Haderthauer: Affäre war Verleumdungskampagne

München - Drei Monate ist es her, dass Christine Haderthauer zurücktreten musste. Jetzt äußert sie sich erstmals in einem großen Interview - und holt aus zum großen Rundumschlag.
Christine Haderthauer wehrt sich gegen die Vorwürfe, die bei der Modellauto-Affäre auf sie eingeprasselt sind. Im Vordergrund stand die Firma Sapor Modelltechnik. Haderthauer war ab 1990 Teilhaberin an dem Unternehmen, bis sie 2003 ihre Anteile an ihren Mann übergab. Sie soll aber immer noch in die Geschäfte involviert gewesen sein. Die Firma lässt Modellautos von psychisch kranken Straftätern herstellen. In der Öffentlichkeit wurde über die ethische Fragwürdigkeit des Konzepts diskutiert.
Sei 2014 ermittelt außerdem die Staatsanwaltschaft gegen das Ehepaar Haderthauer wegen Betrugsverdacht. Sie sollen einen ehemaligen Teilhaber eine zu niedrige Abfindung gezahlt haben. Christine Haderthauers Mann wird außerdem Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Staatsanwälte vermuten, dass die Gewinne der Firma in den Jahren 2007 und 2008 zu niedrig angegeben wurden. Christine Haderthauer war harter Kritik ausgesetzt, vor rund drei Monaten ist sie von ihrem Posten als Staatskanzleichefin zurück getreten.
"Lügen" und "Verleumdungskampagne"
Jetzt hat sich Christine Haderthauer in einem Interview mit dem Fernsehsender Ingolstadt TV zu Wort gemeldet. Sie holte zu einem Rundumschlag aus. Ihrer Meinung war die Affäre eine "Verleumdungskampagne", die auf "Lügen" fußte. Vieles sei skandalisiert worden. Es seien Dinge erfunden worden, um sie und ihren Mann in ein schlechtes Licht zu rücken. Ihr sei im Sommer irgendwann vermittelt worden, „dass die Fakten da echt keine Rolle spielen, sondern die Schlagzeile“. Die Dinge, die da „erfunden“ worden seien, seien notwendig gewesen, „damit eine Skandalstory entsteht“. „Das sind Mechanismen, die stattfinden, das ist auch ein hoher wirtschaftlicher Druck, unter dem Medien stehen, das ist auch die Schnelligkeit der heutigen Medienwirtschaft, wo ohne große Wahrheitskontrolle die Dinge dann einfach übers Internet laufen," wütete Haderthauer.
Die Politikerin sieht sich selbst vor allem als Opfer, viel falsch hat sie ihrer Meinung nach nicht gemacht: „Kein Mensch macht nie Fehler. Aber da ist jetzt nichts, was mir so ins Auge springt, wo ich die Zeit gerne zurückdrehen würde.“ Haderthauer betonte in dem Interview, die Firma sei das Geschäft ihres Mannes gewesen. Sie sei so etwas wie eine stille Teilhaberin gewesen. Dennoch sei immer versucht worden, sie damit in Verbindung zu bringen. „Ich bin die Trägerrakete für die Story gewesen.“
Untersuchungsausschuss eingesetzt
Um herauszufinden, was es wirklich mit den Vorwürfen auf sich hat, beschloss der Landtag am Donnerstag einstimmig, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Auch die CSU stimmte dafür. Die Partei begründete dies aber vor allem damit, dass man das Minderheitenrecht der Opposition respektiere. „Der Untersuchungsausschuss wäre eigentlich nicht nötig“, sagte der CSU-Politiker Florian Herrmann. Zum Ausschussvorsitzenden wurde Horst Arnold (SPD) bestimmt.
Haderthauer selbst sieht der Untersuchung optimistisch entgegen. „Das wird sich auch rausstellen, dass das alles in sich zusammenfällt.“ Sie sei „entspannt und sortiert". „Es gibt schon genügend, die vom Haderthauer-Entlastungsausschuss sprechen“, sagte sie im Interview.
Gleichzeitig kritisierte sie aber, dass der Ausschuss weniger der Aufklärung dienen soll, sondern vielmehr dem politischen Kampf der Opposition.
Ihr selbst sei der Abtritt von der politischen Bühne leicht gefallen: sie erklärte "nicht hart gefallen" zu sein. „Denn das muss man mal ganz ehrlich sagen: So ein Amt macht man nicht wegen der Bezahlung. Also wirtschaftlich ist das nicht lohnend.“
dpa