: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz spricht: „Heute ist ein schwerer und bitterer Tag für die Sozialdemokratie. Wir haben die Bundestagswahl verloren.“ Die SPD werde dennoch für ihre „Prinzipien und Werte“ in der nächsten Wahlperiode kämpfen. „Besonders bedrückend“ sei die Stärke der AfD: „Kein Demokrat kann darüber einfach hinwegsehen.“ Er habe der SPD empfohlen, nun in die Opposition zu gehen, alle seien sich darüber einige. Schulz sieht seine Partei in dieser Rolle als „Bollwerk für die Demokratie“.

Das sind die möglichen Koalitionen
18.25 Uhr: Welche Koalitionen sind nach ersten Prognosen möglich? Eine absolute Mehrheit gäbe es nach ersten Prognosen für eine Jamaika-Koalition von CDU/CSU, Grüne und FDP sowie für eine große Koalition, der die SPD aber schon eine Absage erteilt hat. So sähe nach den ersten Prognosen die Sitzverteilung im Bundestag aus: Union 220 Sitze, SPD 137 Sitze, AfD 87 Sitze, FDP 67 Sitze, Linke 59 Sitze, Grüne 61 Sitze.
18.22 Uhr: SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Oppermann sagt in der ARD in Richtung der AfD: „Wenn es im Bundestag rassistische Töne gibt, werden wir uns wehren.“ Darauf müsse sich sich AfD einstellen. AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen erklärt: „Wir werden eine konstruktive, bürgerlich-konservative Opposition machen.“
18.19 Uhr: Die Union habe sich ein besseres Ergebnis gewünscht, zugleich habe man aber die Wahlziele erreicht, sagte Fraktionschef Volker Kauder (CDU) in der ARD. CDU und CSU seien stärkste Parteien und stärkste Fraktion geworden. Zudem habe die Union erreicht, „dass wir einen Regierungsauftrag haben und gegen uns keine Regierung gebildet werden kann und Angela Merkel Kanzlerin bleibt“.
Gauland: „Werden Frau Merkel jagen“
18.10 Uhr: Die AfD und ihr Spitzenkandidat Alexander Gauland triumphieren. Bei der AfD-Wahlparty bedankte sich Gauland bei allen „Mitgliedern und Freunden“ und sagte beinahe drohend: „Wir werden sie jagen. Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen. Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen.“
18.07 Uhr: Die CSU hat nach einer Prognose des Bayerischen Fernsehens ein Debakel erlebt: Die Christsozialen von Parteichef Horst Seehofer stürzten demnach auf 38,5 Prozent ab - nach 49,3 Prozent vor vier Jahren.
SPD: „Für uns endet heute die große Koalition“
18.05 Uhr: Nach der Wahlniederlage bei der Bundestagswahl wird die SPD nach den Worten von SPD-Vize Manuela Schwesig in die Opposition gehen. „Für uns endet heute die große Koalition“, sagte die SPD-Politikerin am Sonntagabend. Das sei ein schlimmes Ergebnis für ihre Partei. Auch Bundestagsfraktionchef Thomas Oppermann sagte, die SPD werde in die Opposition gehen. Er kenne niemanden in der Partei, der nach dem Ergebnis die große Koalition fortsetzen wolle, sagte Oppermann.
18.00 Uhr: Die Union hat die Bundestagswahl am Sonntag trotz dramatischer Verluste gewonnen. Sie kommt auf 32,5 Prozent, während die rechtspopulistische AfD mit 13,5 Prozent als drittstärkste Kraft erstmals in den Bundestag einzieht, wie aus den um 18 Uhr veröffentlichten Zahlen des Instituts Infratest dimap hervorgeht. Die SPD steuert demnach mit 20 Prozent auf eine historische Niederlage zu. Der FDP gelingt mit 10,5 Prozent der Wiedereinzug in den Bundestag. Die Linke landet bei neun Prozent, die Grünen erreichen 9,5 Prozent.
