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Klebers „heute journal“-Ära ist beendet: Moderator versagt fast die Stimme - vor einem letzten Appell

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Von: Anna-Katharina Ahnefeld

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Nach fast 20 Jahren und knapp 3000 Sendungen: Claus Kleber hat Abschied vom ZDF-„heute journal“ genommen - auf emotionale Weise.

Update vom 30. Dezember, 22.25 Uhr: ZDF-Nachrichten-Ikone Claus Kleber hat vor wenigen Minuten sein letztes „heute journal“ moderiert. Kleber begann die Sendung mit einem kurzen bildlichen Verweis auf seine lange Laufbahn im Nachrichtenjournal des Zweiten - und endete mit einem kleinen Wackler in der Stimme und einem eindringlichen Appell.

Mit den Worten „so, mehr wird‘s nicht. 2.977 Mal - heute zum letzten: Guten Abend!“, eröffnete der Journalist die Sendung. Zu Gehör brachte er zwischenzeitlich auch eine recht flapsig-persönliche Anmoderation nach bekannter Facon: Er verglich die Omikron-Situation in Deutschland und der Welt mit einem ungleichen Rennen. Der Wettlauf mit der Pandemie sei, „wie wenn einer wie ich beim 100-Meter-Lauf am Anfang 20 Meter Vorsprung hätte, weil Usain Bolt sich hinten noch die Schuhe zuknotet - ich würde dennoch nicht gewinnen.“

Claus Kleber bei der letzten Anmoderation zum „heute journal“ am 30. Dezember.
Claus Kleber bei der letzten Anmoderation zum „heute journal“ am 30. Dezember. © Screenshot: ZDF-Mediathek

ZDF-„heute journal“: Klebers Stimme wackelt - vor dem Dank der Redaktion und einem letzten Appell

Knappe 30 Minuten später war es Zeit für die letzten Worte on air. „Hier wäre eigentlich der Punkt erreicht, an dem die Sendung zu Ende gehen könnte - würden auf dem Display hier nicht zwei Positionen stehen, von denen ich nicht weiß, was das ist“, sagte Kleber mit zwischenzeitlich leicht brüchig werdender Stimme. Co-Moderatorin Gundula Gause übernahm. „Lieber Claus, es ist für uns natürlich eine sehr bewegende Nachricht, dass das heute deine letzte Sendung ist“, sagte sie: „Von Herzen Dank“, für „großen journalistischen Geist in fast 20 Jahren - das war eine gute Zeit“. „Wir werden dich vermissen und ich ganz besonders. Du gehst und damit geht eine Ära zu Ende.“

Nach einem Einspieler mit Bildern aus den fast 3.000 Kleber-Sendungen wandte sich der „heute-journal“-Veteran noch einmal persönlich ans Publik. „Ein bisschen ernst muss es noch werden. Wer sich hier jeden Tag einen Reim auf die Nachrichten macht, der kann nicht anders, als mit Sorgen nach vorn zu schauen“, konstatierte er.

Die Pandemie werde vorübergehen, anderes nicht, sagte Kleber und verwies auf die Lage an der ukrainischen Grenze, die „harte Linie von China“, die „Demontage der Demokratie in Amerika“, und „die europäische Idee, die ihren Schwung verloren“ habe.
Ohne eine engagierte, informierte Öffentlichkeit werde es keine Besserung geben. Er habe ein tolles Team gehabt, betonte Kleber und fügte hinzu: „Das ist alles ein bisschen Video-Zirkus, wenn sie sich nicht die Zeit und die Mühe nehmen, sich mit unserer Arbeit zu beschäftigen, engagiert und kritisch, mit dem Vertrauen, das wir uns jeden Tag verdienen müssen“. Die allerletzten Worte, ehe sich Kleber und Gause per High-Five verabschiedeten: „Good night and good luck - und ein gutes neues Jahr, vor allem vielen Dank allen hier. Bis bald mal.“

Erstmeldung vom 30. Dezember:

Berlin – Er ist eines der bekanntesten Gesichter des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Nach knapp 3000 Sendungen wird Claus Kleber an diesem Donnerstag, 30. Dezember, ein letztes Mal das „heute journal“ moderieren. Bereits im Sommer wurde bekannt, dass der Journalist nach fast 20 Jahren bei der Nachrichten-Sendung seinen Hut nimmt und in Rente geht. Für sein Publikum steht damit eine große Umgewöhnung an.

