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Omikron auf dem Vormarsch: Lauterbach nennt baldiges Pandemie-Ende „naiv“ - Droht die nächste Variante?

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht sich für eine Impfpflicht aus.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht sich für eine Impfpflicht aus. © Michael Kappeler/dpa

In einigen europäischen Ländern ist die Impfpflicht bereits Realität. So sieht Karl Lauterbach die Diskussion - er erklärt außerdem, warum Omikron nicht das Ende der Pandemie ist.

München - Kommt die allgemeine Impfpflicht und wann kommt sie? Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) besteht trotz der vielen mild verlaufenden Omikron-Fälle kein Zweifel.

„Tatsächlich sinkt dank Omikron das Risiko einer schweren Erkrankung. Die Impfpflicht brauchen wir aber trotzdem“, sagte er der Welt in einem Interview. „Omikron ist sonst eine schmutzige Impfung durch die Hintertür. Man würde darauf setzen, dass sich alle irgendwann infizieren und dann immunisiert sind. So eine Durchseuchung führt zu großen Problemen.“

„Es kann niemand garantieren, dass sich demnächst nicht eine Variante entwickelt, die sehr viel gefährlicher ist“

Lauterbach weiter: „Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhaus-Einweisung bei Omikron bei Ungeimpften deutlich niedriger ist, bleiben sehr viele Patienten übrig. Sehr viele Ungeimpfte würden also Gefahr laufen, schwer zu erkranken beziehungsweise ihr Leben lang an den Folgen zu tragen oder sogar zu sterben. Das wäre eine Tragödie.“

Lauterbach spricht darüber, dass eine Impfpflicht auch gegen eine schlimmere Corona-Variante vorsorgen könnte: „Stellen Sie sich eine Sekunde vor, dass die Omikron-Variante deutlich tödlicher wäre. Dann wären wir jetzt in existenzieller Gefahr. Für die Zukunft ist das auch nicht ausgeschlossen. Es kann niemand garantieren, dass sich demnächst nicht eine Variante entwickelt, die sehr viel gefährlicher ist.“ Darauf bereite sich die Bundesregierung gerade „mit Hochdruck“ vor. Es benötige eine „stehende Infrastruktur“. Lauterbach weiter: „Wenn wir eine Variante bekommen, die so ansteckend ist wie Omikron, aber deutlich tödlicher, müssten wir in allerkürzester Zeit in der Lage sein, einen neuen Impfstoff zu entwickeln und zu produzieren.“

Von einem Ende der Pandemie sei die Gesellschaft „jetzt noch sehr weit entfernt.“ Eine Omikron-Infektion mache nicht zwingend immun vor der nächsten Virusvariante. Der Glaube, dass die Omikron-Variante das Ende der Pandemie ist, sei „naiv“. Es könne jederzeit zu einem weiteren schweren Ausbruch kommen. „Wir dürfen nicht der naiven Annahme verfallen, es sei gleich vorbei. Es ist nicht vorbei.“

Impfpflicht? Lauterbach will „große Gruppe Ungeimpfter zur Impfung bewegen“

In anderen Ländern werde aktuell wenig über die Impfpflicht debattiert, weil die Omikron-Variante die Situation für viele europäische Länder verändert habe. Lauterbach: „Die Fallzahlentwicklung ist so katastrophal, dass die Staaten gerade anderes zu tun haben, als über die Impfpflicht zu debattieren. Das kann ich gut verstehen. Ich glaube aber, dass die Debatte in diesen Ländern zurückkommen wird.“

Auch eine Impfpflicht könne laut Lauterbach nicht für eine vollständige Durchimpfung der Bevölkerung sorgen - wegen der Impfgegner. „Man muss akzeptieren, dass man selbst mit der Pflicht niemals alle Menschen erreichen wird. Aber ich bin davon überzeugt, dass es eine große Gruppe von Ungeimpften gibt, die wir durch die Impfpflicht zu einer Impfung bewegen können.“

Impfstoff-Engpässe: „Wir haben 25 Millionen Einheiten Moderna besorgen können“

Bis auf einen Impfstoff seien keine Engpässe zu erwarten: „Wir haben 25 Millionen Einheiten Moderna-Impfstoff besorgen können. Er reicht für 50 Millionen Booster-Impfungen. Nur bei Biontech gibt es Engpässe. Diesen Impfstoff konnten wir nicht so schnell nachbestellen.“

Die Debatte der Impfgegner und Corona-Leugner habe für ihn „jedes Maß und Ziel verloren. Eine kleine Gruppe ist bereit, alle wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Tisch zu wischen und sich freiwillig in eine Blase von Scheinwahrheiten zu begeben.“ Für Lauterbach sei dies „eine beängstigende Entwicklung in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes.“ (cg)

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