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Frontex-Chef: Mehr Boots-Flüchtlinge als vor einem Jahr

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Flüchtlinge auf einem sinkenden Boot vor der Mittelmeerküste Libyens. © AFP

Berlin/Passau - Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen ist laut Chef der europäischen Grenzsicherung Frontex um 30 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Wie ist die Situation in Deutschland?

Immer mehr Migranten kommen über das Mittelmeer nach Europa. „Von Januar bis Mitte April sind fast 28 000 Menschen von Libyen aus nach Italien gelangt. Das ist ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum“, sagte der Chef der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch).

Es handele sich aber nicht um syrische Bürgerkriegsflüchtlinge, sondern vor allem um Menschen von der Elfenbeinküste, aus Guinea, Nigeria sowie Bangladesch. Die Schleuser nutzten die chaotische Lage in Libyen gnadenlos aus, sagte Leggeri. „Sie setzen inzwischen im Durchschnitt 170 Menschen in ein Boot - oft ohne Proviant und ausreichend Treibstoff. Vor zwei Jahren waren es im Schnitt 100 Migranten.“

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Portugiesische Polizisten beobachten auf der Insel Lesbos ein verlassenes Flüchtlingsboot. © AFP

Die Route von der Türkei durch das östliche Mittelmeer nach Griechenland ist laut Leggeri weitgehend geschlossen. „Seit Anfang des Jahres sind etwa 6000 Menschen über diesen Weg nach Griechenland gelangt. Das sind 94 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, bevor das Abkommen mit der Türkei in Kraft getreten war.“

Seit März 2016 seien auch mehr als 1000 Migranten in die Türkei zurückgebracht worden. Anzeichen, dass die Türkei das Flüchtlingsabkommen mit der EU nicht mehr umsetze, gebe es nicht. Über die Balkanroute habe es in diesem Jahr bis Ende März 2800 illegale Grenzübertritte gegeben, sagte Leggeri weiter. Im Gesamtjahr 2016 waren es 123 000 gewesen. Auch dieser Weg sei inzwischen „praktisch geschlossen“.

Deutschland: 13.184 illegal Einreisende im ersten Quartal aufgegriffen

Bundespolizei unterstützt Frontex-Einsatz vor Samos
© dpa

In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben Bundespolizisten einem Medienbericht zufolge insgesamt 13.184 Personen aufgegriffen, die illegal nach Deutschland einreisen wollten. Vor allem über die Grenze zu Österreich seien Flüchtlinge auf eigene Faust oder mithilfe von Schleusern nach Deutschland gelangt, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen der Bundespolizei. 

Im Januar waren es demnach 4610 Einreisen ohne reguläre Papiere, im Februar 4156 und im März 4418. Etwa ein Drittel der illegal Einreisenden nutzten dem Bericht zufolge die Route über Österreich nach Deutschland (4557 Personen). 

Andere Asylsuchende kamen demnach vor allem über die Schweiz (1880) und Frankreich (1052). Bei den Kontrollen an deutschen Flughäfen stellten Bundespolizisten dem Bericht zufolge von Januar bis März 2575 irregulär Einreisende fest. 

Die meisten waren demnach Geflüchtete aus Afghanistan (1094) und Syrien (1039), aber auch Nigeria, Irak, Albanien und Eritrea waren unter den zehn häufigsten Herkunftsländern.

dpa/AFP

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