17.28 Uhr: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gab am Sonntag als einer der ersten Spitzenpolitiker in seiner Heimatstadt Würselen seine Stimme zur Bundestagswahl ab.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tat dies erst am Nachmittag in Berlin. Gemeinsam mit Ehemann Joachim Sauer schritt die Kanzlerin in Berlin-Mitte an die Wahlurne. Sowohl Merkel als auch Schulz versuchten, in den Wahllokalen Zuversicht auszustrahlen.
17.10 Uhr: Bei der Bundestagswahl zeichnet sich eine niedrigere Wahlbeteiligung ab als vor vier Jahren. Bis um 14 Uhr gaben 41,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab - 0,3 Prozent weniger als 2013. Fpr Bayern zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab.
Bundestagswahl 2017: Der Plan für den Wahlabend
Wie geht es am Sonntag nach 18 Uhr weiter, sobald die Wahllokale geschlossen haben? Zunächst werden Prognosen veröffentlicht, bereits kurz darauf folgen die ersten Hochrechnungen. Spät in der Nacht wird schließlich das vorläufige amtliche Wahlergebnis erwartet. Ein Überblick über die Bedeutung der verschiedenen Zahlen:
UMFRAGEN: Fast jeden Tag erschienen in den Wochen vor der Wahl Umfragen der Meinungsforschungsinstitute. Das Prinzip dabei ist fast immer gleich: Zwischen in der Regel tausend bis 1500 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte werden befragt. Auf dieser Grundlage wird dann von den Meinungsforschungsinstituten ein Ergebnis etwa für die beliebte Sonntagsfrage berechnet.
Doch diese Umfragen sind keine Prognosen für den Wahlausgang, sondern eher Stimmungsbilder zu bestimmten Zeitpunkten. Wenig Beachtung findet oft auch, dass die Institute selbst immer auf einen Fehlerbereich hinweisen. Dieser liegt zwischen etwa ein bis drei Prozentpunkten für die jeweiligen Werte.
Dass Umfragen daneben liegen können, zeigte sich etwa bei der Wahl von US-Präsident Donald Trump oder beim Votum der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union. Doch auch in Deutschland wichen Wahlergebnisse immer mal wieder deutlich von den Umfragezahlen ab.
PROGNOSE: Die am Wahlsonntag um Punkt 18 Uhr veröffentlichten Prognosen lagen in der Vergangenheit dagegen oft schon ziemlich nah am Endergebnis, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch kein einziger Wahlzettel ausgezählt ist. Die Prognose beruht auf Befragungen von Wählern direkt nach Verlassen des Wahllokals. Sie füllen dazu einen Fragebogen der Wahlforscher aus. Diese sogenannten exit polls bilden die Grundlage für die Berechnungen der Wahlforscher.
HOCHRECHNUNGEN: Schon wenige Minuten nach der Prognose werden die ersten Hochrechnungen der Meinungsforschungsinstute veröffentlicht. Diese beruhen allerdings nicht auf Befragungen, sondern auf amtlichen Auszählungen in zufällig ausgewählten Stimmbezirken. Diese Zahlen werden im Verlauf des Wahlabends immer exakter, weil immer mehr Teilergebnisse einfließen.
AMTLICHES ENDERGEBNIS: Das vorläufige amtliche Endergebnis veröffentlicht der Bundeswahlleiter in der Wahlnacht auf Grundlage der amtlichen Ergebnisse aus allen Wahlbezirken. In der Regel liegt dieses erste offizielle Ergebnis am frühen Montagmorgen vor. Das endgültige Ergebnis wird erst Wochen nach der Wahl verkündet. Zunächst überprüft der Bundeswahlleiter die von den Landeswahlausschüssen ermittelten Ergebnisse aus den 16 Bundesländern. Schließlich stellt dann der Bundeswahlausschuss das Ergebnis fest, dem neben dem Bundeswahlleiter als Vorsitzendem noch acht Beisitzer und zwei Richter des Bundesverwaltungsgerichts angehören.
Wie wird der Deutsche Bundestag gewählt? Das erfahren Sie unter diesem Link zur Bedeutung der Erst- und Zweitstimmen.
pak/dpa/AFP/Video: Glomex