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Gaddafi mit Lobrede auf Deutschland

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Muammar al Gaddafi lobt die Haltung Deutschlands in der strittigen Flugverbotszonen-Frage
Muammar al Gaddafi lobt die Haltung Deutschlands in der strittigen Flugverbotszonen-Frage © dpa

München - Muammar al Gaddafi lobt die Haltung Deutschlands in der strittigen Flugverbotszonen-Frage in einem RTL-Beitrag über den grünen Klee. Weitere Aufträge für Deutschland kann er sich gut vorstellen.

Das dürfte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gar nicht gefallen – aber beim Machtpoker hat Libyens starker Mann schon immer gewusst, seine Karten gut auszuspielen: Am Mittwoch lobte Muammar al Gaddafi die Haltung Deutschlands in der strittigen Flugverbotszonen-Frage in einem RTL-Beitrag über den grünen Klee.

Blutige Proteste in Libyen

O-Ton Diktator: „Die Deutschen haben uns gegenüber eine sehr gute Position eingenommen, ganz anders als viele wichtige Länder im Westen.“ Überhaupt traue er dem Westen jetzt nicht mehr, den könne man „vergessen“, so Gaddafi weiter. Also, bis auf Deutschland natürlich …

Denn wir, meint Gaddafi, hätten „eine verantwortliche Position eingenommen“. Deshalb findet er auch, „die Deutschen sollten einen permanenten Sitz im Uno-Sicherheitsrat haben, nicht Frankreich“.

Er könne sich auch gut vorstellen, dass Deutschland jetzt möglicherweise weiter Aufträge bekomme. Zusammen mit anderen Bedenkenträgern gegen anti-libysche Schritte im UN-Sicherheitsrat wie Russland oder China, denen der Diktator schon Ende der letzten Woche Avancen in Sachen Ölgeschäft gemacht hatte …

So ganz aus der Luft gegriffen ist das libyische Liebäugeln mit Deutschland übrigens nicht: Unsere wirtschaftlichen Beziehungen zum Diktatoren-Regime sind traditionell gut. 2010 etwa fanden libysche Exporte im Wert von 3,1 Milliarden Euro zu uns – gut zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit belegt Libyen Platz 38 in der Rangliste der wichtigsten deutschen Importländer (nur unser südlicher Nachbar Italien macht in der EU noch mehr gute Geschäfte mit Gaddafi).

Gekauft wurden fast ausschließlich Erdöl, Erdgas sowie Mineralöl- und Kokereiprodukte. Umgekehrt setzten deutsche Unternehmen in dem nordafrikanischen Land Waren im Wert von knapp einer Milliarde ab. Gefragt vor allem: unsere Exportschlager Maschinen und Autos. Das Lob von Gaddafi dürfte den bundesdeutschen Außenminister zu diesem Zeitpunkt äußerst ungelegen kommen, werden die Bundesrepublikaner doch auf dem internationalen dipolmatischen Parkett wegen ihres Zauderns in der Libyen-Frage eh schon geschnitten.

Frankreichs Außenminister Alain Juppe etwa äußerte nach dem G8-Gipfel am Dienstag als Reaktion auf die Haltung der Zauderer Unmut: „Hätte das Ausland bereits vergangene Woche militärisch eingegriffen, wäre die Wende in den Kämpfen vielleicht nicht eingetreten“. Er bedauerte, dass er seine Amtskollegen bislang „nicht habe überzeugen können“.

Unterdessen hat Gaddafi-Sohn Saif al-Islam nach der wohl erfolgten Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt Adsahbija nun den Sturm auf die Rebellen-Hafenstadt Bengasi angekündigt …

Oliver Menner

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