USA fliegen ersten Drohnen-Angriff
Bengasi - Die USA fliegen ersten Angriff mit einer Drohne. Gaddafi ordnet Rückzug aus der umkämpften Stadt Misurata an. Die Aufständischen sind misstrauisch.
Die USA haben am Samstag in Libyen einen ersten Militärschlag mit einer Kampfdrohne ausgeführt. Ein Pentagonsprecher bestätigte nach Medienangaben den Angriff am frühen Nachmittag (Ortszeit), nannte aber keine weiteren Einzelheiten. US-Präsident Barack Obama hatte erst am Donnerstag grünes Licht für den Kampfeinsatz der ferngesteuerten unbemannten Flugzeuge vom Typ “Predator“ gegen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi gegeben. Damit wollen die USA zum Schutz der Zivilbevölkerung beitragen. Zwar waren bereits in den vergangenen Wochen bewaffnete US-Drohnen in Libyen eingesetzt worden, aber sie absolvierten lediglich Aufklärungsflüge. Mit den Angriffen nehmen die USA nun wieder aktiv an Kampfhandlungen teil, nachdem sie das Kommando über den Militäreinsatz an die Nato abgegeben und sich auf eine unterstützende Rolle beschränkt hatten.
Rebellen in Libyen: Sie kämpfen gegen Gaddafi
In der Nacht war in Tripolis heftiges Feuer aus Flugabwehrkanonen zu hören. Nach Medienberichten gab es mindestens drei Explosionen. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Die Aufständischen in der westlybischen Stadt Misurata haben im Kampf gegen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi Boden wettgemacht. Ihre Führung in Bengasi traut aber den Rückzugsankündigungen des Regimes nicht. “Wir würden einen vollständigen Rückzug mit Freuden sehen, aber wir sind nicht optimistisch“, sagte der Sprecher des Übergangsrates, Mustafa Gheriani, am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Das Regime habe schon häufig und schnell seine Taktik geändert. “Was Gaddafi sagt und was Gaddafi tut, sind zwei verschiedene Dinge.“ Arabische Medien meldeten am Samstag neue Kämpfe aus der Stadt.
Gaddafi habe habe den Rückzug aus Misurata angeordnet, sagte Vize-Außenminister Chalid Kaim in der Nacht zum Samstag, wohl auch um das Gesicht des Regimes angesichts der jüngsten Rückschläge zu wahren. Jetzt würden “die Stämme“ die Angelegenheit “mit den Menschen in Misurata direkt regeln, entweder mit Gewalt oder in Verhandlungen“, sagte Kaim. Übergangsrats-Sprecher Gheriani ordnete die Drohung mit den Stämmen als Bluff ein. Diese hätten sich bislang an der Bekämpfung des Aufstands nicht beteiligt, “und wir sehen auch nicht, warum sie das tun sollten. Sie leiden genauso unter Gaddafi.“ Misurata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit nur auf dem Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage der drittgrößten libyschen Stadt ist katastrophal. Tausende afrikanische Gastarbeiter, Dutzende verletzte Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.
dpa