Deutsche Urlauber fliehen aus Ägypten
München - Panzer, brennende Autos und Schüsse in der Nacht: Heimgekehrte Touristen berichten von chaotischen Zuständen in Kairo. Die Reisenden sind froh, wieder in Deutschland zu sein.
Am Montag haben 140 Deutsche Kairo in Richtung Flughafen verlassen. Der Transport sei aus Sicherheitsgründen von der Botschaft organisiert worden, berichtete eine dpa-Korrespondentin. Ausreisen sollen vor allem Angehörige von Diplomaten und anderen Deutschen, die in der ägyptischen Hauptstadt arbeiten. Auf dem Flughafen Kairo herrschte in den vergangenen Tagen ein dichtes Gedränge, weil viele Ausländer die Stadt verlassen wollen, es aber keine ausreichende Zahl von Flügen gibt.
Unterdessen startete von Frankfurt aus eine Sondermaschine der Lufthansa, um Menschen aus Ägypten auszufliegen. Der Jumbo-Jet startete kurz vor 8.00 Uhr nach Kairo, wie der Flughafenbetreiber Fraport und die Lufthansa mitteilten. Nach der Landung in Ägypten soll das Flugzeug am Nachmittag dort wieder abheben und zurückkehren. Die Flugzeit zwischen der Mainmetropole und der ägyptischen Hauptstadt beträgt rund vier Stunden. Das Auswärtige Amt hatte um einen zusätzlichen Linienflug gebeten. Unklar ist noch, wann die Maschine im Tagesverlauf wieder in Frankfurt ankommen wird.
Am Münchner Flughafen landeten am Sonntagabend bereits Touristen aus Kairo. “Wir sind nun ganz in Sicherheit“, sagte Monique Degruiter (60) kurz nach der Ankunft. Mit über einer Stunde Verspätung war die Lufthansa-Maschine auf dem Flughafen Franz-Josef-Strauß gelandet. Die Bilder aus Kairo hat sie noch immer vor Augen: “In der Nacht haben wir Schüsse gehört, Polizeiwagen brannten. Dennoch haben sie uns durchgelassen und uns sogar fotografieren lassen.“
Degruiter war mit einer Reisegruppe in Ägypten unterwegs, rund 60 Personen. In München zeigte sie Urlaubsfotos auf ihrer Digitalkamera: Panzer, Militär, ausgebrannte Autos und das Ägyptische Museum in Kairo, das von Soldaten umstellt ist. “Es gibt schönere Dinge im Urlaub zu sehen, aber was sollten wir machen?“ Sie habe in einem Hotel in der Nähe des Museums gewohnt, direkt in Kairo. Plünderer seien unterwegs und Menschen, die mit Stöcken bewaffnet durch die Straßen zögen.
Blutige Massenproteste in Ägypten
Heidi Merk aus Waal bei Landsberg am Lech berichtet: “Überall am Flughafen war Chaos. Viele Leute schliefen dort in der Nacht.“ Die 67-Jährige war auf einer Nilfahrt und musste diese wegen der Unruhen in Ägypten abbrechen. “Unser Hotel ist auch beschossen worden, wir waren aber schon ein Tag weg. Wir hatten Glück.“ Geschäfte seien geplündert worden. “Wir wollten noch ins Museum in den letzten drei Tagen. Das konnten wir uns dann schenken.“
Merk wurde am Flughafen von ihrem Schwiegersohn Walter Bruns in Empfang genommen. Der 56-Jährige hatte sich große Sorgen um seine Schwiegermutter gemacht. “Als ich von den Unruhen hörte, habe ich nur noch gedacht, sie soll schauen, dass sie so schnell wie möglich da raus kommt.“
dpa