Donald Trump erklärt Corona-Schutzmaske zum Zeichen für Patriotismus
- Die Corona-Krise* hat die USA härter getroffen als jedes andere Land der Welt
- Donald Trump* will trotz der Pandemie die rasche Wiedereröffnung des Landes
- Erstmals zeigt sich Donald Trump in der Öffentlichkeit mit Maske
Donald Trump macht die Kehrtwende und spricht sich für das Tragen einer Maske aus. Kritik kommt von beiden Seiten.
Update, 20.07.2020, 22:55 Uhr: Nachdem Donald Trump im Interview mit Fox News noch skeptisch über den Zweck einer Maske im Kampf gegen Corona war, präsentiert sich der US-Präsident einen Tag später schon stolz mit Mundschutz.
Auf Twitter präsentierte Donald Trump* seinen 83 Millionen Followern ein Foto von sich mit schwarzer Maske. „Manche sagen, es gebe nichts Patriotischeres als eine Maske zu tragen, wenn man keinen Abstand einhalten kann. Es gibt niemanden, der so patriotisch ist wie ich“, ergänzte Trump.
Das Coronavirus nannte Donald Trump in dem Tweet einmal mehr das „unsichtbare China Virus“. Zahlreiche Twitter-User warfen dem US-Präsidenten vor, er würde damit rassistische Tendenzen in den USA verstärken. Andere attackierten Trump, weil er mit dem Tragen einer Maske eine „sozialisitsche Agenda“ unterstützen würde.
„Verräter“ - Donald Trumps Auftritt mit Maske löst Kritik aus
Update, 13.07.2020, 09:45 Uhr: Jetzt also doch. Donald Trump trägt Maske. Lange hatte sich der US-Präsident in der Corona-Krise gegen das Tragen eines Mundschutzes gewehrt. Nun ist er bei einem Besuch des Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Washington mit Maske fotografiert worden.
Zuvor hatte Donald Trump* seinen alten Freund Sean Hannity angerufen und ihm ein Telefon-Interview für Fox News gegeben. Dort kündigte Trump bereits an, beim Krankenhaus-Besuch Maske zu tragen. „Ich war nie gegen das Tragen einer Maske", sagte Trump. Für ihn sei es nur sinnlos, weil Leute ohnehin getestet werden würden, wenn sie sich in seiner Nähe aufhalten würden und Abstand von ihm halten würden. Warum er dann im Krankenhaus Maske tragen werde, erklärte Trump nicht.
Kritik an Donald Trump nach Auftritt mit Maske in Washington
Der plötzliche Sinneswandel beim US-Präsidenten mitten in der Corona-Krise kommt aber nicht überall in den USA gut an. Die überparteiliche Interessensgemeinschaft „Vote Vets“ veröffentlichte ein Video, indem sie Donald Trump als „Verräter“ bezeichneten. Auf Twitter kritisierten viele User, Trump würde mit Maske eben nicht - wie von ihm behauptet - wie der „Lone Ranger“ aussehen, sondern eher an „Hannibal Lecter“, den Massenmörder aus „Das Schweigen der Lämmer" erinnern.
Donald Trump hat sich bislang noch nicht zu seiner Maske geäußert - also weder, wie er sich damit im Krankenhaus gefallen hat noch ob er künftig eine tragen wird oder nicht.
Trump-Fans in Washington: Keine Masken, keine Distanz am Independence Day
Update vom Sonntag, 05.07.2020, 09:15 Uhr: Donald Trump hat auf den verschiedenen Feierlichkeiten zum amerikanischen Unabhängigkeitstag auf das Tragen einer Maske gegen das Coronavirus verzichtet. Der US-Präsident wurde weder am Mount Rushmore in South Dakota noch vor dem Weißen Haus in Washington DC zu irgendeinem Zeitpunkt mit Mundschutz gesehen.
Donald Trump: Fans des Präsidenten feiern Independence Day ohne Abstände oder Maske
Was für Donald Trump* gilt, das gilt auch für seine Anhängerschaft. Bei der ersten Feier zum Independence Day am Mount Rushmore war von Mundschutz oder sozialer Distanz nichts zu sehen. Das gleiche Bild offenbarte sich dann einen Tag später in Washington. Auf dem Rasen des Weißen Hauses saßen die Trump-Fans dicht beieinander und warteten auf ihren Präsidenten.
