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Jeremy Corbyn: Frau, Kinder und Karriere des Labour-Chefs

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Bei den britischen Parlamentswahlen am 12. Dezember könnte er zum nächsten Premierminister werden. Wer ist Labour-Chef Jeremy Corbyn?

Update vom 13. Dezember 2019, 10.05 Uhr: Laut einer Prognose haben die konservativen Tories von Premierminister Boris Johnson die Großbritannien-Wahl mit deutlicher Mehrheit gewonnen (368 Sitze im Parlament). Die oppositionelle Labour-Partei um Jeremy Corbyn kam hingegen nur auf 191 Sitze.

„Wenn das Ergebnis auch nur annähernd so ist, wie die Prognose aussagt, ist das extrem enttäuschend“, sagte Labour-Finanzexperte John McDonnell. Corbyn kündigte kurz nach der Wahlnacht seinen Rückzug an.

Jeremy Corbyn: Frau, Kinder und Karriere des Labour-Chefs

London - In den schweren Zeiten, die das Vereinigte Königreich in den vergangenen Jahren durchlebt hat und in Zukunft wohl noch durchleben wird, war er immer mittendrin: Labour-Chef Jeremy Corbyn. Bei den anstehenden Neuwahlen in Großbritannien könnte der 70-Jährige bei einem Erfolg seiner Labour Party sogar zum neuen Premierminister aufsteigen.

Jeremy Corbyn: Die Eltern des Labour-Chefs lernten sich als politische Aktivisten kennen

Der Mann, der in Zukunft das Ruder im Vereinigten Königreich übernehmen will, wurde am 26. Mai 1949 als Jeremy Bernard Corbyn in der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands geboren. Sein Vater war von Beruf Elektroingenieur, seine Mutter arbeitete als Mathematik-Lehrerin. Beide waren politische Aktivisten und lernten sich in einem Komitee zur Unterstützung der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg kennen. 

Jeremy Corbyn der mit einem älteren Bruder aufwuchs, schloss mit 18 Jahren die Schule ab und arbeitete zunächst für eine gemeinnützige Entwicklungsorganisation in Jamaika, ehe er begann als Funktionär für verschiedene Gewerkschaften zu arbeiten. Ein Studium an der Universität von Nord London brach der jetzige Labour-Chef nach einem Jahr wieder ab, um sich auf seine Tätigkeit als Funktionär zu fokussieren.

Jeremy Corbyn: Der britische Oppositionsführer sitzt seit 1983 im Parlament

Nachdem Jeremy Corbyn 1981 an der Kampagne von Tony Benn, der für den Posten des stellvertretenden Parteivorsitzenden der Labour Party kandidierte, mitarbeitete, zog er 1983 erstmals selbst in das britische Unterhaus ein. Für den Wahlkreis Islington sitzt der heute 70-Jährige seitdem ununterbrochen im britischen Parlament

Neben seiner Aktivität als Parlamentsabgeordneter agierte Jeremy Corbyn zwischen 2011 und 2015 als Vorsitzender der Interessensgruppen „Stop the War Coalition“, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegründet wurde und sich seitdem unter anderem gegen die britischen Einsätze im Irak-Krieg oder im Syrien-Konflikt aussprachen. ´

Jeremy Corbyn vor der UK-Wahl: Labour-Chef unter Cameron, May und Boris Johnson

Nach langen Jahren als parlamentarischer Hinterbänkler gelang Corbyn 2015 endgültig der Aufstieg an die Parteispitze. Am 12. September wurde  er nach dem Rücktritt von Ed Miliband mit knapp 60 Prozent der Stimmen zum neuen Parteivorsitzenden der Labour Party gewählt und damit auch zum Oppositionsführer im britischen Unterhaus ernannt. Premierminister von Großbritannien war zu diesem Zeitpunkt noch David Cameron, der 2016 das verhängnisvolle Brexit-Referendum in die Wege leitete und anschließend zurücktrat. 

Auch unter Camerons Nachfolgern Theresa May und Boris Johnson agierte Corbyn weiterhin als Oppositionsführer und führte die Labour Party so durch die Brexit-Krise, die mit den Neuwahlen am 12. Dezember ihren Höhepunkt finden könnte. 

Wird Jeremy Corbyn der nächste Premierminister? Das sagen die jüngsten Umfragen

Die Chancen dafür, dass die Labour Party die Neuwahlen gewinnen und Jeremy Corbyn so zum neuen britischen Premierminister ernannt wird, stehen derzeit jedoch nicht sonderlich gut. Laut den jüngsten Umfragen würde Labour bei den Wahlen am 12. Dezember lediglich auf 35 Prozent der Stimmen kommen. Die konservativen Tories von Premierminister Johnson kämen demnach auf 47 Prozent. Frühere Umfragen sahen die Torries jedoch noch weiter vorne, doch spätestens das Brexit-Referendum 2016 hat gezeigt, dass man sich nicht auf Prognosen verlasen kann - und auch das britische Wahlsystem hat seine Tücken

Zuletzt musste sich Jeremy Corbyn Attacken vom britischen Oberrabbiner Ephraim Mirvi erwehren, der dem Labour-Chef vorwarf zu wenig gegen den Antisemitismus innerhalb seiner Partei getan zu haben. Wie Spiegel Online berichtete, warf der Geistliche Corbyn „Führungsversagen“ vor und stellte auch infrage, ob der Labour Chef zur Führung eines ganzen Landes geeignet sei. Vorwürfe, die für Jeremy Corbyn zu einer ungünstigen Zeit kommen. Am 12. Dezember entscheidet dann das britische Volk über die Zukunft des Oppositionsführers. 

Jeremy Corbyn privat: Der Labour-Chef ist bereits zum dritten Mal verheiratet

Privat ist Jeremy Corbyn seit 2013 mit der gebürtigen Mexikanerin Laura Alvarez verheiratet. Für den 70-Jährigen ist es jedoch bereits die dritte Ehe. Zwischen 1974 und 1979 war der Labour-Chef mit der britischen Akademikerin Jane Chapman verheiratet. Auch die Ehe mit Claudia Bracchita, die er 1987 heiratetet, endete nach zwölf Jahren mit der Scheidung. Aus den Ehen gingen insgesamt drei Söhne hervor. Benjamin, Seb und Thomas Corbyn.

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fd

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