Emmanuel Macron - Hoffnungsträger für Frankreich und Europa

Paris - Emmanuel Macron im Porträt: Wird der sozialliberale Kandidat Präsident bei der Stichwahl in Frankreich heute?
Update vom 13. Juli 2017: Der deutsch-französische Ministerrat soll die Zusammenarbeit der beiden Länder vorantreiben. Alle Informationen im News-Ticker zum Treffen zwischen Kanzlerin Merkel und Präsident Macron.
Update vom 7. Mai 2017: Emmanuel Macron und Marine Le Pen gehen am heutigen Sonntag in die Stichwahl um das Präsidentenamt. Alle Informationen finden Sie im Live-Ticker zur Wahl 2017 in Frankreich.
Elf Kandidaten hatten sich im ersten Durchlauf der französischen Präsidentschaftswahlen zur Wahl gestellt. Nun steht fest: Der sozialliberale Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen werden heute, am 7. Mai, in einer Stichwahl um die Präsidentschaft in Frankreich gegeneinander antreten.
Der außergewöhnliche Kandidat führt auch privat eine eher unkonventionelle Ehe. Seine Frau, die 24 Jahre älter ist, lernte er im Jesuitenkolleg kennen, das er in seiner Kindheit besuchte. Bereits mit 17 Jahren verliebten sich der ehemalige Schüler und seine Lehrerin ineinander. Im Wahlkampf ist Brigitte Macron immer dabei.
Viele deutsche und europäische Politiker begrüßten das gute Abschneiden des Ex-Ministers Macron. Denn während Marine Le Pen auf einen anti-europäischen Kurs setzt, gibt sich Macron pro-europäisch. Doch welche Pläne hat der unparteiische Kandidat für Frankreich? Eine Übersicht über eine beispiellose Karriere, politische Fehltritte, seine Pläne für Frankreich und seine Rolle als Hoffnungsträger für Europa.
Emmanuel Macron - Ein rasanter Aufstieg in die französische Wirtschaftselite
Geboren und aufgewachsen in dem nördlich gelegenen Amiens, legte Macron einen beispiellosen Aufstieg hin: Nach seinem Abschluss am Pariser Elitegymnasium Henri IV., studierte Macron zunächst Philosophie am „Institut d'études politiques de Paris“. Mit einem Spitzenabschluss schloss Macron danach das Studienprogramm der Verwaltungshochschule „ècole nationale d'administration“ ab.
Es folgte ein Jobangebot als Direktor einer der Abteilungen im Finanzministerium, eine Tätigkeit, die er ab 2005 ausführte. Danach arbeitet er im Pariser „Institut Montaigne“, bis er mit 31 Jahren eine Position als Investmentbanker bei „Rothschild & Cie“ bekam. Nur zwei Jahre später wurde er Partner der Investmentbank.
Angekommen in der französischen Wirtschaftselite, lernte Macron den Wirtschaftsprofessor Jacque Attali kennen, der ihn später als Berater für Präsident Francois Holland empfahl. Im Mai 2012 gab er deswegen seine Stelle bei „Rotschild“ auf und wechselte als Hollands Berater in Wirtschafts- und Finanzpolitik in dessen Präsidialstab. Im August 2014 holte Holland Macron in sein Kabinett als Minister für Wirtschaft, Industrie und Digitales.
Ein sozialdemokratisches Reformpaket ohne Sozialdemokratie?
In seiner Position als Wirtschaftsminister versuchte sich Macron an einem sozialdemokratischen Reformkurs. Federführend entwarf Macron ein Paket, das durch Steuerentlastungen in Milliardenhöhe die stagnierende französische Wirtschaft ankurbeln sollte. Das Reformpaket wurde 2015 ohne Abstimmung des Parlaments durchgesetzt. Doch vor allem der politisch linke Flügel in Frankreich kritisierte die Reform als kontraproduktiv. Sie würde eher zu einem Abbau des Sozialstaates führen, als zur Verbesserung der französischen Wirtschaft.
Nur zwei Jahre konnte sich Macron in der Position halten. Galt er anfangs als sehr beliebter Politiker, änderte sich dieser Status, als öffentlich wurde, dass Macron zu wenig Steuern gezahlt hatte. Als Francois Hollande mit seiner Entlassung drohte, trat der angeschlagene Politiker im August 2016 von seinem Amt als Minister zurück.
Mit „En Marche“ zur Präsidentschaftswahl
Mit der Gründung einer neuen politischen Bewegung namens „En Marche“ ließ Macron schon ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen erste Ambitionen auf die Präsidentschaft vermuten. Vor allem aus den Reihen seiner eigenen Partei, der „Parti socialiste“, wurde der Rücktritt Macrons heftig kritisiert.
Bereits im November 2016 gab Macron bekannt, als unabhängiger Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2017 zu kandidieren. Seine alte Partei schloss eine Unterstützung von Macron gänzlich aus.