Der gab in seiner Rede einmal mehr China die Schuld am Coronavirus. Gleichzeitig erklärte er die Pandemie für besiegt, auch wenn das Virus „sein hässliches Gesicht" immer mal wieder an verschiedenen Orten in den USA zeigen würde.
Ivanka Trump empfiehlt Maske und soziale Distanz
Update vom Samstag, 04.07.2020, 14.00 Uhr: Während Donald Trump eine kämpferische Rede am Mount Rushmore vor einer eng gedrängten Zuschauerschaft hielt, verbrachte Ivanka Trump den „Independence Day“ (Unabhängigkeitstag) der USA, an dem sich in Gettysburg zahlreiche Rechtsextreme versammelten, offenbar zuhause in Washington.
Von dort wandte sich die Ivanka Trump via Twitter an das amerikanische Volk. „Während wir diesen 04. Juli feiern, halten Sie sich bitte an die staatlichen und lokalen Richtlinien“, schrieb Ivanka mit Blick auf die Corona-Krise, und forderte von ihren Mitbügerinnen und Mitbürgern: „Haltet Abstand und tragt Masken, wenn ihr Euch näher kommt“.
Nicht an den Rat seiner Beraterin hielt sich: Donald Trump. Weder er noch seine Frau, First Lady Melania Trump, trugen bei ihrem Ausflug nach South Dakota zu irgendeinem Zeitpunkt eine Maske. Auch vom Abstand halten war bei den Feierlichkeiten am Mount Rushmore nichts zu sehen. Weder die Trumps - neben Melania* und Donald waren auch sein Sohn Eric inklusive seiner Frau sowie Tochter Tiffany Trump anwesend - noch das Publikum schienen auf Abstand zueinander gehen zu wollen.
Update vom Freitag, 03.07.2020, 16.36 Uhr: Während Donald Trump die Bürger nun doch dazu auffordert, während der Corona-Krise einen Mundschutz zu tragen, äußert sein Sohn Zweifel an der Effektivität von Masken. In einem Facebook-Beitrag veröffentlichte Donald Trump Jr.* ein Bild von Virologen, die in einem Labor mit Ganzkörperanzügen, sogenannten Überdruckanzügen, arbeiten.
Auf dem Bild steht: „Das tragen Virologen, um sich vor einem Virus zu schützen. Aber macht euch keine Sorgen, eure Tücher funktionieren wahrscheinlich auch.“ Trump Jr. stellt damit infrage, dass gewöhnliche Tücher, die als Mundschutz verwendet werden können, vor dem Virus schützen. Es konnte jedoch inzwischen mehrfach nachgewiesen werden, dass das Tragen einer Maske vor allem die Ansteckungsgefahr für Mitmenschen deutlich reduziert, indem sich Tröpfchen weniger leicht verbreiten können. Das Bild, das laut „cnn.com“ aus dem Jahr 2017 stammt, steht damit in keinem Zusammenhang mit der Wirkungsweise von Mund-Nasen-Bedeckungen.
Nachdem Trump Jr. das Bild auf seinem Facebookaccount veröffentlichte, zeigte er sich dann aber doch einsichtig und betonte, dass es seiner Meinung nach nicht schwer ist, sich an die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen zu halten und eine Maske zu tragen.
Corona-Krise: Lange wurde in den USA um den Sinn und Zweck von Masken diskutiert
Erstmeldung vom Freitag, 03.07.2020, 14.37: Washington - Auf der einen Seite stehen Virologen, die Medizin, überhaupt die Wissenschaft und die meisten Demokraten. Auf der anderen radikale Christen, der Großteil der Republikaner und – zumindest bis vor kurzem – ihr Präsident, Donald Trump. Allesamt streiten über Sinn und Zweck des Mundschutzes in der Corona-Krise.
Corona-Krise in den USA: Florida, Texas und Arizona erleben sprunghaften Anstieg
Denn entgegen der Beteuerungen von Donald Trump, das Coronavirus würde „eines Tages einfach verschwinden“, und konträr zu den Behauptungen von Vizepräsident Mike Pence*, man würde „beachtliche Fortschritte“ erzielen, verbreitet sich der Erreger namens Sars-CoV-2 in den USA in Rekordgeschwindigkeit. Mehr als 50.000 neue Infektionen an einem Tag meldete die Johns-Hopkins-Universität zuletzt. Arizona, Florida und Texas erleben sprunghafte Anstiege. Krankenhäuser in Houston nähern sich den Kapazitätsgrenzen.

