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Umfrage nach der Wahl attestiert Laschet verheerendes Zeugnis - sogar Söder sticht ihn aus

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Von: Marcus Giebel

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Die Bundestagswahl ist gelaufen. Jetzt ist die Zeit für die Aufarbeitung. Und die Abrechnung. In einer Umfrage wird Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet ein verheerendes Zeugnis ausgestellt.

München - Am Tag nach der historischen Bundestagswahl stellt sich im Konrad-Adenauer-Haus vor allem eine Frage: Woran hat es gelegen? Für die Union heißt es ab sofort, dem Wahl-Debakel mit Ansage auf den Grund zu gehen. Wie konnte es so weit kommen, dass nur 24,1 Prozent der Wählenden ihr Kreuz bei CDU respektive CSU gemacht haben?

Erste Fingerzeige gibt bereits jetzt eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv. Darin äußerten sich 5508 Teilnehmer zur Unions-Schlappe und möglichen Koalitionen. Besonders verheerend: 53 Prozent gaben als Grund für das miese Abschneiden an, Armin Laschet sei der falsche Kanzlerkandidat gewesen. Dieser Meinung sind 64 Prozent der CDU-Wähler und sogar 74 Prozent der CSU-Anhänger.

Umfrage nach Bundestagswahl: Mehr als die Hälfte der Unions-Wähler wollte „Links-Koalition“ verhindern

Jeder vierte Befragte meint, dass es eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Union und deren langen Regierungszeit gebe. 15 Prozent führen den Wunsch nach einem Politikwechsel an. Für vier Prozent war das Wahlprogramm nicht überzeugend.

Apropos Wahlprogramm: Das recht spät zusammengezimmerte Werk veranlasste der Umfrage zufolge lediglich 15 Prozent der CDU- und CSU-Wähler dazu, ihr Kreuz wieder bei Schwarz zu machen. Dagegen warfen sich satte 51 Prozent der Unions-Anhänger dem Parteien-Duo in die Arme, um eine „Links-Koalition“ zu verhindern. Das zeigt: Die beinahe schon panischen Warnungen von CDU und CSU vor einem Linksrutsch haben beim Zielpublikum durchaus verfangen.

Umfrage nach Bundestagswahl: Elf Prozent der Wähler anderer Parteien wären für Söder umgeschwenkt

Außerdem outeten sich 24 Prozent als Stammwähler. Immerhin zwei Prozent stimmten wegen Laschet für die Union, sechs Prozent wegen Markus Söder. Ein kleiner Punktsieg für den durchweg forsch auftretenden CSU-Chef.

Söder machte in den vergangenen Monaten zwar nicht immer die glücklichste Figur und hatte durchaus seinen Anteil an Laschets miserablen Popularitätswerten, doch der Nürnberger hätte wohl deutlich mehr Bürger mobilisieren können. So gaben elf Prozent der Wähler anderer Parteien an, mit Söder als Kanzlerkandidat hätten sie für die Union gestimmt. Damit wären mehr als 30 Prozent drin gewesen, rechnet ntv vor. Zum Vergleich: 2017 holte Angela Merkel 32,9 Prozent der Stimmen.

Markus Söder sitzt an einem Tisch und hat die Hände vor dem Gesicht gefaltet, während er zur Seite grinst, im Hintergrund sitzt Armin Laschet
Nicht immer ein kongeniales Duo: Markus Söder (l.) hat Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet einmal mehr ausgestochen. © Sven Hoppe/dpa

Umfrage nach Bundestagswahl: Ampel ist die beliebteste Koalition vor Jamaika

Eine deutliche Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer ist der Meinung, Laschet müsse die Konsequenzen ziehen und als CDU-Vorsitzender seinen Hut nehmen. Diese Frage bejahen 62 Prozent. Allerdings gestehen ihm 27 Prozent auch zu, eine Koalition mit FDP und Grünen anzustreben. Also den zweiten Anlauf für Jamaika.

Beliebteste Koalition wäre die Ampel aus SPD, Grünen und FDP, wofür sich 40 Prozent der Befragten aussprechen. Schwarz-Gelb-Grün befürworten immerhin 30 Prozent - also mehr als Laschet überhaupt in Koalitionsverhandlungen schicken wollen. Jeder Fünfte sieht die beste Lösung in einem Zusammenschluss von SPD, Grünen und Linkspartei - mittlerweile ist jedoch klar, dass Rot-Grün-Rot keine Mehrheit im Bundestag hätte.

Bleibt die vielleicht wichtigste Frage: Wie viel wird sich durch diese Wahl ändern in Deutschland, nachdem nicht zuletzt die Corona-Krise diverse Problemfelder offengelegt hat? Nur sechs Prozent erwarten sehr viel Veränderung, 27 Prozent votierten für viel. Die größte Gruppe, nämlich 44 Prozent, prognostiziert immerhin etwas Veränderung. Dass sich kaum etwas ändern wird, glauben 20 Prozent. (mg)

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