Biden löst Trump ab: Merkel reagiert vielsagend - Merz setzt sich mit „Stil und Anstand“-Tweet in die Nesseln

Donald Trumps Präsidentschaft ist passé - die deutsche Politik freut das. Das lassen auch Kanzlerin Merkel und Außenminister Maas klar durchblicken. Friedrich Merz erntet Kritik.
Washington, D.C./Berlin - In den USA ist am Mittwoch ein neues politisches Kapitel aufgeschlagen worden - und ein anderes beendet. Joe Biden ersetzt Donald Trump im Weißen Haus. Und wenngleich Trumps vier Jahre eine eher kurze Präsidentschaft darstellen: Unter Deutschland Spitzenpolitikern war die Erleichterung merklich groß. Auch ungewöhnlich drastische Äußerungen kamen aus Berlin.
Merkel reagiert auf Bidens Amtseinführung: Kanzlerin freut sich nach Trump auf „neues Kapitel“
„In den letzten vier Jahren haben wir gesehen, was „America first“ bedeutet hat: keinerlei Abstimmung, keinerlei Konsultationen“, sagte etwa Außenminister Heiko Maas (SPD) im ZDF. Joe Biden wolle das ändern. „Ich bin sehr froh, dass es jetzt endlich wieder soweit ist. Denn wir brauchen die Vereinigten Staaten, um große Herausforderungen, um die Krisen dieser Zeit wirklich wieder in den Griff zu kriegen.“
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hielt sich mit offener Kritik an Trump zurück. Aber aus den von Sprecher Steffen Seibert verbreiteten Glückwünschen sprach eine klare Haltung. „Ich freue mich auf ein neues Kapitel deutsch-amerikanischer Freundschaft und Zusammenarbeit“, ließ sich Merkel zitieren. Die Amtseinführung* sei „eine Feier der amerikanischen Demokratie“ gewesen. Womöglich auch ein Querverweis auf die zuletzt sehr unerfreulichen Bilder aus dem Washingtoner Kapitol.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bereits vor der Vereidigung die Hoffnung auf eine engere Zusammenarbeit mit den USA geäußert. „Wir freuen uns darauf, die USA als unverzichtbaren Partner in vielen Fragen künftig wieder an unserer Seite zu wissen.“
Trump geht: Merz vermisste „Stil und Anstand“ - Twitter-User erinnern an Interview
Zu Wort meldete sich auch der bei seinem Griff nach dem CDU-Vorsitz abermals erfolglose Friedrich Merz - und zog prompt erneut Unmut auf sich. Im Herbst hatte Merz in einem Interview erklärt, er würde als Kanzler durchaus mit einem Amtskollegen Trump zurechtkommen. Nach Bidens Amtseinführung wählte Merz andere Worte.
„Heute kehren Stil und Anstand zurück in das Weiße Haus. Die Demokratie in Amerika ist wieder ein Beispiel für die Welt“, twitterte Merz - und bekam, wenig überraschend, seine wenige Monate alten Zitate postwendend als Erinnerung per Screenshot kommentiert.
Biden übernimmt US-Präsidentschaft von Trump: Söder will „Trümmer“ beiseite räumen
CSU-Chef Markus Söder twitterte unterdessen: „Die transatlantische Brücke wird neu gebaut. Die Trümmer, die Trump verursacht hat, müssen wir beiseiteschieben.“ Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans sprach von einem „neuen Kapitel“ für die Amerikaner, aber auch in den transatlantischen Beziehungen. „Jetzt ist der Zeitpunkt, gemeinsam nach vorn zu blicken“, sagte er der dpa. Die Grünen-Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter sprachen angesichts Joe Bidens* Amtsantritt von einem „guten Tag für die Demokratie“.
Trump hatte Deutschland während seiner vier Amtsjahre nicht wie einen Verbündeten, sondern eher wie einen Gegner behandelt, den er in einem Atemzug mit China und Russland nannte und sogar mit Sanktionen traktierte. Zu den Hauptstreitpunkten zählten die Verteidigungsausgaben, die Gas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland und der deutsche Handelsüberschuss. Als eine seiner letzten Amtshandlungen erließ Trump Sanktionen mit Blick auf die Pipeline*. Auch mit Biden werden sie nicht verschwinden, in der Bundesregierung hofft man aber darauf, dass sich der Umgang miteinander deutlich ändert. (dpa/fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
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