Frankreichs Außenministerin mit Eiern und Schuhen beworfen

Gaza - Während ihres ersten Besuchs im Gazastreifen ist Frankreichs Außenministerin Michèle Alliot-Marie von aufgebrachten Palästinensern mit Eiern und Schuhen beworfen worden.
Der Grund waren angeblich kritische Äußerungen über die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas-Organisation, die der Politikerin in Medienberichten fälschlicherweise zugeschrieben worden waren. Die Demonstranten seien mehrheitlich Angehörige von Hamas-Mitgliedern gewesen, die in Israel langjährige Gefängnisstrafen verbüßten, berichteten Augenzeugen.
Bereits kurz nach der Einreise in den Gazastreifen hielt eine Gruppe von Palästinensern den Konvoi der Außenministerin auf. Mehrere Männer legten sich auf die Straße, andere warfen Schuhe oder kletterten auf Fahrzeuge. Polizisten der Hamas lösten die Demonstration auf. Die Proteste gingen weiter, als Alliot-Marie das Al-Quds-Krankenhaus in Gaza besuchte, das mit französischer Hilfe wieder aufgebaut wird. Einem Mann gelang es, mit seinem Schuh mehrfach auf die Windschutzscheibe des Fahrzeuges der Ministerin zu schlagen. Die 64-Jährige habe nicht eingeschüchtert gewirkt, sondern die ganze Zeit lang gelächelt, berichtete ein Beobachter.
Unklar ist, ob die angeblich “spontanen Proteste“ von der Hamas gesteuert worden sind. Alliot-Marie hatte während ihres Kurzbesuches wie andere westliche Außenminister zuvor die Hamas-Führung boykottiert. Darüber hinaus hatte sie am Donnerstag - ebenfalls wie andere Amtskollegen - die sofortige Freilassung des in den Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit verlangt. Der heute 24-Jährige besitzt sowohl die israelische als auch die französische Staatsbürgerschaft.
Möglicherweise beruhten die Proteste auch auf einem Missverständnis. Presseberichten zufolge soll die französische Außenministerin die Entführung Schalits als Kriegsverbrechen bezeichnet haben. Chalil Abu Schamalla, Direktor der Menschenrechtsgruppe Al-Damir, sagte nach einem Gespräch mit Alliot-Marie, die Außenministerin habe ihm gesagt, dass sie falsch zitiert worden sei. Nach israelischen Medienberichten soll der Vater des entführten Soldaten von Kriegsverbrechen gesprochen haben.
“Ich habe ihr aber auch gesagt, dass diese Demonstranten nicht irregeführt worden sind, wie Sie meinen“, sagte Abu Schamalla. “Sie und alle anderen Diplomaten treffen sich mit der Schalit-Familie und ignorieren die Familien von 8000 (palästinensischen) Häftlingen, die in israelischen Gefängnissen sitzen“, sagte der Direktor der Menschenrechtsgruppe.
dpa