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Kein Durchblick an der Grenze? Dieses Söder-Foto sorgt für massiven Spott

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Bayerische Grenzpolizei beginnt mit Kontrollen
Bayerische Grenzpolizei beginnt mit Kontrollen © dpa / Lino Mirgeler

Er ist ein Mann des Wahlkampfs, der Begegnung - und der sprechenden Fotos. Jetzt ist Markus Söder aber ein Schnappschuss auf die Füße gefallen. Und das sogar zu Unrecht.

München/Kirchdorf - Eines kann man Markus Söder wahrlich nicht vorwerfen: Bayerns Ministerpräsident verkriecht sich nicht in der Münchner Staatskanzlei. Eine wahre Flut an Terminen absolvierte Horst Seehofers Nachfolger zuletzt - vom Flugtaxi*, über die Landgasthof-Kür* und ein Samba-Festival in Franken bis zum Termin an der Grenze (merkur.de* berichtete). Und wo Söder ist, gibt es stets auch gehaltvolle Fotos. Man setzt sich in Szene. Mal vor güldenem Backdrop. Mal martialisch mit Polizei-Equipment.

Wiedereröffnung des Königsbaus der Residenz
Im Goldrausch? Markus Söder bei der Wiedereröffnung des Königsbaus der Münchner Residenz © dpa / Peter Kneffel

Eins muss Söder nun allerdings auch erfahren: Wer viele Fotos schießen lässt, wird auch leicht mal zur Zielscheibe des Spotts. Das geht demokratisch gewählten Abgeordneten nicht anders, als fotoaffinen Despoten. Legendär sind die Fotos von Kim Jong Il, der „Dinge betrachtet“ - die zahllosen stereotypen Bilder des verstorbenen nordkoreanischen Machthabers bei Besuchen im Land wurden vor ein paar Jahren zum internationalen Klick-Hit. Aber auch Grünen-Fraktionschef Toni Hofreiter hat es am anderen Ende der Skala schon erwischt. Bei einem stinknormalen Promo-Foto für eine Grünen-Kampagne.

Söders fieses Foto: Fehlt da der „Durchblick“?

Nun ist auch Söder dran. Am Mittwoch besuchte das CSU-Alphatier - passend zur schwelenden Debatte um die Asylpolitik - die bayerische Polizei am Übergang Kirchdorf an der österreichisch-bayerischen Grenze. Das Bittere: Das fragliche Bild ist tatsächlich überaus kurios. Falsch gemacht hatte Söder aber offenbar nichts.

Der ominöse Schnappschuss zeigt Söder augenscheinlich beim Blick durch ein Fernglas. Der Schönheitsfehler: Offenbar befanden sich noch die Deckel über den Linsen der Sehhilfe. Eine fulminante Steilvorlage für Spott aller Art.

„Söder sieht schwarz“, witzelte ein Twitter-User, „Herr Söder! Erst die Schutzkappen vom Fernglas nehmen, dann gucken!“, lästerte ein anderer unter dem Hashtag „#blind“. „Durchblick“, überschrieb die eigentlich konservative Welt trocken den Schnappschuss. „Ob das mit der Grenzüberwachung so hinhaut?“, fragte sich amüsiert die Mittelbayerische Zeitung.

...dabei hatte Söder alles richtig gemacht. Eigentlich.

Allerdings liegt die Sache wohl etwas anders. Denn nach Angaben der beim Ortstermin in Kirchdorf vertretenen dpa war es mitnichten ein Fernglas, durch das Söder blickte - sondern ein Nachtsichtgerät. Die Deckel sind demnach in Wirklichkeit Schutzkappen, die die Benutzung des Geräts am Tag ermöglichen.

Alles richtig gemacht also. Oder auch nicht. Denn vermutlich weiß niemand besser als Söder, dass zu guter Letzt eben doch nur zählt, was am anderen Ende der Fotokamera rauskommt. In diesem Fall ein Ministerpräsident mit mangelndem Durchblick. Auch wenn einige in der CSU das vielleicht „Fake News“ nennen würden.

Und überhaupt: Auch das mit dem Nachtsichtgerät ist durchaus ein heikles Bild. Wortwitze lägen auch hier auf der Straße - befindet sich die CSU doch gerade im schlimmsten Umfragetief. Oder auch, etwas poetischer: In schwärzester Nacht. In Söders eigene Auswahl der schönsten Bilder des Tages schaffte es der Blick durchs Gerät übrigens nicht. Irgendwie verständlich.

Lesen Sie auch: Söder und Seehofer anscheinend uneins über Bayerische Grenzpolizei

fn

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