Freital-Prozess: Mutmaßlicher Rädelsführer legt Geständnis ab

Dresden - Im Terrorprozess einer der mutmaßlichen Rädelsführer der rechtsextremen „Gruppe Freital“ sein Schweigen und gesteht seine Beteiligung an fünf Anschlägen.
Im Terrorprozess gegen die rechtsextreme „Gruppe Freital“ hat einer der beiden mutmaßlichen Rädelsführer ein umfassendes Geständnis abgelegt. Patrick F. räumte seine Beteiligung an allen fünf angeklagten Anschlägen ein. Auch zu den Tatbeiträgen der anderen Angeklagten gab er umfassend Auskunft. Einen Sprengstoffanschlag auf eine Flüchtlingswohnung in Freital im September 2015 habe er allein begangen, sagte der 25-Jährige am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Dresden. Dabei war Sachschaden entstanden.
Sein Motiv für die spontane Tat sei Ärger über angebliche Drogengeschäfte der Asylbewerber gewesen. „Ich war dann ziemlich wütend.“ In der Anklage der Bundesanwaltschaft ist von einem bisher nicht identifizierten Mittäter die Rede. Während der Einlassung des Angeklagten war auch ein Bewohner der attackierten Unterkunft, ein 22 Jahre alter Eritreer, als Nebenkläger im Saal anwesend, der zuvor als Zeuge ausgesagt hatte.
Eine Tötungsabsicht bestritt F.
Großen Einfluss auf den Verlauf des bis Ende des Jahres terminierten Prozesses dürfte die Aussage des 25-jährigen Lagerlogistikers nach Ansicht einer Nebenklägervertreterin nicht haben. Über viele der von F. genannten Details hatte auch schon der jüngste Angeklagte, der 19-jährige Justin S., zu Beginn des Prozesses Anfang März ausgesagt. S. war bis dato der einzige der acht Angeklagten, der sich zu den Verwürfen geäußert hatte.
Eine Tötungsabsicht bestritt F.. Auch bei der Begründung der Angriffe auf politische Gegner wie einen Freitaler Linken-Stadtrat oder ein alternatives Wohnprojekt in Dresden blieb er vage. „Von der Antifa geht eine potenzielle Gefahr aus“, sagte er. Bedauern oder Reue brachte F. nicht zum Ausdruck.
Am Dienstag will sich F. gegenüber der Bundesanwaltschaft äußern
Am Dienstag kommender Woche geht die Befragung des Angeklagten weiter. F. will dann auch - entgegen ersten Ankündigungen - auf Fragen der Bundesanwaltschaft antworten. Der Generalbundesanwalt wirft den sieben Männern und einer Frau im Alter zwischen 19 und 39 Jahren neben der Bildung einer terroristischen Vereinigung unter anderem versuchten Mord vor.
Bobachter vermuteten, dass F. sich von der späten Einlassung einen positiven Effekt beim zu erwartenden Strafmaß erhofft. Für ihn habe schon länger festgestanden, dass er umfänglich aussagen werde, „weil es eine gewisse Last ist, das ewig mit sich rumzutragen“, sagte F. Auch sein Geburtstag an diesem Donnerstag habe bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt. „Das ist dann ja schon der zweite im Gefängnis.“
dpa