Nach Wahlschlappe: Scharfe Kritik an Seehofer

Augsburg - Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber erhebt schwere Vorwürfe gegen Horst Seehofer im Zusammenhang mit der Schlappe bei der Europawahl. Auch in der Jungen Union wird Kritik laut.
Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber macht Parteichef Horst Seehofer für die Schlappe bei den Europawahlen verantwortlich. „Bei der Europawahl hat uns sicher geschadet, dass viele Themen, die wir vor der Landtags- und Bundestagswahl vertreten haben, bei den Koalitionsverhandlungen ohne große Diskussionen still einkassiert wurden“, sagte Ferber der „Augsburger Allgemeinen“ vom Dienstag. Seehofer habe CSU-Forderungen nach Steuererleichterungen und mehr Bürgerbeteiligung auf Bundesebene preisgegeben. Auch deshalb seien viele CSU-Anhänger zu Hause geblieben, sagte Ferber und forderte, die kalte Steuerprogression in dieser Legislaturperiode anzupacken.
Junge-Union-Chef Reichert: CSU fehlt es an Profilstärke
Der bayerische Junge-Union-Chef und Landtagsangeordnete Hans Reichhart unterstützte diese Forderung: „Es ist nicht verständlich, warum wir als CSU jetzt nicht beim Thema Bekämpfung der kalten Progression klare Kante zeigen.“ Der CSU fehle es an Profil in der Wirtschaftspolitik, sagte Reichhart der „Augsburger Allgemeinen“. Der CSU-Vorstand will auf einer Klausur an diesem Samstag über die Konsequenzen aus dem Europawahl-Ergebnis sprechen - die Partei hatte dabei mit 40,5 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer überregionalen Wahl seit 60 Jahren eingefahren.
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer wies Ferbers Kritik scharf zurück. „Auch ein ehemaliger Vorsitzender der CSU-Europagruppe hat weiterhin Verantwortung für seine Partei, und diese unsachliche Kritik versteht keiner“, sagte er. „Unlängst hat Markus Ferber den Koalitionsvertrag mit der klaren Handschrift der CSU hoch gelobt. Er hat sogar selbst mitverhandelt. Jetzt plötzlich etwas anderes zu sagen, ist völlig wirr.“ Seehofer habe in Berlin konsequent bayerische Forderungen durchgesetzt, betonte Scheuer.
dpa