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Flucht zurück nach Russland? Wagner-Deserteur wohl an Grenze in Norwegen festgenommen

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Andrei Medvedev (r.) mit seinem Anwalt vor einem Gericht in Oslo im April 2023.
Andrei Medvedev (r.) mit seinem Anwalt vor einem Gericht in Oslo im April 2023. © IMAGO / NTB

Wohl beim Versuch des illegalen Grenzübertritts wurde der ehemalige Söldner Andrei Medvedev in Norwegen festgenommen. Angst vor der Ukraine trieben ihn an.

Grense Jakobslev - Im November 2022 desertierte Andrei Medvedev im Rang eines Kommandeurs von der Wagner-Gruppe. Auf der Flucht aus Russland beantragte er Asyl in Norwegen, von wo aus er nun jedoch wohl versuchte, die Grenze nach Russland zu überqueren. Der 27-Jährige wurde allem Anschein nach bei seinem Versuch von der norwegischen Bezirkspolizei festgenommen, doch seine Fluchtroute gibt weiterhin Rätsel auf.

Er kämpfte wohl in Bachmut – Wagner-Deserteur gelang Flucht nach Norwegen

Der ehemalige Söldner Mevedev kämpfte, nachdem er sich im Juli 2022 den Wagner-Truppen angeschlossen hatte, laut eigener Auskunft im Ukraine-Krieg in Bachmut, wo er einen Trupp der 7. Angriffsabteilung kommandiert habe. Nachdem sein Vertrag als Söldner im November ausgelaufen sei, wäre dieser gegen seinen Willen verlängert worden. Daraufhin entschied sich der vormalige Soldat der russischen Armee zu desertieren.

Zunächst führte ihn seine Flucht in den Untergrund, wo er etwa acht Wochen untertauchte, ehe er nach Norwegen fliehen konnte. Am 13. Januar 2023 überquerte Medvedev die Grenze bei Pasvikdalen, wo er aufgegriffen wurde und zunächst in Haft kam. Dort beantragte er Asyl und sprach in der Folge unter anderem gegenüber dem britischen Guardian davon, Zeuge von Kriegsverbrechen geworden zu sein.

Ex-Wagner-Kommandeur wohl auf der Flucht zurück nach Russland verhaftet

In der Nacht vom 22. September soll Medvedev, der sich inzwischen frei in Norwegen bewegen durfte, dann aber an der Rolle rückwärts versucht haben. Freitagnacht wurde er wohl im Dorf Grense Jakobslev aufgegriffen. Medvedev befand sich damit am beinahe nördlichsten Punkt der Grenze zwischen den beiden Ländern auf dem Weg auf die russische Kola-Halbinsel. Eine offizielle Bestätigung der Vorgänge steht aktuell jedoch noch aus.

Den Zusammenhang zwischen einer Polizeimeldung, die darüber informierte, jemanden beim Grenzübertritt festgenommen zu haben und Medvedev stellt die norwegische Zeitung The Barents Observer her. Nur wenige Stunden vor seinem Fluchtversuch hat sich der ehemalige Söldner mit einem Journalisten der Zeitung in Kirkenes getroffen. Gegenüber diesen gab Medvedev an, die Grenze überqueren zu wollen und jemanden zu suchen, der ihn auf der norwegischen Seite bis zu dieser fahren könnte. Als Grund gab er an, dass er glaube, bald an die Ukraine ausgeliefert zu werden und dass Russland für ihn die sicherere Alternative sei.

Es scheint also so, als ob Medvedev eine Mitfahrgelegenheit zur Grenze gefunden habe, denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Grense Jakobslev nicht zu erreichen. Informationen darüber, wer den Fluchtwilligen mitgenommen haben könnte, gibt es nicht. Das zum Großteil verlassene Dorf bietet die letzte Möglichkeit, die Grenze ohne Benutzung des Seewegs über den Fluss Norge zu überqueren. (sch)

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