„Ich will versuchen, cool zu bleiben, bringe das aber wahrscheinlich nicht hin“, sagte Kleber kürzlich in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Bisher habe er es ganz gut geschafft, das Thema zu verdrängen. „Aber irgendwann wird mir schon klar werden, dass dieses glückliche Kapitel meines Berufslebens und überhaupt meines Lebens zu Ende ist“, sagte Kleber weiter. „Mit dem Moment muss ich dann fertig werden. Hoffentlich nicht, während die Kamera voll auf mich gerichtet ist.“ Jedoch wolle er weiterhin als Journalist tätig sein. „Was unbedingt weitergehen soll, sind die Dokumentationen, die mir von Anfang an am Herzen lagen. Weil ich die Welt kennenlernen durfte. Nicht wie ein Tourist, sondern wie ein Mensch, der in das alltägliche Leben eintaucht“, sagte Claus Kleber gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Kleber moderiert letztes Mal „heute journal“: Er verrät, wie es weiter geht - und was seine Anzüge erwartet

Auf der Straße werde er ständig angesprochen, verriet er. Das Thema sei jetzt immer, dass er ja bald aufhöre mit dem „heute journal“. „Das gibt jedes Mal einen Stich. Aber die Kommentare sind fast immer anerkennend und freundlich. Gelegentlich kommt auch Kritik, meistens konstruktiv und ernst zu nehmen. Das, was wir in den sogenannten ‚Sozialen Medien‘ und auch in der Post finden, tönt oft anders“, bekundete Kleber.

Der scheidende „heute journal“-Moderator beklagte eine immer häufiger in Politiker-Interviews zu beobachtende Taktik des Ausweichens. „Es breitet sich halt dieser von sogenannten Medien-Beratern getriebene Ungeist des Fragen-nicht-Beantwortens und -Ausweichens immer mehr aus“, sagte er. „Wahrscheinlich kriegen die inzwischen alle aus derselben Denkschule irgendwelche Schulungen, die ihnen einredet: Wenn Sie die Frage vermieden haben, haben Sie gewonnen. Das ist aber Quatsch.“ Zuschauer merkten das und seien über so etwas verstimmt.

Claus Kleber verlässt ZDF-“heute journal“ nach knapp 20 Jahren: Das passiert mit seiner Garderobe

Es gebe auch Ausnahmen: „Jemand wie Robert Habeck zum Beispiel interessiert sich für die Fragen, die man stellt und er versucht darauf einzugehen. Er hat nicht immer eine wirklich überzeugende Antwort, aber er lässt sich auf das Gespräch ein.“ Nicht nur ihm mache es als Journalisten mehr Freude, mit jemandem zu reden, der so ticke wie Habeck. Auch den Zuschauern gefalle das besser, weil sie ihren Vertreter, den fragenden Journalisten, besser behandelt fühlten von diesem Politiker. In seiner vorletzten Sendung, am Mittwoch, 29. Dezember, war der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz zu Besuch und richtete herzliche Worte an den scheidenden Moderator.

Moderator Claus Kleber
Claus Kleber im Studio vom ZDF-„heute-journals“. © Klaus Weddig/ZDF/dpa

Im Gespräch verriet Claus Kleber auch, was mit seinen Anzügen geschehen werde: „Ich darf die Anzüge, die das ZDF zur Verfügung gestellt hat, zu einem Ausverkaufspreis kaufen. Davon werde ich ein paar mitnehmen. Ich habe, glaube ich, seit vielen Jahren dieselben neun Anzüge. Die Hälfte wird reichen.“ Das seien vertraute Sachen, die noch einigermaßen sitzen würden. „Außerdem: Wer will die denn sonst?“, so der Journalist scherzhaft.

Kleber hat in knapp zwei Jahrzehnten das „heute journal“ laut ZDF „nachhaltig geprägt - seit 2003 als Hauptmoderator und bis 2009 auch als Redaktionsleiter“. Als Nachfolger von Claus Kleber wurde bereits Christian Sievers verkündet. In der neuen Rolle wird Sievers seinen ersten „heute journal“-Auftritt am 10. Januar im ZDF absolvieren. (aka mit dpa)

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