Hartz-4 und FFP2-Pflicht in Bayern: Nicht jeder kann sich die Maske leisten
Bayerns Regierung um Ministerpräsident Markus Söder hat im Kampf gegen Corona die FFP2-Maskenpflicht eingeführt. Doch wie geht es Hartz-4-Empfängern damit? Denn der Schutz ist teuer.
- Der Freistaat Bayern hat aufgrund von Corona* die FFP2-Maskenpflicht eingeführt.
- Die FFP2-Masken sind teurer als der herkömmliche medizinische Mund-Nasen-Schutz.
- Aber wer kann sich die FFP2-Masken zum Schutz vor Corona überhaupt leisten?
München - Es ist amtlich: Der Freistaat Bayern hat im Kampf gegen Corona die Maskenpflicht mit FFP2-Masken verhängt. Doch diese Maßnahme stößt insbesondere bei Sozialverbänden auf herbe Kritik. Schließlich sind die FFP2-Masken deutlich teurer als der übliche medizinische Mund-Nasen-Schutz. Besonders bei Menschen, die Hartz IV beziehen, passt die FFP2-Variante nicht ins Budget.
Die bayerische Staatsregierung um Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den Beschluss gefasst, dass künftig in Geschäften, Bussen sowie U- und S-Bahnen in Bayern eine strikte FFP2-Maskenpflicht herrscht. Vor allem Mediziner und Virologen begrüßen diese Maßnahme. Klar: Denn die FFP2-Masken bieten nachweislich besseren Schutz vor Corona. Doch die höheren Kosten sind für die sozial Schwächeren ein beinahe nicht zu bewältigender finanzieller Aufwand.
Art der Schutzmaske | Schutzwirkung |
---|---|
Do-It-Yourself-Maske | Geschwindigkeit des Tröpchenauswurfs kann reduziert werden |
Medizinischer Mund-Nasen-Schutz | Schutz vor Tröpfchenauswurf des Trägers |
FFP2-Maske (filtriert) | Schutz des Trägers vor festen und flüssigen Aerosolen |
Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte |
Hartz IV und FFP2-Maskenpflicht in Bayern: Wer kann sich den Schutz vor Corona leisten?
Wie die Internetseite der Wochenzeitung zeit.de berichtet, stehen Menschen, die Hartz IV beziehen, im Bundesdurchschnitt weniger als drei Euro im Monat für medizinische Produkte zur Verfügung. Eine FFP2-Maske, wie sie in Bayern wegen Corona fortan getragen werden muss, ist in der Apotheke aber erst für knapp fünf Euro erhältlich. Damit bleibt neben den Fragen, wie die FFP2-Maskenpflicht kontrolliert und etwaige Vergehen geahndet werden sollen, vor allem die Frage danach, wie sich gerade sozial Schwächere die teureren Masken überhaupt leisten sollen, offen.
Nach der vehementen Kritik hat die Landesregierung in Bayern reagiert. Söder und der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) räumten ein, den Bedürftigen zwei Millionen solcher FFP2-Masken zur Verfügung zu stellen, fünf Stück pro Person. Diese sollen jeweils über die Kommunen an die berechtigten Empfänger verteilt werden. Damit wären aber nur gut 400.000 der mehr als 13 Millionen in Bayern lebenden Menschen - knapp 300.000 beziehen Hartz IV - mit den FFP2-Masken versorgt.

Kostenlose FFP2-Masken der Regierung in Bayern reichen nicht aus
Außerdem können auch die kostspieligeren FFP2-Masken nicht beliebig oft wiederverwendet werden. Das sollte laut Robert-Koch-Institut (RKI) nur im Notfall gemacht werden. Eine Reinigung ist aufgrund des enthaltenen Luftfilters und kleinerer Kunststoffteile kompliziert. Für die verhängte Zeit der Maskenpflicht in Bayern dürften die zur Verfügung gestellten Schutzmasken also nicht ausreichen, so die Kritik von Die Linke und SPD.
Die Opposition in Bayern fordert daher kostenlose FFP2-Masken zum Schutz vor dem Coronavirus ohne Limit. Insbesondere für die Menschen, die von der Grundsicherung leben. Denn der aktuelle Regelsatz für Empfänger von Hartz IV sieht bloß 3,8 Prozent für die Gesundheitspflege vor. Das entspricht etwa 16,11 Euro. Für medizinische Erzeugnisse mit oder ohne Rezept stehen dabei laut Regelbedarf monatlich nur 2,50 Euro zur Verfügung.
Sozial Schwächere stärker von Corona getroffen: Verband fordert Unterstützung von Bayern
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat sich daher ebenfalls für mehr Hilfe und Finanzierungszusagen für die Ärmeren in Zeiten von Corona stark gemacht. Schließlich seien gerade Hartz IV-Empfänger:innen besonders von der Pandemie betroffen*. Die FFP2-Maskenpflicht in Bayern gilt laut Söder auch für Jugendliche ab 15 Jahren. Des Weiteren befürchten Experten, dass die Preise für die FFP2-Schutzmasken durch die steigende Nachfrage* weiter in die Höhe schnellen werden. Uli Grötsch, Generalsekretär der SPD in Bayern, äußerte daher den Vorschlag, dass die Krankenkassen den sozial Schwächeren mit einem Einkommen am Existenzminimum unterstützen.
FFP2-Maskenpflicht in Bayern: Weitere Bundesländer könnten folgen
Es ist zu erwarten, dass auch weitere Bundesländer dem Beschluss der Landesregierung in Bayern folgen werden. „Ich hoffe, dass die Bundespolitik diesen heutigen Beschluss zu FFP2-Masken aus Bayern zur Kenntnis nimmt“, sagte beispielsweise der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. In Nordrhein-Westfalen wird bereits über die FFP2-Maskenpflicht diskutiert. *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Redaktions-Netzwerk.