FDP-Politiker Markwort: „Friseure können frühzeitig Krankheitssymptome erkennen“

München – Seit Mitte Dezember sind Friseursalons dicht. Ihre Bedeutung werde aber unterschätzt, findet Helmut Markwort. Der FDP-Landtagsabgeordnete und „Focus“-Gründer hat nun angeregt, das Haareschneiden als Gesundheitsberuf einzustufen. Warum, erklärt der Münchner im Interview.
Herr Markwort, wie zottelig sind Ihre Haare momentan?
Ich hab schon mein ganzes Leben lange Haare. Mir sagen die Leute schon immer, dass ich mal wieder zum Friseur muss. Dann warte ich noch vier Wochen, erst dann gehe ich. Mir persönlich ist der Haarschnitt wurscht. Ich denke nur an andere.
Zum Beispiel an Ihre Frau?
Die kriegt das auch so immer hin, dass sie gut aussieht. Wie sie das macht, weiß ich nicht.
Warum setzen Sie sich dann ausgerechnet für die Friseurbranche ein?
Das ist aus dem Kontakt zu den Bürgern entstanden. Es ist deprimierend: Die Politiker im Fernsehen sind perfekt frisiert und gestutzt. Ich denke, der normale Kunde hat darauf auch Anspruch.
Denken Sie, ein Haarschnitt ist systemrelevant?
Es überzeugt mich nicht, dass Füße gepflegt werden dürfen, aber Haare nicht. Außerdem: Die Zahlen sinken doch erfreulicherweise. Es gibt für mich keinen Grund, dass Friseurläden weiterhin geschlossen sein sollten. Denn man kann im Salon gut die Hygienevorschriften einhalten – ganz anders als im Supermarkt, wo überall Leute rumstehen. Ich finde, das Friseurhandwerk gehört zum therapeutischen Bereich.
Wie kommen Sie darauf?
Friseure können auf der Kopfhaut frühzeitig Symptome von Krankheiten entdecken – ob schwarzen Hautkrebs, Schuppenflechte oder Läuse.
Aber Friseure sind doch keine Mediziner.
Der Mensch geht nicht gern zum Arzt, zum Friseur schon. Und dem können Dinge auffallen, die man selbst nicht sehen kann. Darüber habe ich auch mit Ärzten aus meinem Umfeld gesprochen. Ich denke außerdem, dass Friseure auch für die psychosoziale Gesundheit wichtig sein können. Vor allem für Frauen, die nicht mehr mit ihrer natürlichen Haarfarbe durch die Welt laufen. Ich kenne viele reizende Damen, die prächtige, schwarze Haare haben – die in Wirklichkeit aber eisgrau sind. Wenn das durchkommt, ist das oft ein Schock für die Frauen selbst und sicher auch für die Menschen in ihrer Umgebung.
Das kann doch genauso ein Männerproblem sein.
Stimmt, ich kenne auch Männer mit gefärbten Haaren. Die machen das jetzt oft auch selbst. Das geht meist grauenhaft schief, und die haben alle paar Wochen einen anderen Farbton (lacht).
Zum Friseur lässt sich aber kein Mindestabstand einhalten.
Richtig. Aber die Friseure haben eine Maske auf, und der Kunde auch. Es sind außerdem keine Fälle bekannt, bei denen Infektionen in Salons stattgefunden haben. Ich bin kein Corona-Leugner, aber ein Maßnahmen-Zweifler. Viele Regelungen sind nicht angemessen. Ich sehe auch die Ausgangssperre kritisch.
Glauben Sie, Ihre schriftliche Anfrage an die Staatsregierung stößt auf Zustimmung?
Da bin ich gespannt. Vom Wirtschaftsminister Aiwanger habe ich aber bereits viel Sympathie bekommen.