Dass gerade die genannten Bundesstaaten eine derartige Corona-Welle erleben, lässt sich zumindest laut Virologen wie Anthony Fauci leicht erklären. Die dort regierenden Gouverneure leisteten den Forderungen Donald Trumps Folge. Sie fuhren zugunsten einer wirtschaftlichen Erholung die Corona-bedingten Einschränkungen zurück.
Corona in Florida: Trump-Unterstützer Ron deSantis prahlte mit niedrigen Zahlen
Beispielhaft dafür ist Ron DeSantis, Gouverneur von Florida. Der beinharte Trump-Unterstützer hatte seinen Bundesstaat bereits vor Wochen für Sportveranstaltungen wie Showkämpfe der WWE (World Wrestling Entertainment) und echte Kämpfe der UFC (Ultimate Fighting Championship) geöffnet. Auch die Basketball-Profiliga NBA plant, im Disneyland in Orlando ihre Saison zu Ende zu spielen.
Mitte Mai prahlte deSantis mit den niedrigen Corona-Zahlen in Florida und attackierte Medien und Experten, die gleichermaßen vor zu schneller Öffnung gewarnt hatten. „Wir hatten Erfolg, aber Ihr wollt das nicht anerkennen“ sagte deSantis, während neben ihm Mike Pence zustimmend nickte. Nun sollen die Strände des „Sunshine States“ wieder schließen. Die Angst steigt in der Bevölkerung des Rentnerparadieses, und erste Städte und Gemeinden folgen dem Beispiel aus Texas und führen eine Maskenpflicht ein.
Umgang mit der Corona-Krise: Die Maske entzweit das Weiße Haus von Donald Trump
Doch die war lange Zeit umstritten, selbst im Weißen Haus in Washington. Dort betonten Virologen wie Anthony Fauci oder Medizinerinnen wie Dr. Deborah Brix immer wieder den wissenschaftlich unbestrittenen Nutzen von Masken im Kampf gegen das Coronavirus. Pence trägt gelegentlich eine und empfiehlt, wenn auch mit äußerster Vorsicht, sogar seinen Landsleuten selbiges zu tun.
Donald Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner* wiederum lässt die Maske lieber weg. Seine Frau Ivanka Trump* aber trägt regelmäßig Mundschutz, stets abgestimmt auf ihr Outfit. Sie erzählte der US-Zeitung „USA Today“ vor kurzem, dass die Belegschaft des Weißen Hauses, angewiesen sei, im Beisein des Präsidenten einen Mundschutz zu tragen.
Donald Trump: Einmal ist der US-Präsident mit Maske zu sehen
Und Donald Trump selbst? Nur ein einziges Mal, bei einem Auftritt am 21. Mai in den Ford-Werken in Ypsilanti im US-Bundesstaat Michigan, ist er bisher mit Maske zu sehen gewesen – und auch dieses Foto war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sickerte aber trotzdem durch. Sonst hat er Masken bisher rundweg verweigert, ihren Nutzen kleingeredet oder sie zu politischen Symbolen degradiert.
Dem Beispiel Trumps folgen zahlreiche seiner Anhängerinnen und Anhänger. Mehr noch: Sie erklären die Frage Maske oder nicht zum Kulturkampf. Sie ziehen in den Krieg gegen Bevormundung und schwören, ihre Freiheit, auf eine Maske zu verzichten, notfalls mit ihrem Leben zu verteidigen.
Corona-Krise in den USA: Donald Trumps Anhängerschaft startet Kulturkampf gegen die Maske
Wer glaubt, das sei übertrieben, dem oder der seien die Aufzeichnungen von öffentlichen Anhörungen in zahlreichen Bezirken der USA ans Herz gelegt. In derartigen Anhörungen bietet die Kommunalpolitik den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ihre Sorgen, Forderungen und Gedanken vor den Amtsträgerinnen und -trägern darzulegen.
