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„Spiegel“: Entwürdigende Aufnahmerituale in Bundeswehr-Kaserne

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Von: Haakon Nogge

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Berlin - Sie wollten Elite-Kämpfer werden, doch bei der Ausbildung sollen sie gedemütigt worden sein: Junge Soldaten in Baden-Württemberg. Die Ermittlungen laufen.

Wegen zweifelhafter Aufnahmerituale in einer baden-württembergischen Bundeswehr-Kaserne sind Ermittlungen gegen mehrere Soldaten eingeleitet worden. „Spiegel online“ berichtete, es gehe auch um Erniedrigungen von Rekruten sowie sexuelle Nötigung. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe sich persönlich eingeschaltet, so das Online-Magazin.

Laut dem Bericht gab es in der Kaserne in Pfullendorf unter anderem „sexuell-sadistische Praktiken“ sowie Gewaltrituale. Eine Sprecherin des Ausbildungskommandos sagte der Deutschen Presse-Agentur, geprüft würden unter anderem sogenannte Aufnahmerituale unter Mannschaftsdienstsoldaten.

Ins Rollen brachte die Sache laut dem „Spiegel“ ein weiblicher Leutnant aus dem Sanitätsbereich, der sich im im Oktober 2016 an den Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels (SPD) und direkt an die Ministerin gewendet hatte. Die Frau berichtete demnach, dass die Ausbilder bei der Ausbildung filmten, wie sich Rekruten vor ihren Kameraden nackt ausziehen haben müssen. Zudem hätten sie „medizinisch völlig unsinnige und offenbar sexuell motivierte Übungen“ fotografiert, die männliche und weiblichen Rekruten über sich ergehen lassen mussten, etwa das „Einführen von Tamponade in den After“. An der Tagesordnung seien laut dem Magazin auch „bizarre Erniedrigungsrituale“ wie das Abspritzen von an Stühlen gefesselter Soldaten gewesen. 

Die Bundeswehr stellte Anzeige gegen mehrere Soldaten, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hechingen mitteilte. Dabei gehe es um den Verdacht auf Freiheitsberaubung und Nötigung. Die Bundeswehr habe die Fälle bereits intern untersucht, formelle Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gebe es derzeit aber noch nicht. „Das wird noch geprüft“, sagte der Sprecher der Anklagebehörde.

Ermittlungen liefen. Sieben Soldaten seien vom Dienst suspendiert worden, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es habe auch Versetzungen innerhalb und jenseits des Ausbildungszentrums gegeben, so die Sprecherin des Ausbildungskommandos.

„Viele Sachen sind dazuerfunden“, sagte die Sprecherin über den Artikel. Im Kern treffe allerdings doch zu, dass es sowohl bei den Mannschaftsdienstsoldaten als auch bei der Sanitätsausbildung Untersuchungen gebe, nachdem im vergangenen halben Jahr verschiedene Vorfälle bekannt geworden seien. „Zu Details können wir nichts sagen.“ So würden unter anderem noch Soldaten vernommen.

Im Dezember 2019 kommt ein erschreckender Skandal in der Bundeswehr ans Licht: Ausgerechnet ein Elitesoldat steht unter dem dringenden Verdacht, rechtsextrem zu ein. 

dpa/hn

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