Geht das amerikanische Zeitalter zu Ende?
Washington - Geht das amerikanische Zeitalter, die politische wie wirtschaftliche Vorherschaft der USA, dem Ende entgegen? Die tz beleuchtet die Krisenherde.
Rettung in letzter Minute – die USA sind höchstwahrscheinlich ab Dienstag doch nicht pleite. Am Sonntag verständigten sich Republikaner und Demokraten auf eine Rahmenvereinbarung zur Anhebung der Schuldengrenze für den US-Haushalt, wobei die entscheidende Abstimmung aber möglicherweise erst heute stattfindet. Eine genaue Zahl zur Anhebung der Schuldengrenze war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Nur soviel: Sie soll in zwei Etappen erfolgen, wobei Barack Obama beim zweiten Schritt nicht mehr auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen ist. Sein Vorteil: Im Wahlkampfjahr 2012 muss er deswegen nicht wieder herumstreiten.
Doch selbst jetzt ist das Land längst nicht aus dem Schneider. Geht das amerikanische Zeitalter, die politische wie wirtschaftliche Vorherschaft der USA, dem Ende entgegen? Die tz beleuchtet die Krisenherde:
Die Schuldenkrise
Die USA haben aktuell 14,3 Billionen Dollar Schulden angehäuft. Erwartet wird derzeit sogar ein Anstieg auf bis zu annähernd 21 Billionen im Jahr 2015. Schon jetzt haben die Ratingagenturen mit einer Aberkennung des AAA-Status für US-Staatsanleihen gedroht. Mögliche Folge: Verteuerung von Krediten.
Die Wirtschaftskrise
Nur um 1,7 Prozent wuchs die US-Wirtschaft von Januar bis Juni – Analysten hatten mit deutlich mehr gerechnet. Ursache ist vor allem die fehlende Kauflaune im Land, denn der Konsum ist zu zwei Dritteln für die eigene Konjuktur verantwortlich. Gründe für die Ausgabenzurückhaltung sind die geringen Lohnzuwächse, hohe Treibstoffpreise und Arbeitslosigkeit. Notenbankchef Ben Bernanke prognostiziert weiterhin eine schwache Konjunktur.
Die Politikkrise
Die wochenlange Hängepartie um die Erhöhung des Schuldenlimits zeigt die Schwäche des amerikanischen Quasi-Zweiparteiensystems. Bei gegenläufigen Mehrheitsverhältnissen in Senat und Repräsentantenhaus blockieren sich Republikaner und Demokraten: Das Land steht politisch still. Erschwerend kommt bei den Republikanern hinzu, dass sie sich mit der in ihren Reihen untergekommenen radikalen Tea-Party-Bewegung herumschlagen müssen, die im Schuldenstreit jeden Kompromiss abgelehnt hatte. Zur innenpolitischen Lähmung kommt die zunehmende Abhängigkeit vom Ausland. Knapp die Hälfte ihrer Schulden haben die USA dort. Hauptgläubiger ist China. Zwar bleibt Peking selbst durch seine Exporte vom Konsumverhalten der Amerikaner abhängig; gleichwohl mischt es sich immer öfter in US-Belange ein – nach dem Motto „Wer zahlt, schafft an“.
Die militärische Krise
Die USA verfügen immer noch über die größte Militärmaschinerie der Welt. Doch fehlt es an Geld zum Einsatz. Speziell die Kriege im Irak und in Afghanistan haben den bis 2001 moderaten Schuldenstand (gut fünf Billionen Dollar) explodieren lassen. Nun ist man mit Einsätzen zurückhaltend, was gerade Libyens Machthaber Gaddafi zugutekommt.
MPB