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„Machen wir endlich die Büros zu“: SPD ruft nach Homeoffice-Pflicht – Söder plant Gipfel mit Firmen

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert eine umfangreiche Homeoffice-Lösung.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert eine umfangreiche Homeoffice-Lösung. © Sven Hoppe/dpa

Recht auf Homeoffice? Die SPD hält dies in der Pandemie für fällig. Bald soll ein „Homeoffice-Gipfel“ klären, wie es mit dem Streitthema weitergeht.

München – Die Politik dreht an der nächsten Schraube beim Lockdown. Die Firmen sollen zu mehr Heimarbeit gedrängt werden – vorerst aber ohne Zwang. Für Bayern plant Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits morgen einen „Homeoffice-Gipfel“. Er verlangt konkrete Zielvorgaben der Betriebe, wie viele Mitarbeiter sie von daheim aus werkeln lassen.

Zunächst einmal müsse man überlegen, wie die Potenziale für Homeoffice, die es gebe, besser ausgeschöpft werden könnten. „Das muss fundamental verbessert werden“, verlangte Söder. „Wir müssen uns dann auch über Zielmarken noch mal unterhalten, die es für alle einzuhalten gilt“, sagte Söder. „Wir brauchen dringend auch beim Homeoffice Zielmarken.“ Wenn das nicht funktioniere, müsse man vielleicht über „andere Maßnahmen“ nachdenken. Derzeit sei man eher zurückgefallen.

Ein Frau arbeitet in Homeoffice.
Eine Frau arbeitet im Homeoffice. © Jens Kalaene/dpa

Homeoffice/Coronavirus: Söder geht auf einen Vorstoß der Grünen ein

Ungewöhnlich: Söder geht damit auf einen Vorstoß der Grünen ein, die in Bayern, in anderen Ländern und im Bund vehement einen Homeoffice-Gipfel eingefordert hatten. Fraktionschef Ludwig Hartmann warnte, nur rund ein Fünftel der Beschäftigten sei im Homeoffice. Man müsse deshalb Unternehmen und Behörden an einen Tisch holen. Söder lädt nun sogar die Gewerkschaften hinzu.

Die Verbände in Bayern folgen dem Gesprächsangebot wohl. Über den Grünen-Vorstoß hatte sich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft noch sehr negativ geäußert („geht ins Leere“); nun gibt es zumindest Verständnis für Söder. In einem Aufruf an alle Unternehmen bat der Verband gestern um Homeoffice „wo immer es geht“. Das sei „eine Notmaßnahme, bis die Pandemie gebrochen ist“. Gleichzeitig stoße das an Grenzen, etwa in der Produktion. „Das Recht des Arbeitgebers zu bestimmen, wann und wo Arbeit zu leisten ist, muss unberührt bleiben.“

Coronavirus: SPD kämpft um „Recht auf Homeoffice“

Damit spielt der Verband auf die bundespolitische Debatte über ein „Recht auf Homeoffice“ an. An der Spitze kämpft derzeit der Deutsche Gewerkschaftsbund dafür. In der SPD gibt es große Sympathien, wie auch wa.de* berichtet. Ein Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil scheiterte bisher allerdings am Widerstand der Union.

Die SPD will nun wieder den Druck erhöhen. Es sei absurd, dass ausgerechnet Söder mehr Homeoffice für Bayern fordere, sagt Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch unserer Zeitung. „Wir als SPD kämpfen bereits seit Monaten für ein Recht auf Homeoffice, während die Partei von Herrn Söder unsere Vorstöße im Bund bis heute blockiert.“ Grötsch fordert eine „Homeoffice-Pflicht wo immer möglich – machen wir die Büros endlich zu“. Zudem seien Bereiche wie das Handwerk zu wenig reguliert, hier müsse es Maskenpflicht und Hygieneauflagen geben. Grötsch kritisiert, dass die Politik im Einzelhandel „eine Insolvenzwelle duldet, während bei anderen Branchen wie etwa in der Baubranche oder im Versandbereich die Scheuklappen aufgesetzt werden“.

Noch radikaler sind Pläne einzelner Linke-Politiker, die Wirtschaft ganz stillzulegen

Noch radikaler sind Pläne einzelner Linke-Politiker, die Wirtschaft ganz stillzulegen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow verlangt. man müsse „jetzt einfach einmal komplett eine Pause machen. Der Fehler, den wir in ganz Deutschland gemacht haben, war, dass wir den Dezember nicht genutzt haben, um tatsächlich auch die allgemeine Wirtschaft in eine Pause zu schicken.“

Arbeitsminister Heil plant heute eine Konferenz mit Personalvorständen großer Firmen. Er warnte die Chefs: „Willkürlich Homeoffice zu verweigern, wäre jetzt unverantwortlich.“ Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaft können 60 Prozent der Beschäftigten nicht von zu Hause aus arbeiten. (cd) - *Merkur.de und wa.de sind Teil des Ippen-Netzwerks.

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