Genesenenstatus, Johnson-Chaos und Booster-Regelungen: Corona-Irritationen in Deutschland immer größer
Millionen Menschen sind von Corona-Neuerungen betroffen, die die Regierung jüngst erlassen hat. Doch manche Beschlüsse irritieren. Virologen und Politiker üben Kritik.
Was neue Corona-Regelungen betrifft, überschlagen sich zurzeit die Ereignisse. Fast täglich gibt es neue Vorschriften, was die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus* betrifft. Wer behält da noch den Überblick? Und nicht nur das: Virologen und Politiker kritisieren die Beschlüsse zum Teil als willkürlich und nicht wissenschaftlich fundiert genug.
Neue Corona-Regeln: Johnson&Johnson-Geimpfte verlieren Impfstatus über Nacht
Von einem Tag auf den anderen haben die rund drei Millionen Johnson&Johnson*-Geimpften in Deutschland ihren Impfstatus verloren. Bis vergangenen Dienstag (18. Januar) galt: Wer einmal mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson geimpft ist, gilt als vollständig immunisiert. Dem ist plötzlich nicht mehr so: Jetzt wird gefordert, dass Johnson&Johnson-Geimpfte zusätzlich mit einem mRNA-Impfstoff geimpft sind (Moderna* oder Biontech/Pfizer*). Das teilte am Dienstag das Paul-Ehrlich-Institut mit. Drei Monate später soll dann eine dritte Spritze mit Moderna oder Biontech/Pfizer folgen. Erst dann gelten Johnson&Johnson-Geimpfte jetzt als geboostert - und erhalten zum Beispiel Zugang zu Bereichen, in denen 2Gplus gilt, ohne zusätzlich einen Test vorlegen zu müssen.
Doch nicht nur mit dem plötzlichen Verlust ihres Impfstatus müssen sich Johnson&Johnson-Geimpfte herumschlagen, es gelten zudem auch noch von Bundesland zu Bundesland andere Regeln, die nicht einfach zu durchblicken sind. Es bedarf einiger Recherche, um zu erfahren, welchen Status man in welcher Region Deutschlands hat. Manche Bundesländer sind gerade erst dabei, ihre Gesetze dem des Bundes anzupassen - es kann sich also jederzeit wieder etwas ändern. Zudem fragt sich wohl so mancher, warum in Bayern beispielsweise andere Regeln zum Impfstatus gelten als in Baden-Württemberg. Dem Virus dürften schließlich Landesgrenzen egal sein.
Willkürlicher Corona-Beschluss? Genesenen-Status nach drei Monaten ungültig
Ein anderer Corona-Hammer, der Millionen Menschen in Deutschland betrifft, gilt seit dem Wochenende: Der Genesenen-Status gilt nicht mehr sechs, sondern nur noch drei Monate lang. Danach gelten für Genesene dieselben Regeln wie für Ungeimpfte. Heißt: Von vielen Teilen des gesellschaftlichen Lebens sind sie ausgeschlossen. Dies gab das Robert-Koch-Institut* kurzfristig auf seiner Homepage bekannt.
Für Irritationen sorgen dabei mehrere Dinge. Erstens: Auf welchen Fakten beruht diese Entscheidung? Eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Genesene nach drei Monaten nicht mehr gegen das Coronavirus geschützt sind, scheint es nicht zu geben*. Das kritisierte jetzt auch der renommierte Virologe Hendrik Streeck gegenüber der Welt: „Wir müssen wirklich aufpassen, dass die Entscheidungen auf fundiertem Wissen basieren und nicht willkürlich getroffen werden.“
Unverständlich dürfte auch sein, dass man in Österreich weiterhin sechs Monate als genesen gilt, in der Schweiz sogar zwölf Monate. Dabei berufen sich die Entscheidungsträger in allen drei Ländern auf wissenschaftliche Fakten. „Dass in der Schweiz der Genesenenstatus zwölf Monate gilt, hierzulande aber nur drei, das muss man den Menschen erklären“, forderte so auch CDU-Ministerpräsident Tobias Hans gegenüber der Welt.
Kritik an Corona-Beschlüssen: „Es reicht nicht, eine Regeländerung auf eine Website zu schreiben“
Zudem irritiert die Art und Weise, mit der die Entscheidung kommuniziert wurde, die immerhin Millionen Genesene betrifft. „Es reicht nicht, eine Regeländerung auf eine Website zu schreiben“, ärgert sich Ministerpräsident Hans weiter. Es brauche außerdem Übergangsfristen, damit Betroffene reagieren könnten. Auch der bayerische FDP-Politiker Matthias Fischbach kritisierte laut Welt die intransparente Entscheidung und fehlende Begründung des verkürzten Genesenen-Status.
Bald könnte noch ein neuer Corona-Hammer hinzukommen: Laut einem Bundestags-Gutachten könnten bald Millionen Geimpfte ihren Anspruch auf Lohnfortzahlung bei Quarantäne verlieren. Aber nicht nur neue Beschlüsse, sondern auch ein neuer „Trend“ in Sachen Corona sorgt für Wirbel: Top-Virologin Ciesik warnt nun eindringlich vor Leichtsinn.* *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.