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Uni nimmt zu Guttenberg den Doktortitel

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Bayreuth/München - Er wollte ihn schon nicht mehr haben, nun ist er ihn offiziell los: Die Universität Bayreuth entschied, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg den Doktortitel nicht mehr führen darf.

Überraschend schnell entschied die Promotionskommission der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth, dass dem CSU-Politiker sein Doktorgrad aberkannt wird. Uni-Präsident Rüdiger Bormann sagte am Mittwochabend, Guttenberg habe gegen die wissenschaftlichen Pflichten in erheblichem Umfang verstoßen.

Der Minister sei am Abend über die Entscheidung informiert worden. Bormann verwies auf die Promotionsordnung der Fakultät, in der es ausdrücklich heiße, das benutzte Literatur und sonstige Hilfsmittel vollständig angegeben werden müssten. Es sei unstrittig, das Guttenberg bestimmte Stellen ohne Kennzeichnung der Autorenschaft übernommen habe. “Und diese Stellen würde ich als Plagiat bezeichnen.“ Ob die gesamte Arbeit ein Plagiat ist, habe die Kommission nicht prüfen müssen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Entscheidung der Uni als richtig und logisch. Das Votum zeige, dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege. Der Minister hatte zuvor im Bundestag eingeräumt, er habe offensichtlich eine “sehr fehlerhafte Doktorarbeit geschrieben“.

Täuschungsvorwürfe ausgeklammert

Guttenberg wird vorgeworfen, Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. Der Minister selbst hatte bereits am Montag Fehler in seiner Dissertation eingeräumt und die Universität Bayreuth um die Rücknahme seines Doktortitels gebeten. Dieses Eingeständnis des Ministers hat laut Bormann die Arbeit der Kommission erleichtert und ein zügiges Verfahren ermöglicht. Strittige Punkten seien ausgeklammert worden. Da Guttenberg den Täuschungsversuch bestreite, wäre es “ein längerer Prozess gewesen, das dezidiert nachzuweisen“. Für die Kommission sei entscheidend gewesen, “dass unabdingbare wissenschaftliche Standards objektiv nicht eingehalten worden sind“.

Kommission Selbstkontrolle in der Wissenschaft

Bormann sagte, unberührt von der Entscheidung der Promotionskommission bleibe die Arbeit der Universitätskommssion “Selbstkontrolle in der Wissenschaft“. Diese befasse sich mit Fragen wissenschaftlichen Fehlverhaltens die sich aus dem Fall Guttenberg ergäben. Diese Arbeit dauere länger. “Hier reden wir nicht über Tage, sondern über deutlich mehr“, erläuterte der Uni-Präsident.

Das sagt zu Guttenberg in der Plagiatsaffäre

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, kritisierte das Vorgehen der Hochschule. “Die Universität Bayreuth kneift, denn sie verzichtet darauf zu prüfen, ob eine bewusste Täuschung vorliegt - und das trotz massivster Anhaltspunkte“, sagte Wiefelspütz der in Halle erscheinenden “Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht. “Damit macht sie sich die Argumentation Guttenbergs zu Eigen und erleichtert ihm das politische Überleben. Das ist nicht in Ordnung.“

Auch die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig hält an der Rücktrittsforderung fest. Guttenberg habe gelogen, sagte sie dem “Hamburger Abendblatt“ (Donnerstag). “Wenn er seine hohen Maßstäbe an sich selbst anlegt, bleibt nur der Rücktritt.“ Man könne Guttenbergs “Täuschungsversuch bei seiner Doktorarbeit und seine Verschleierungstaktik der vergangenen Tage“ nicht von seinem politischen Amt trennen, so Schwesig weiter.

Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, sagte der “Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag) mit Blick auf die Plagiatsaffäre: “Die Glaubwürdigkeit des Ministers ist angekratzt. Daran besteht kein Zweifel.“ Zur Reaktion in der Truppe sagte Kirsch: “Die Soldaten im Auslandseinsatz beschäftigt diese Angelegenheit wenig. Ihnen kommt es darauf an, dass sich der Minister um ihre Anliegen kümmert. Das tut er.“

In einer aktuellen Fragestunde des Bundestages am Nachmittag hatte Guttenberg erneut Fehler eingeräumt, wehrte sich aber gegen Vorwürfe der Täuschung. Auch wies er Mutmaßungen zurück, er habe einen sogenannten Ghostwriter für die 450 Seiten umfassende Dissertation gehabt. SPD und Linke forderten Guttenbergs Rücktritt.

Von Michael Klug und Petr Jerabek/dpa

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