Beispielhaft ist Palm Beach County, ein Bezirk in Florida, in dem das Maskentragen in der Öffentlichkeit zur Pflicht erklärt wurde. In einer Anhörung über die Maskenpflicht behauptete eine Frau, Masken hätten ohnehin keinen Sinn. Eine andere glaubt, dass der Mundschutz selbst eine tödliche Gefahr darstellen würde, weil er die Atmung verhindere. Ein Mann proklamiert seine Liebe zur US-Flagge, und erklärt sich bereit, für sie zu sterben. Eine Frau verkündete ebenfalls, dass man eine Maske nur ihrem leblosen Körper überstülpen könnte. Andere weisen darauf hin, dass Masken die göttliche Schöpfung namens Mund verdecken würden und deshalb Sünde seien. Jemand gibt zu bedenken, dass Kinder nicht länger in der Lage seien, Pädophile und Menschenhändler zu erkennen, wenn diese nun Mundschutz tragen.
Mittendrin im Streit oder über allem steht Donald Trump. Für ihn symbolisiert die Maske weniger Schutz für die Menschheit und mehr Panikmache seiner Konkurrenten, die eine Gefahr für die rasche Erholung der Wirtschaft darstellt. Die benötigt Trump aber dringend als Argument für die im November anstehenden US-Wahlen*.
Name: | Donald John Trump |
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Beruf: | 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika |
Geburtsdatum: | 14. Juni 1946 (Alter: 74 Jahre) |
Ehepartnerinnen | Melania Trump (seit 2005), Marla Maples (1993-1999), Ivana Trump (1977-1992) |
Kinder | Donald Trump Jr., Ivanka Trump, Eric Trump, Tiffany Trump, Barron Trump |
In den vergangenen dreieinhalb Jahren – also vor Corona-Krise und dadurch bedingter Massenarbeitslosigkeit – wischte Donald Trump alle Einwände gegen seine impulsive Außenpolitik, seine rhetorische Annäherung an Neonazis oder die unendlich vielen Vorwürfe des Amtsmissbrauchs mit Verweisen auf die vielen Arbeitsplätze und den florierenden Aktienmarkt weg. Masken sind für Donald Trump ein deutlich sichtbares Zeichen, dass das Coronavirus immer noch da ist. Und solange das Virus da ist, gibt es kaum Hoffnung auf einen baldigen wirtschaftlichen Aufschwung.
Druck auf Donald Trump in Corona-Krise steigt
Angesichts immer weiter steigender Corona-Infektionszahlen in den USA erhöht sich aber der Druck auf den US-Präsidenten. Immer mehr Republikaner fordern von Donald Trump, seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden und öffentlich für die Maske zu plädieren.
Selbst bei Fox News, in dessen Programm Laura Ingraham zu Beginn der Pandemie noch sagte, Masken würden „uns alle zur Antifa machen“, appelliert man mittlerweile an Donald Trump. Steve Doocy, einer der Moderatoren von „Fox and Friends“, Trumps unbestrittener Lieblingssendung, empfahl seinem Fan im Weißen Haus eine Maske. „Er würde ein gutes Beispiel setzen. Ich sehe keinen Grund, warum er es nicht tun sollte.“ Doocy schlug sogar vor, Trumps Slogan zu modifizieren: „MAGA sollte nicht mehr für Make America Great Again stehen, sondern für Masks Are Great Again.“
Der Druck zeigt Wirkung. An diesem Mittwoch (01.07.2020) erklärte Donald Trump im Interview mit Fox Business, er sei jetzt „auf jeden Fall für Masken“. Er selbst trage oft eine und würde damit auch sehr gut aussehen. „Wie der Lone Ranger“ – auch wenn der Kult-Cowboy-Fernsehheld keinen Mundschutz, sondern eine Augenmaske trägt. Ob die Anhängerschaft den Stimmungswechsel des Präsidenten mitgeht, bleibt abzuwarten. (Von Daniel Dillmann)
Unterdessen hat sich der Milliardär und US-Mäzen Bill Gates erstmals zu den Verschwörungstheorien, die im Zuge der Corona-Krise über ihn existieren, geäußert*.
Die Wahlkampfkampagne von US-Präsident Donald Trump für die US-Wahl 2020* soll Spenden zweckentfremdet haben. Auch Donald Trump Juniors Frau soll Geld erhalten haben.
So ganz sicher scheint sich der US-Präsident doch nicht zu sein, was Masken angeht. Bei einer Pressekonferenz bat Donald Trump einen Reporter, ohne Maske zu sprechen.
US-Präsident Trump will wieder regelmäßige Pressekonferenzen zum Stand der Corona-Krise* in den USA abhalten. Doch davon weiß sein Pandemie-Berater Fauci nur vom Hörensagen.*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Redaktionsnetzwerks