1. tz
  2. Politik

Alte Ölheizungen bei der Bundeswehr: Pistorius kämpft mit Kostenexplosion

Kommentare

Die Bundeswehr verbraucht Massen an Öl und Gas. Doch nun zwingt das Heizungsgesetz zum Umstieg. Für Minister Pistorius offenbar ein Riesen-Problem.

Berlin – Die Bundeswehr muss grüner werden: Nach der Verabschiedung des Heizungsgesetzes von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sollen auch die deutschen Streitkräfte den Umstieg auf die erneuerbaren Energien vollziehen. Zumindest hat die SPD jetzt Tempo angemahnt und ein umfassendes Sanierungsprogramm angemahnt.

„Damit kann Energie eingespart werden und man könnte auch selber Energie erzeugen und beispielsweise auch auf den Grundstücken mit entsprechender Speichertechnologie sichern“, sagte der sozialdemokratische Haushaltsexperte Andreas Schwarz der Bild-Zeitung. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) stellt das aber derzeit vor gewaltige Probleme, denn es fehlt offenbar an Überblick – und Geld.

Wegen Heizungsgesetz: Bundeswehr muss alte Ölheizungen herausreißen

Dem Bericht zufolge ist die Bundeswehr einer der größten Energieverbraucher in Deutschland. Jedoch setzt die Truppe voll auf fossile Energieträger. So werden die Heizungen in den Liegenschaften zu 54,54 Prozent mit Gas betrieben. Ölheizungen machen 20,53 Prozent aus, gefolgt vom Fernwärme-Anteil von 17,32 Prozent. Pellets oder Holzhackschnitzel sind die größten alternativen Energiequellen, jedoch spielen sie mit 3,42 und 2,88 Prozent eher eine untergeordnete Rolle.

Bereits vor Verabschiedung des umstrittenen Heizungsgesetzes hat die Ausrichtung auf Öl- und Gasheizung der Bundeswehr ein Kostenproblem beschert. So musste Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im vergangenen Jahr 179,8 Millionen Euro für die Heizkosten berappen. 2017, also vor der Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges, waren es noch 139,9 Millionen Euro gewesen.

Öl und Gas bei der Bundeswehr: Boris Pistorius (SPD) sieht Handlungsbedarf

Allein aus Kostengründen will Pistorius handeln. Er räumte erst Anfang der Woche einen gewaltigen Sanierungsbedarf ein. An den rund 1500 Liegenschaften der Bundeswehr sei der Sparkurs der vergangenen Jahre nicht spurlos vorbeigegangen, sagte er der Rheinischen Post und kündigte dabei ein milliardenschweres Sanierungsprogramm an. Doch auch wenn sich in den Kasernen einige Modernisierungen wie freies Wlan-Netz für die Soldatinnen und Soldaten schnell realisieren lassen, wird der Umstieg auf erneuerbare Energien dauern.

Muss die Bundeswehr von Öl auf alternative Energien umstellen: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).
Muss die Bundeswehr von Öl auf alternative Energien umstellen: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). © Sven Eckelkamp/imago/ Marcus Brandt/dpaa/Montage

Das Problem: Zwar zwingt Habecks Heizungsgesetz auch die Bundeswehr zum Austausch der alten Ölheizungen und der maroden Gasanlagen. Doch wie viele genau – darüber herrscht derzeit völlige Unkenntnis. Eine Gesamtauflistung liege noch nicht vor, bestätigte das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr der Bild. Man werde in der nächsten Zeit eine Priorisierung nach Gebäudezustand erarbeiten. Jedoch handelt es sich in der Regel um Bestandsgebäude. Qua Gesetz bestimmt sich das Jahr des Austausches deshalb anhand der kommunalen Wärmeplanung. Und die wird frühestens ab Mitte 2026 vorliegen. Bis dahin wird Pistorius wohl oder übel jedes Jahr das Geld für steigende Öl- und Gasrechnungen auftreiben müssen.

Doch der Handlungsdruck ist groß. Bei dem angestrebten Umstieg auf alternative Energien geht es am Ende nicht nur um warme Gebäude. Auch beim Thema Kraftstoff hängt die deutsche Armee vorrangig vom Öl ab. Jedoch kann die Abhängigkeit von fossilen Brennträgern im Verteidigungsfall zu einem Problem werden, da ein Großteil von despotisch regierten Staaten bezogen werden muss. Deswegen sollen auch Panzer, Luftabwehrsysteme oder Raketenwerfer langfristig umgestellt und die Bundeswehr grüner werden.

Ausrüstung der Zukunft: Bundeswehr soll grüner werden – auch beim Panzer

„Wenn wir uns auf Streitkräfte-Einsätze der Zukunft vorbereiten, gilt: Je weniger fossile Kraftstoffe wir benötigen, desto verteidigungsfähiger sind wir“, sagt Stefan Bayer, Leiter des German Institute for Defence and Strategic Studies (Gids), kürzlich dem Handelsblatt. Die Bundeswehr beteiligt sich deshalb bereits auf vielen Wegen an Forschungsprojekten zu der Ausrüstung der Zukunft. Denn alternativ geheizte Zimmer oder akkubetriebene E-Panzer sollen in Zukunft tatsächlich möglich sein. (jkf)

Auch interessant

Kommentare