Doku über Sarrazin: Streit zwischen RBB und F.A.Z.

Berlin - Der Besuch des wegen seiner Integrations-Thesen umstrittenen Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin in Berliner Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil sorgt weiter für Streit.
Diesmal kracht es zwischen dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und “F.A.Z“-Herausgeber Frank Schirrmacher. Der RBB wies am Donnerstag Vermutungen Schirrmachers in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zurück, der Sender habe der Autorin Güner Balci den Auftrag für einen Film über Sarrazin entzogen. Der RBB habe “keine unmittelbaren vertraglichen Beziehungen“ zu der freien Journalistin, betonte die öffentlich-rechtliche Anstalt.
Der RBB bestätigte jedoch, zum Jahrestag der Veröffentlichung des Buchs “Deutschland schafft sich ab“ einen Beitrag geplant zu haben. In dem Buch hatte der SPD-Politiker und frühere Bundesbanker Sarrazin umstrittene Thesen zu angeblich mangelnder Integrationsbereitschaft von Muslimen veröffentlicht. Das Buch löste in Deutschland eine hitzige gesellschaftspolitische Debatte aus.
Sarrazin: Der Provokateur redet Klartext
Bei dem RBB-Film wäre Balci laut der Mitteilung des Senders über eine Produktionsfirma Ko-Autorin gewesen. Dieses Projekt habe der RBB jedoch “aus rein journalistischen Gründen“ beendet, politische oder persönliche Motive hätten keine Rolle gespielt. Entscheidend sei gewesen, dass entgegen schriftlicher Abmachungen zum selben Thema zuerst für das ZDF ein Magazinbeitrag erstellt worden sei, der vor der geplanten ARD-Doku ausgestrahlt wurde.
Balci war für das ZDF-Magazin “Aspekte“ mit Sarrazin und einem Kamerateam durch die Einwanderer-Viertel Kreuzberg und Neukölln gezogen. Der Beitrag löste heftige Kritik aus. Nach RBB-Angaben war Balci aber schon bereits vor diesem Besuch für den geplanten RBB-Film mit Sarrazin in Kreuzberg gewesen. Der RBB-Film sollte im September laufen, gut ein Jahr nach Veröffentlichung von Sarrazins Bestseller.
Gemeinsam mit der Produktionsfirma Lona Media und dem WDR habe der RBB am Mittwoch beschlossen, die Produktion zu stoppen. Die Dokumentation “Thilo Sarrazin - ein Jahr danach“ hätte Überschneidungen und Doppellungen mit dem bereits ausgestrahlten ZDF-Beitrag gehabt. Das Projekt sei auch dadurch belastet worden, dass Ko-Autorin Balci selbst zum Gegenstand der Debatte wurde.
dpa