Debatte um US-Präsidenten hält an: Ist Trump verrückt?

Lange wurde nur hinter vorgehaltener Hand debattiert – doch jetzt rückt die Frage nach dem Geisteszustand des US-Präsidenten in die Schlagzeilen von US-Medien. Die fragen unverblümt: Ist Donald Trump verrückt?
Washington – James Clapper arbeitete einst in führenden Geheimdienst-Positionen für George W. Bush und Barack Obama, zuletzt war er unter Donald Trumps Vorgänger der Chef aller „Schlapphüte“ in den USA. Nun hat er, nachdem bereits in sozialen Medien und Late Night-Shows heftig über die mentalen Kapazitäten des US-Präsidenten spekuliert wird, den US-Medien das brisante Thema endgültig schlagzeilenfähig gemacht: Ist Donald Trump unzurechnungsfähig oder verrückt?
Seit Clapper vergangene Woche Trumps Fähigkeit in Frage stellte, „fit für sein Amt“ zu sein, und dessen Zugang zu den Codes für die Atomraketen als Besorgnis erregenden Fakt anführte, ist die heikle Debatte in vollem Gange. Für die angesehene Tageszeitung „USA Today“ war die Frage nach dem Geisteszustand des Präsidenten eine Titel-Story wert. Das Gerede über Donald Trumps mentale Gesundheit breite sich aus, konstatierte das Blatt und stellte dazu fest: Trumps „Feuer und Wut“-Kommentar zu Nordkorea, sein Verhalten bei einem Rede-Auftritt in Phoenix und seine wechselhaften Antworten zu den Vorgängen in Charlottesville und dem rechtsradikalen Phänomen im Land hätten auch für einige Republikaner eine Linie überschritten und auch unter seinen Unterstützern das heikle Thema akzeptabel gemacht.
Hinzu kommen seine täglich neuen Twitter-Ausbrüche und oft von Wut geprägten Aussagen. Das war für Clapper eine der Grundlagen seiner provokanten Aussage. „Wenn Trump sich in einem Anfall von Zorn entscheide, gegen Kim Jong Un vorzugehen, gebe es kaum eine Möglichkeit, ihn zu stoppen, so der Ex-Geheimdienstdirektor. Das gesamte System der nuklearen Waffen in den USA sei so aufgebaut, dass es eine schnelle Antwort ermöglicht. Die Möglichkeit einer Konflikt-Option mit Atomraketen stehe also dem Präsidenten offen, und das sei „verdammt furchterregend“.
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Das Weiße Haus sah sich deshalb genötigt, auf die Clapper-Aussagen und die sich ausbreitende Debatte erstmals öffentlich zu reagieren. Fragen zur Fitness Trumps seien „absurd“, heißt es in der Regierungszentrale.
Mehr als die Hälfte der US-Bürger halten Trump nicht für stabil
Doch dann sind da Meldungen, dass Trumps neuer Stabschef – Ex-General John Kelly – nun eine strenge Kontrolle aller Informationen angeordnet haben soll, die dem Präsidenten vorgelegt werden. Wird Trump also intern zensiert, um ihn unter Kontrolle zu halten? Einer ersten Umfrage zufolge halten derzeit 55 Prozent der US-Bürger den Präsidenten für „nicht stabil“. Und in der Opposition gibt es bereits Aktivitäten, um mögliche politische Konsequenzen zu ziehen. Der demokratische Abgeordnete Jamie Raskin – ein Professor für Verfassungsrecht – promotet derzeit mit 28 anderen Volksvertretern auf dem Kapitol ein Gesetz, das eine unabhängige Kommission ins Leben rufen würde. Einzige Aufgabe des Gremiums: Zu bestimmen, ob der Präsident noch die physischen oder mentalen Fähigkeiten hat, sein Amt auszuüben. Die US-Verfassung sieht eine solche Kommission vor, doch die war bislang niemals etabliert worden.
Ein Buch, das in Kürze erscheinen wird, könnte die Debatte weiter befeuern. „Der gefährliche Fall Donald Trump“ heißt das Werk, verfaßt vom Psychiater Bandy Lee und 27 weiteren Experten für Geisteskrankheiten. Lee attestiert dem Präsidenten eine „narzistische Persönlichkeitsstörung“, die in extremen Fällen oft mit Gewalt assoziiert werde und in die Kategorie eines Soziopathen falle.
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