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Bundeswehr-Skandal: 60.000 Schuss Munition unauffindbar - Schlamperei oder Diebstahl aus eigenen Reihen?

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Zu sehen sind zwei Bundeswehr-Soldaten bei einer Übung.
Bundeswehr-Soldaten der Eliteeinheit KSK bei einer Übung. © Kay Nietfeld/picture alliance/dpa

Die Bundeswehr ist um einen Skandal reicher. Aus dem Munitionsbestand fehlen tausende Patronen. Jetzt schaltet sich die Staatsanwaltschaft ein.

Berlin - Die Bundeswehr kommt aus den Negativschlagzeilen einfach nicht raus. Nachdem Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kürzlich als Reaktion auf den Skandal um rechtsextreme Umtriebe in ihrer Truppe die Auflösung einer KSK-Kompanie und eine Reform der Ausbildung ankündigte, gerät das Ministerium nun erneut in Erklärungsnot. 

Einem Medienbericht zufolge werden seit 2010 mindestens 60.000 Schuss Munition aus dem Bestand der deutschen Armee vermisst. Laut der Zeitung Welt gehe dies aus vertraulichen Antworten der Bundesregierung auf parlamentarische Anfragen verschiedener Fraktionen hervor. 

So soll nach Informationen der Welt von ursprünglich mehr als 96.000 verloren gegangenen Patronen unterschiedlichen Kalibers nur ein Teil wieder sichergestellt worden sein - und zwar lediglich knapp 36.000.

Bundeswehr: Auch beim KSK fehlen tausende Schuss Munition und Sprengstoff

Zudem herrscht Unklarheit über den Verbleib von 48.000 Schuss Munition, die aus dem Besitz der Kommando Spezialkräfte (KSK) stammen. Diese Patronen sind dem Bericht zufolge nicht in der Übersicht über fehlende Munition enthalten. 

Beim KSK ist ebenso ungeklärt, wie 62 Kilogramm Sprengstoff abhanden kommen konnten und wer sich diese angeeignet haben kön. Die Eliteeinheit der Bundeswehr war zuletzt in Verbindung mit Rechtsextremismus in die Kritik geraten. 

Video: Kramp-Karrenbauer besorgt über Rechtsextremismus beim KSK

Auch die Bundeswehr zog Konsequenzen und hat Ermittlungen eingeleitet, wie das Verteidigungsministerium offiziell mitteilte. Ein Sprecher meinte zu den Vorwürfen gegen das KSK: „Wenn es um Straftaten geht, wird selbstredend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.“ Er verwies aber darauf, dass die genauen Gründe der Verfehlungen in der Eliteeinheit noch zu klären seien.

Bundeswehr: Verteidigungsministerium ermittelt „intensiv - nicht nur im KSK“ 

„Wir ermitteln jetzt intensiv und überprüfen unsere Verfahren - nicht nur im KSK“, kündigte der Ministeriumssprecher umfassende Untersuchungen an. Das Ministerium will herausfinden, wie die Patronen abhanden kommen konnten.

Die Munition könne wegen Schlamperei innerhalb der Bundeswehr unauffindbar sei, ebenso sei es möglich, dass die Bestände in Einsatzgebieten verblieben sind. Die dritte Möglichkeit setze kriminelle Energie voraus, aufgrund derer eine Einzelperson oder eine Gruppe von Personen etwas abgezweigt haben könnte. 

Derzeit könne man nichts davon ausschließen, so der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Jedoch würden die Behörden eng zusammenarbeitet, um den Vorfall aufzuklären. Zu den Konsequenzen äußerte sich der Ministeriumsmitarbeiter ebenfalls: „Schlamperei wird abgestellt, jeder Fall eines Abzweigens wird zur Anzeige gebracht und die Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet.“ (kh)

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