Und wieder legte Macron einen außergewöhnlich schnellen Aufstieg hin: Innerhalb kurzer Zeit konnte er hohe Summen für seinen Wahlkampf generieren. Seine Unparteilichkeit setzte er dabei geschickt im Wahlkampf ein: „Ich bin frei, die Finanzierung ist transparent“, verkündete der 39-jährige in seinem Wahlkampf. In seiner Bewegung „En Marche“ vereint der Präsidentschaftskandidat laut Süddeutsche.de bereits 200.000 Mitglieder.
Im Januar 2017 zeigten erste Umfragen: Macron galt neben Marine Le Pen als aussichtsreichster Kandidat für den Einzug in die Stichwahl heute in Frankreich. Punkten konnte der aufstrebende Kandidat auch mit seinem Wahlprogramm, das er im März 2017 vorstellte.
Macrons Programm - Hoffnungsträger für Europa und Frankreichs Sozialisten?
Mit vielen wirtschaftlichen Reformen will der Präsidentschaftskandidat eine Wende in der französischen Politik herbeiführen. So will Macron laut faz.net Staatsanteile an Unternehmen großflächig verkaufen und zudem Aktien im Gesamtwert von zehn Milliarden abstoßen. Die Einnahmen sollen dann in den „Fond für Industrie und Innovation“ fließen und für zukünftige Projekte eingesetzt werden. Um Unternehmen in Frankreich zukünftig zu stärken, will Macron zudem die Unternehmenssteuer von 33,3 auf 25 Prozent senken.
Im sozialen Bereich kündigte Macron an, Arbeitgeber zu bestrafen, die zu viele befristete Arbeitsverträge hätten. Zudem will er die Pensionen des öffentlichen Dienstes und des privaten Sektors angleichen und neue Lehrer- und Polizeistellen in sozialen Brennpunkten schaffen. Kritik von parlamentarischer Seite könnte sein Vorschlag hervorrufen, die Anzahl der Abgeordneten zukünftig zu verringern. Im französischen Senat sitzen aktuell 348, in der Nationalversammlung sind es 577 Abgeordnete.
Im Gegensatz zu seiner Konkurrent Marine Le Pen hat sich Macron deutlich für einen Verbleib Frankreichs in der Europäischen Union ausgesprochen. Jedoch nicht ohne Kritik: In seinem Programm schreibt Macron auch, dass er die Europäische Union reformieren und sie deutlich demokratischer machen will.
Der widersprüchliche Kandidat: Elitär und doch unkonventionell
Emmanuel Macron polarisiert: Trotz seiner Unparteilichkeit gelang es ihm binnen weniger Monate,
zu werden. Im Wahlkampf präsentierte sich Macron als Gegner des aktuellen System und das, obwohl er selbst eigentlich zum französischen Elitekreis gehört.
Doch eben dieser Widerspruch kommt bei den rund 47 Millionen französischen Wahlberechtigten gut an. Mit 24 Prozent zieht Macron mit dem besten Ergebnis in die Stichwahl mit Marine Le Pen ein. Noch am Abend des ersten Wahlganges verkündete Macron, dass er sich als Präsident der Patrioten beweisen wolle, gegen die Gefahr der Nationalisten. Seinen Anhängern dankte er: „Die Herausforderungen sind immens. Ich will mit dem System Schluss machen, das unfähig ist, Probleme zu lösen. Ich bin bereit dafür - mit eurer Hilfe. Wir werden gewinnen.“
Umfragen zufolge hat Macron gute Chancen: Wie die Homepage bundestagswahlen-2017.com berichtet, kann der parteilose Kandidat mit 59,5 Prozent der Stimmen rechnen (Stand: 5. Mai 2017). Die Rechtspopulistin Le Pen würde demnach nur 40,5 Prozent bekommen.
Europa stellt sich eindeutig hinter Macron
Von europäischer Seite bekommt der 39-Jährige Rückendeckung. In Frankreich gebe es eine Entscheidung „zwischen der Verteidigung dessen, was Europa verkörpert, und einer Option, die auf die Zerstörung Europas abzielt“, sagte ein Sprecher von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Montag nach dem ersten Wahlgang. Deutsche Politiker äußerten sich ebenfalls positiv zum Wahlsieg des unparteilichen Kandidaten: „Nach den Niederländern haben nun auch die Franzosen den Europafeinden mehrheitlich eine Absage erteilt: Europa wählt europäisch“, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann der Deutschen Presse-Agentur.
Und auch national erhält Macron nach seinem ersten Sieg bereits zahlreiche Unterstützung: Frankreichs Premierminister Bernard Cazeneuve hat dazu aufgerufen, in der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahl für Emmanuel Macron zu stimmen. Es gehe darum, die rechtsextreme Front National zu schlagen, und „ihr unheilvolles Programm eines Rückschritts Frankreichs und der Spaltung der Franzosen“ zu verhindern, sagte der Sozialist.
Ob Macron heute das Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich macht, können Sie heute im Fernsehen oder Live-Stream verfolgen - oder auch in unserem Live-Ticker, der dann an dieser Stelle zu finden sein wird.