Gabriel distanziert sich von Papst-Kritik in SPD

Berlin - SPD-Chef Sigmar Gabriel hat sich in seiner Partei von Kritikern des geplanten Papst-Auftritts im Bundestag in scharfer Form distanziert.
“Man muss nicht alle Überzeugungen des Papstes teilen, aber auf die Auseinandersetzung mit diesen Überzeugungen sollte man sich in jedem Fall freuen“, sagte Gabriel dem “Hamburger Abendblatt“ (Montag). Gabriel reagierte damit auf einen Aufruf des SPD-Bundestagsabgeordneten Rolf Schwanitz, über den die “Rheinische Post“ (Samstag) berichtete. Danach wollten mehrere SPD-Abgeordnete die für den 22. September im Bundestag geplante Rede des Papstes boykottieren.
Das Parlament sei kein Ort der “religiösen Missionierung“ heißt es laut Zeitung in einer Erklärung, die Schwanitz an 146 Abgeordnete mit der Bitte um Unterzeichnung verschickt haben soll. Der Papst sei der “letzte absolute Monarch“ in Europa und trage mit seinen Auffassungen, etwa zu Frauenrechten und Empfängnisverhütung, die Mitschuld “an der bisher global nicht gestoppten Aids-Epidemie sowie an der Unterdrückung, Ausbeutung und Stigmatisierung von Millionen Menschen“. Schwanitz gehört zu einer Gruppe von “Laizisten in der SPD“, die unlängst den Status einer eigenen Arbeitsgemeinschaft in der Partei beantragt hatten.
Dies hatte der Parteivorstand abgelehnt. Gabriel sagte: “Wer sich selbst als aufgeklärt empfindet, sollte eigentlich neugierig auf die Meinung anderer sein.“ Er sei wie fast alle anderen SPD-Politiker gespannt “auf die Antworten des Papstes zu den Herausforderungen unserer Zeit“. Als Lutheraner hoffe er auf ein “deutliches und positives Signal an die Ökumene“. Unions-Fraktionsvize Michael Kretschmer bezeichnete Schwanitz Boykottaufruf als “weltfremd und kirchenfeindlich“. Deutschland sei ein aufgeklärtes Land. Da sollten sich auch das Parlament und die Abgeordneten tolerant und offen zeigen, sagte Kretschmer der “Leipziger Volkszeitung“ (Montag).
dpa