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IS-Terrormiliz bestätigt Tod von Anführer Al-Bagdadi und ernennt Nachfolger

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Pressekonferenz zu Angriff auf Al-Bagdadi.
Pressekonferenz zu Angriff auf Al-Bagdadi. © Andrew Harnik/AP/dpa

Die IS-Terrormiliz bestätigt den Tod ihres Anführers al-Bagdadi. Der IS veröffentlicht eine entsprechende Audio-Botschaft über ihren Medienkanal Al-Furkan.

Update, 31.10.2019, 16.30 Uhr: Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Tod ihres Anführers Abu Bakr al-Bagdadi bestätigt. Zum neuen Anführer sei Abi Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi ernannt worden, teilte die IS-Miliz in einer Audiobotschaft mit. Der IS bestätigte darin auch den Tod des weiteren ranghohen Mitglieds Abu al-Hassan al-Muhadschir.

„Oh Muslime, oh Mudschahedin, Soldaten des IS ..., wir trauern um den Kommandeur der Gläubigen, Abu Bakr al-Bagdadi“, sagte ein IS-Sprecher in der Audiobotschaft. Zugleich riefen die Dschihadisten dazu auf, den Tod ihres Anführers zu rächen.

Update, 31.10.2019: Nach dem Tod des Anführers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, hat das US-Militär erstmals Fotos und Videos des gefährlichen Einsatzes im Nordwesten Syriens veröffentlicht. Auch weitere Einzelheiten zu dem Angriff vom Wochenende gaben die Streitkräfte am Mittwoch bekannt.

Der Einsatz der US-Spezialkräfte begann demnach in der Nacht zum Sonntag auf einem Stützpunkt in Syrien, von wo aus die Soldaten etwa eine Stunde lang mit Helikoptern über feindliches Gebiet zu Al-Bagdadis Versteck flogen. Die Aufnahmen zeigen einen schmucklosen Hof und ein scheinbar einfaches Gebäude in karger Landschaft, direkte Nachbarn gibt es keine. Ein Video zeigt, wie sich die Soldaten nach der Landung auf die Mauer zubewegen. Auf weiteren Aufnahmen ist zu sehen, wie Kämpfer außerhalb des Hofs aus der Luft angegriffen werden. Nach Darstellung des US-Militärs hatten sie das Feuer auf die Helikopter eröffnet.

Version von Donald Trump nicht bestätigt

Was sich im Innern des Hauses nur wenige Kilometer von der türkischen Grenze abgespielt hat, ist auf den Bildern nicht zu sehen.

Als der Kommandeur der US-Streitkräfte im Nahen Osten (Centcom), General Kenneth McKenzie, den Hergang des Angriff am Mittwoch (Ortszeit) vor Journalisten schilderte, bestätigte er die spektakuläre Schilderung von Donald Trump nicht. Er sagte auf Nachfrage lediglich: „Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Er kroch mit zwei kleinen Kindern in ein Loch und jagte sich in die Luft.“ Daraus lasse sich schließen, „was für eine Person“ Al-Bagdadi gewesen sei, sagte er.

Update, 30.10.2019: Donald Trump hat den Tod von Abu Bakr al-Bagdadi sehr detailliert beschrieben. Der ehemailge Führer des Islamischen Staates (IS) soll demnach „gewimmert und geweint“ haben, ehe er „wie ein Hund gestorben“ sei.

Die blumige und ausführliche Schilderungen des US-Präsidenten wurden bereits zahlreich als respektlos, skandalös und aufmerksamkeitsheischend kritisiert. Nun wird auch der Inhalt der Beschreibungen bezweifelt. General Mark Milley, Generalstabschef der US-Armee, sagte, er wisse nicht, woher Donald Trump die Information habe, dass al-Bagdadi bei seinem Tod „gewimmert und geweint“ habe. Milley verfolgte gemeinsam mit Trump den Einsatz der US-Soldaten in Nordsyrien live im „Situation Room“ des Weißen Hauses. Explizit auf das „Weinen“ al-Bagdadis angesprochen sagte der General: „Ich weiß nicht, woher der Präsident diese Informationen hat.“

Syrien: US-Soldaten töten auch al-Bagdadis möglichen Nachfolger

Laut Informationen des US-Nachrichtensenders CNN soll Trump seine Mitarbeiter aufgefordert haben, eine besonders markige Ansprache für die Verkündung des Todes von al-Bagdadi zu formulieren. Dieser Bitte soll dann Trumps Berater Stephen Miller nachgekommen sein. Er soll kurz vorher die szenischen Details in Trumps Rede eingebaut haben, weshalb sich der Beginn der Pressekonferenz auch um einige Minuten verschoben habe.

