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Flüchtlings-Aufnahmen 2016: Deutschland EU-weit vorne

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Luxemburg - Die EU-Staaten haben im vergangenen Jahr 710.400 Asylbewerbern Schutz gewährt - mehr als doppelt so vielen wie 2015. Behörden in Deutschland trafen europaweit die meisten positiven Asylentscheidungen.

Deutschland hat 2016 die meisten Flüchtlinge in der EU aufgenommen. 445.210 Asylbewerber bekamen nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat vom Mittwoch einen positiven Bescheid. Das sind dreimal so viele wie noch 2015. Im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße lag allerdings Schweden mit 7040 positiven Entscheidungen pro Million Einwohner vorne. 

Die wenigsten Schutzsuchenden hat der kleine Mittelmeerstaat Kroatien anerkannt, nämlich 100 Personen. Polen liegt hinten, wenn man die Entscheidungen ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzt: Hier waren nur 10 Anträge pro Million Einwohner erfolgreich.

In der gesamten EU wurden im vergangenen Jahr 710.400 Menschen als schutzbedürftig anerkannt - mehr als doppelt so viele wie 2015. Das ist die höchste Zahl seit mindestens 2008. Mehr als die Hälfte von ihnen stammten aus Syrien (405.600), gefolgt von Irakern (65.800) und Afghanen (61.800).

Syrer haben Chancen, Mazedonier kaum

Die größten Chancen, Asyl in der EU zu bekommen, hatten Syrer: 98 Prozent der Antragsteller erhielten einen positiven Bescheid. Voraussetzung ist aber, dass sie es bis in die Europäische Union schaffen. Der Flüchtlingspakt mit der Türkei hat ihre Chancen verschlechtert. Auch Flüchtlinge aus Eritrea haben mit 92 Prozent gute Aussichten. In dem nordostafrikanischen Staat liegt alle Macht beim Militär, Meinungsfreiheit gibt es nicht. Staatenlose sind zu 89 Prozent erfolgreich.

Die geringste Aussicht auf Schutz in der EU hatten hingegen Asylbewerber aus dem nordafrikanischen Algerien sowie den Balkanstaaten Kosovo, Albanien, Serbien und Mazedonien, die nur in fünf Prozent der Fälle Schutz zuerkannt bekamen.

70 Prozent der Syrer (294.710), die in der EU einen Schutzstatus erhielten, fanden den Angaben zufolge in Deutschland Zuflucht. Aus dem Irak gewährte die Bundesrepublik 48.820 Menschen Asyl, aus Afghanistan 39.270.

69 Prozent der Anträge positiv beschieden

Von den Asylbewerbern, die im vergangenen Jahr Schutz in der EU erhielten, wurden mehr als die Hälfte als Flüchtlinge anerkannt (389.670), 263.755 bekamen subsidiären Schutz und 56.970 Menschen wurde eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen erteilt.

61 Prozent der Asylanträge in der gesamten EU fielen der Statistik zufolge im vergangenen Jahr positiv aus, in Deutschland lag die Quote bei 69 Prozent. Legten die Antragsteller nach einem negativen Bescheid Berufung ein, gelang die Anerkennung nur in 17 Prozent der Fälle.

Es muss nicht immer Europa sein

Wer Aufnahme in Europa finden will, muss gute Gründe präsentieren. Das kann Verfolgung im Herkunftsland sein wegen einer politischen Überzeugung, Religion oder Nationalität. Auch drohende Folter oder Tod zählen. Wirtschaftliche Not und Perspektivlosigkeit genügen nicht - deshalb werden viele Migranten aus nordafrikanischen Staaten oder vom Balkan abgelehnt.

Einen Asylantrag in einem EU-Land zu stellen, ist nicht der einzige Weg, in Europa Schutz zu finden. Etwa 14.205 Menschen aus Staaten außerhalb der Europäischen Union wurden nach Vermittlung durch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR aufgenommen.

afp/dpa

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