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„Letzte Generation“ beschmiert Palast - Bürgermeister geht zur Attacke über

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Von: Tobias Utz

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Florenz
Dario Nardella stürmt auf die Klima-Aktivisten zu. © Comune Di Firenze / Imago Images

In Florenz besprühen Klima-Aktivisten den weltbekannten Palazzo Vecchio. Der Bürgermeister ist zufällig vor Ort – und schreitet ein.

Florenz – In Florenz haben Klima-Aktivisten der Gruppe „Ultima Generazione“ für Aufsehen gesorgt. Der italienische Ableger der aus Deutschland bekannten Gruppe „Letzte Generation“ besprühten am Freitag (17. März) die Fassade des berühmten Palazzo Vecchio. Mithilfe von Feuerlöschern verteilten die Aktivisten die orangene, abwaschbare Farbe auf dem Bauwerk, das auf dem Mittelalter stammt.

Das sorgte für Ärger, sowohl vor Ort als auch auf Twitter. Videos zeigen die anschließenden Szenen: Zwei Sicherheitskräfte eilten herbei und stoppten die Klima-Aktivisten, unterstützt von einem Mann in brauner Lederjacke. Dabei handelte es sich um Dario Nardella, Bürgermeister der Stadt Florenz. Nardella hechtete über Heckenpflanzen und Terrakottatöpfe auf die beiden Sprüher – und rief: „Fermati! Ma che cazzo fai!“. Übersetzt bedeutet das ohne Kraftausdrücke: „Hört auf! Was machst du da?“

Bürgermeister wirft sich auf Klima-Aktivisten in Italien

Nardella war übereinstimmenden Medienberichten zufolge zufällig vor Ort. Der Palazzo Vecchio liegt in der Innenstadt von Florenz, nahe dem Fluss Arno. Medienberichten aus Italien nach war Nardela gerade dabei, ein Video auf dem Piazza della Signoria aufzunehmen. Das dokumentiert ein Video auf Twitter.

Hintergründe zum Palazzo Vecchio

Der Palazzo Vecchio zählt zu den bedeutendsten Bauwerke von Florenz und der gesamten Region Toskana. Der Palast wurde im 14. Jahrhundert erbaut und diente zunächst als Sitz des Stadtparlaments.

Im 19. Jahrhundert war der Palazzo Vecchio untern anderem Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer.

Im Palazzo Vecchio befinden sich heutzutage das Kindermuseum der Stadt Florenz, der prunkvolle Saal der Fünfhundert sowie die Büros der Gemeindeverwaltung.

Die Aktion sorgte in sozialen Netzwerken vor allem für positive Reaktionen. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer lobten Nardella für sein Einschreiten. Ein Nutzer sprach beispielsweise von einem „großartigen Tackling“. Nardella selbst zeigte sich weniger amüsiert ob der Sachbeschädigung.

„Letzte Generation“ in Italien wehrt sich gegen Kritik

Der Bürgermeister von Florenz beteiligte sich übereinstimmenden italienischen Medienberichten an den Putzarbeiten am Palazzo Vecchio – und kletterte unter anderem auf ein Gerüst, um die orangene Farbe mit einer Bürste und einem Hochdruckreiniger zu beseitigen. Auf Twitter verurteilte er anschließend die Aktion. Das sei ein „Angriff auf Kunst, Kultur und Schönheit“ und somit das falsche Ziel. Auch eine noch so nachvollziehbare Sache, wie der Schutz des Klimas, rechtfertige nicht eine solche Aktion, so Nardella in seinem Statement.

Florenz
Der Bürgermeister hilft umgehend bei den Reinigungsarbeiten, wobei laut Angaben von Nardella 5000 Liter Wasser verwendet wurden. © Claudio Giovannini / Imago Images

Es seien insgesamt 5000 Liter Wasser nötig gewesen, um den Palazzo zu reinigen, betonte der Bürgermeister. Das sei alles andere als umweltfreundlich.

„Letzte Generation“

Wie viel ein Klima-Aktivist im Monat wirklich verdient

Die Klima-Aktivisten der Gruppe „Ultima Generazione“ reagierten auf Twitter auf die Kritik des Bürgermeisters. Als Vandalen abgestempelt zu werden sei besser, als „passiv die Entscheidungen von Regierungen zu akzeptieren, die nicht über die fünf Jahre des Mandats hinnausblicken und Tag und Tag die Verurteilung der jüngeren Generation unterschreiben“, hieß es in einem Statement. Ziel der Aktion sei Kritik an der Umweltpolitik der italienischen Regierung gewesen, so die Gruppe. Diese verschlafe den Kampf gegen den Klimawandel. (tu mit AFP/dpa)

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