US-Soldaten sollen nach dem Tod von Abu Bakr al-Bagdadi auch dessen ersten Nachfolger im Norden Syriens gestellt und getötet haben. Das verkündete US-Präsident Donald Trump per Twitter. Einen Namen nannte Trump allerdings nicht. 

Wie Spiegel-Online berichtet, könnte es sich laut der Kurdenmiliz YPG bei dem Getöteten um IS-Sprecher Abu al-Hassan handeln. 

IS-Führer Al Bagdadi tot: Wie die US-Soldaten ihn identifizierten

Update vom 28.10.2019, 12:35 Uhr: IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi hat sich mithilfe eines Sprengstoffgürtels selbst in die Luft gesprengt. Sein Körper soll nach Angaben von US-Präsident Donald Trump „verstümmelt“ gewesen sein. 

Dennoch war es den US-Soldaten vor Ort anscheinend möglich, den Leichnam innerhalb kurzer Zeit zu identifizieren. Das soll vor allem aus zwei Gründen möglich gewesen sein.

Wie haben die US-Soldaten al-Bagdadi erkannt?

Erstens seien die Bodentruppen der US-Armee im Irak, in Syrien und dem Afghanistan mit Geräten zur Gesichtserkennung ausgestattet. Gleichzeitig arbeiten die US-Geheimdienste seit dem Beginn des Kriegs gegen die Taliban in Afghanistan an Aufbau und Pflege riesiger Datenbanken zu islamischen Terroristen und ihren Unterstützern. Mit den dort gesammelten Informationen und dem übrig gebliebenen Kopf von al-Bagdadi konnte per Iris-Scan und Gesichtserkennung die Identität des IS-Führers umgehend festgestellt werden.

Daneben wurden die US-Soldaten vor kurzem auch mit neuen DNS-Lesegeräten ausgerüstet. Die neuen, tragbaren Geräte sollen den Gencode einer Person innerhalb kurzer Zeit ermitteln und mit einer Datenbank abgleichen können - sogar aus der Entfernung und ohne, dass die Soldaten überhaupt den Hubschrauber verlassen. 

Donald Trump soll Russland vor dem Kongress über Operation gegen al-Bagdadi informiert haben

Update vom 27.10.2019, 21:40 Uhr: Laut Nancy Pelosi hat  Donald Trump die russische Regierung über die Operation gegen Abu Bakr al-Bagdadi informiert. Erst im Anschluss habe der US-Präsident auch den US-Kongress über die Militäroperation informiert. Das meldet die US-Zeitung „Washington Post“ am Sonntag.

Trump selbst sagte, er habe vor seiner Pressekonferenz zwei Senatoren informiert: Lindsey Graham und Richard Burr. Beide sind Republikaner und gelten als Unterstützer Trumps. Auf die Frage, ob er auch die Mehrheitsführerein und Sprecherin des Kongresses, Nancy Pelosi, informiert habe, sagte Trump: „Nein, habe ich nicht. Ich wollte sichergehen, dass dies geheim bleibt.“

Update vom 27.10.2019, 18:24 Uhr: US-Präsident Trump verkündete am Sonntag (27.10), dass der IS-Anführer Al-Bagdadi sich selber in die Luft gesprengt habe und gestorben sei. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP sei die Information zum Aufenthaltsort von Al-Bagdadi vom irakischen Geheimdienst gekommen.

Update vom 27.10.2019, 15:53 Uhr: Nach dem Tod des IS-Anführers gibt es nun erste internationale Reaktionen. Großbritannien und Israel begrüßen den Tod Al-Bagdadis. Der britische Außenminister Dominic Raab sagte laut der Nachrichtenagentur dpa: „In der Folge des Todes des Daesh-Anführers, dürfen wir Daesh nicht erlauben, jemanden zu glorifizieren, der solch unmenschliche, abscheuliche Straftaten begangen hat.“ Großbritannien werde weiter am Sieg über den IS arbeiten, so Raab.

