Irak: IS reklamiert Doppelanschlag in Bagdad für sich - Verfolgungsjagd endet mit schlimmen Bildern

Im Irak kam es erneut zu einem blutigen Selbstmordanschlag. Zwei Personen sprengen sich im Zentrum Bagdads in die Luft. Nun reklamiert die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag für sich.
Update vom 22. Januar, 13.45 Uhr: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den schwersten Terroranschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad seit Jahren für sich reklamiert. Zwei Anhänger der Dschihadisten hätten sich selbst in die Luft gesprengt, hieß es einer am Donnerstagabend verbreiteten Mitteilung des IS. Bei dem Doppelanschlag hatten die beiden Angreifer mindestens 32 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als 100 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt.
Die Echtheit des IS-Bekenntnisses ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Es wurde aber über die üblichen Kanäle der Dschihadisten in den sozialen Medien verbreitet. Iraks Regierungschef Mustafa al-Kasimi ordnete nach dem Anschlag an, hohe Posten in den Sicherheitskräften neu zu besetzen. Ein derartiger Anschlag dürfe sich nicht wiederholen, erklärte er am Freitag bei einer Sondersitzung des Kabinetts in Bagdad. Er sei ein Beweis, dass es Terrorzellen gebe, gegen die schnell vorgegangen werden müsse.
Terror-Anschlag im Irak: Zwei Personen sprengten sich in Zentrum von Bagdad in die Luft
Update vom 21. Januar, 15 Uhr: Die Zahl der Toten steigt weiter an. Bislang sind mindestens 32 Menschen bei dem schwersten Anschlag seit rund drei Jahren ums Leben gekommen. 110 Menschen sind laut dem irakische Gesundheitsministerium verletzt worden. Die Stadt befindet sich in einem Schockzustand. Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich am Donnerstag auf einem Platz im Zentrum Bagdads in die Luft. Zu dem Anschlag bekannt sich bislang niemand. Im Verdacht stehen laut der Deutschen-Presse Agentur jedoch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Ein Augenzeuge berichtete einem irakischen Fernsehsender, dass der erste Attentäter vorgegeben habe, krank zu sein. Als Menschen ihm zu Hilfe eilten, sprengte er sich in die Luft. Die beiden Anschläge geschahen dem Zeugen zufolge im Abstand von zehn Minuten. Der Anschlag könnte in Zusammenhang mit der Amtsübergabe an Joe Biden in den USA stehen. Unter seinem Vorgänger Donald Trump hatten die USA die Zahl ihrer Truppen in dem Krisenland verringert. Das Pentagon teilte in der vergangenen Woche mit, die Reduzierung auf 2500 Soldaten sei vollzogen. Die Iraker sollen in diesem Jahr zudem vorzeitig ein neues Parlament wählen. Die Regierung hatte die zunächst für Juni geplante Abstimmung in dieser Woche auf den 10. Oktober verlegt.
Anschlag im Irak: Selbstmordattentäter sprengen sich in Zentrum der Stadt in die Luft
Erstmeldung vom 21. Januar, 14.12 Uhr: Bagdad - Bei einem schweren Doppelanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Donnerstag mindestens 28 Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt worden. Das sagte der Leiter des Zivilschutzes, Kadhim Buhan, nach dem Angriff gegenüber Journalisten. Die beiden Attentäter hätten sich während einer Verfolgungsjagd mit Sicherheitskräften auf einem Marktplatz in die Luft gesprengt, sagte Armeesprecher Jahia Rasul. Zu der Tat im Viertel Bab al-Scharki im Stadtzentrum bekannte sich zunächst niemand.
Nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums sprengte sich zunächst ein Mann inmitten von Händlern und Kunden auf dem Markt in die Luft. Nachdem zahlreiche Menschen herbeigeströmt waren, um den Opfern zu helfen, zündete ein zweiter Attentäter seinen Sprengstoffgürtel.
Der Ort des Anschlags auf dem Tajaran-Platz wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt. Blutgetränkte Kleidungsstücke lagen auf dem Boden, Blutpfützen waren zu sehen, Sanitäter kümmerten sich um die Verletzten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erging ein Hilferuf an alle Ärzte der Stadt.
Doppelanschlag im Irak: Folgen des Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat
Es war der schwerste Selbstmordanschlag im Irak seit mehr als einem Jahr. Das Land leidet noch immer unter den Folgen des Kampfes gegen die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die zwischen 2014 und 2017 große Gebiete im Norden und Westen des Iraks beherrscht hatte. Einer der schwersten Anschläge der vergangenen Jahre ereignete sich im Januar 2018, als zwei Attentäter auf einem belebten Marktplatz in Bagdad 38 Menschen töteten.
Die irakischen Sicherheitskräfte konnten den IS mit internationaler Unterstützung - insbesondere der USA - militärisch besiegen. Zellen der Terroristen sind aber weiterhin aktiv und verüben regelmäßig Anschläge. In Bagdad kam es in vergangenen Monaten zudem immer wieder zu Raketenangriffen, die sich auch gegen irakische Militärstützpunkte richteten, die von US-Truppen genutzt werden. Meist stecken dahinter örtliche Milizen, von denen manche vom Nachbarland Iran unterstützt werden. (dpa/AFP)