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Donald Trump nennt al-Badgadi „ein Tier“

Update vom 27.10.2019, 15:34 Uhr: Die Pressekonferenz im weißen Haus ist nun beendet. Al-Bagdadi zu töten, sei eines der obersten Ziele seiner Regierung gewesen, so der US-Präsident. Spezialkräfte hatten Al-Bagdadi in Nordwesten Syriens lokalisiert und starteten die Aktion in der Nacht. Nach Angaben von Trump wurde kein US-Soldat getötet. Trump schloss die Pressekonferenz mit den Worten: "Er war ein Tier, er war ein feiges Tier".

Update vom 27.10.2019, 15:02 Uhr: Trump stellte sich in einer Pressekonferenz den Fragen von Journalisten und gab bekannt, dass acht US-Hubschrauber auf dem Gelände landeten, wo sich Bakr al-Bagdadi aufhielt. Er flüchtete daraufhin mit drei seiner Kinder in einen Tunnel. Dort zündete er seine Sprengstoffweste.

Donald Trump erklärt Abu Bakr al-Bagdadi für tot

Update vom 27.10.2019, 14:32 Uhr: Der Chef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, ist nach Angaben von US-Präsident Donald Trump in Syrien getötet worden. 

Trump sagte am Sonntag bei einer Ansprache im Weißen Haus, al-Bagdadi habe während des Angriffs eine Sprengstoffweste gezündet und so sich selbst und drei seiner Kinder getötet. Tests hätten inzwischen bestätigt, dass es sich bei dem Toten um al-Bagdadi handle.

Erstmeldung vom 27.10.2019, 11:42 Uhr: 

Washington/Damaskus - Das US-Militär hat Medienberichten zufolge IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi in Syrien ins Visier genommen und angegriffen.

Der Sondereinsatz habe am Samstag im Nordwesten Syriens stattgefunden, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf hochrangige Vertreter des Verteidigungsministeriums. Al-Bagdadi sei bei dem Einsatz vermutlich getötet worden. Eine endgültige Bestätigung durch DNA-Tests und biometrische Überprüfungen stehe allerdings noch aus, berichtete CNN mit Verweis auf geheime Quellen.

Al-Bagdadi: Ist der Anführer des IS wirklich tot?

Der Auslandsgeheimdienst CIA habe beim Orten des bereits mehrfach totgesagten IS-Führers geholfen. Das Weiße Haus hatte zuvor angekündigt, Präsident Donald Trump werde am Sonntagvormittag (Ortszeit) ein „bedeutendes Statement“ abgeben. Trump selbst twitterte: „Etwas sehr Wichtiges hat sich gerade ereignet!“ Einzelheiten dazu wurden aber nicht mitgeteilt. Das türkische Verteidigungsministerium bestätigte, dass es einen US-Einsatz in Syrien gegeben habe.

Auch „Newsweek“ berichtete unter Berufung auf einen Mitarbeiter der US-Armee, Al-Bagdadi sei bei dem streng geheimen Einsatz in der letzten von den Islamisten beherrschten Hochburg in Idlib getötet worden. Das Verteidigungsministerium habe dem Weißen Haus mitgeteilt, dass das getötete „hochrangige Ziel“ mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ Al-Bagdadi gewesen sei.

Al-Bagdadi tötet sich selbst mit Sprengstoffgürtel

Einem hochrangigen Pentagon-Mitarbeiter zufolge soll es ein kurzes Gefecht gegeben haben, als die US-Streitkräfte das Gelände betreten hätten, berichtete „Newsweek“. Al-Bagdadi habe sich dann mit einem Sprengstoffgürtel selbst getötet. Familienangehörige seien anwesend gewesen. Kinder seien nicht verletzt worden, aber zwei Frauen Al-Bagdadis seien getötet worden, möglicherweise durch die Explosion des Sprengstoffgürtels.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass sich der Einsatz in der Nähe von Barischa nördlich von Idlib ereignet habe. In der Gegend seien Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie der islamistischen Miliz Hurras al-Din aktiv. Aktivisten in Idlib berichteten der Beobachtungsstelle von unbekannten Hubschraubern.

Das türkische Verteidigungsministerium bestätigte, dass es in der Nacht zum Sonntag in Idlib einen US-Einsatz gegeben habe. Dabei hätten die Militärs der USA und der Türkei „Informationen ausgetauscht“ und ihr Vorgehen miteinander koordiniert. Details zum Einsatz oder den Namen Al-Bagdadis nannte das Ministerium nicht.

Al-Bagdadi tot – weitere irakische IS-Anführer ums Leben gekommen

Die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA berichtete unter Berufung auf Geheimdienstquellen ebenfalls, dass Al-Bagdadi in Idlib getötet worden sei. Andere irakische IS-Anführer seien dabei ebenfalls getötet worden.

Der Sprecher der von der Kurdenmiliz YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali, sprach auf Twitter von einem «erfolgreichen und historischen Einsatz». Die YPG waren im Kampf gegen den IS ein wichtiger Verbündeter der USA. Mit dem Abzug amerikanischer Truppen aus Nordsyrien, der den Weg frei gemacht hatte für die türkische Offensive gegen die YPG, schien dieses Bündnis allerdings zu brechen. Es war unklar, ob und inwieweit die Kurden die USA bei der Suche nach Al-Bagdadi zuletzt noch unterstützten, zumal die SDF in der Region um Idlib nicht vor Ort sind.

Al-Bagdadi bereits mehrfach für tot erklärt - jetzt also wirklich?

Der Aufenthaltsort des bereits mehrfach für tot erklärten Al-Bagdadi war unbekannt. Mit dem von den USA ausgesetzten Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 22 Millionen Euro) ist er einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. Zuletzt hatte der IS im April ein Video mit Al-Bagdadi verbreitet, in dem er dem Westen mit Angriffen drohte.

Details über die Biografie von Abu Bakr al-Bagdadi, den selbst ernannten „Kalifen Ibrahim“, sind mit Vorsicht zu genießen. Häufig lassen sie sich nicht verifizieren. Lange Zeit wusste kaum jemand, wie der Chef der Terrormiliz IS aussieht, da es nur zwei Fotos von ihm gab.

Al-Bagdadi rief 2014 das IS-Kalifat in Mossul aus

Wenige Tage nach Ausrufung des Kalifats Ende Juni 2014 tauchte er dann völlig überraschend in einer Moschee in der nordirakischen Stadt Mossul auf, wo er die Freitagspredigt hielt. Danach aber zeigte er sich lange nicht mehr. Immer wieder gab es Gerüchte, er sei bei Angriffen verletzt oder sogar getötet worden. Erst im April - nach dem endgültigen Zerfall des vom IS ausgerufenen Kalifats - zeigte er sich noch ein zweites Mal in einem Video. Zwischendurch verbreitete der IS vereinzelt Audio-Botschaften seines Anführers.

Al-Bagdadi wurde 1971 in der irakischen Stadt Samarra geboren. An der Universität Bagdad machte er einen Abschluss in Islamischen Studien. Nach dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein im Jahr 2003 saß er eine Zeit lang in einem US-Gefängnis im Irak.

Al-Bagdadi: Seit 2010 Führer des Islamischen Staats

Im Jahr 2010 übernahm Al-Bagdadi die Führung des Al-Kaida-Ablegers im Irak, der damals noch «Islamischer Staat im Irak» hieß. Nach und nach begann die Gruppe, sich nach Syrien auszudehnen. Darüber brach Al-Bagdadi mit Al-Kaida, weil er nicht die Forderung der Führung des Terrornetzwerkes akzeptieren wollte, sich auf den Irak zu beschränken.

Mit Ausrufung des Kalifats benannte sich die Terrormiliz in Islamischer Staat um. Damit verbunden war der Anspruch, alle Muslime weltweit zu vereinen und zu führen. Nach und nach verlor der IS jedoch sein Herrschaftsgebiet im Irak und in Syrien wieder. Offiziell galt der IS mit dem Fall seines letztes Rückzugsorts im ostsyrischen Baghus als besiegt.

Noch vor wenigen Monaten ging die von den USA geführte Anti-IS-Koalition aber in einem Bericht davon aus, dass sich noch zwischen 14.000 und 18.000 IS-Angehörige im früheren Herrschaftsgebiet der Extremisten zwischen Syrien und dem Irak aufhalten sollen. Mittlerweile sind IS-Ableger in zahlreichen Ländern aktiv. 

(mit dpa/Valentin Beige)

Pressesprecherin von Donald Trump spricht von der „Genialität des Präsidenten“

John F. Kelly, ehemaliger Stabschef unter Donald Trump im Weißen Haus, hat sich in einem Interview mit dem „Washington Examiner“ zur Ukraine-Affäre und dem daraus resultierten Verfahren zur Amtsenthebung gegen Donald Trump geäußert.

Kellys Kritik an den Personalentscheidungen Trumps kommentierte im Anschluss die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham: „Ich habe selbst mit John Kelly zusammengearbeitet und er war absolut unfähig, mit der Genialität unseres Präsidenten umzugehen.“

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