1. tz
  2. Politik

Die Kanzlerin und ein Jungfernflug nach Indien

Kommentare

ARCHIV - Bundeskanzlerin Angela Merke (l) und der indische Premierminister Manmohan Singh (30.10.2007).
ARCHIV - Bundeskanzlerin Angela Merke (l) und der indische Premierminister Manmohan Singh (30.10.2007). © dpa

Berlin/Neu Delhi - Die Kanzlerin fliegt mit einer riesigen Delegation zu den ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen. 175 Menschen aus Politik und Wirtschaft sind dabei - und die "Konrad Adenauer".

Es ist ein Jungfernflug, den die Kanzlerin am Montagabend mit vier ihrer Bundesminister antritt. Neu sind nicht nur die Regierungskonsultationen mit Indien. Neu ist auch das Flugzeug, mit dem Merkel nach Neu Delhi fliegt. Erstmals kommt die Regierungsmaschine A340 zum Einsatz - die "Konrad Adenauer". Es ist ein VIP-Airbus mit 143 Plätzen. 13 500 Kilometer kann er am Stück fliegen. Am Mittwoch bringt er Angela Merkel nach Singapur und am Donnerstag in 13 Stunden nach Berlin zurück. Ihre Minister treten die Heimreise schon von Indien aus mit dem alten A310 an.

Lesen Sie auch:

Neuer VIP-Jet: Merkel reist jetzt komfortabler

Eigentlich meiden ausländische Besucher Neu Delhi zu dieser Jahreszeit, das Klima kann mörderisch sein. Für Dienstag werden Temperaturen von über 40 Grad vorausgesagt. Die Kanzlerin dürfte die Hitze bei ihrem Besuch allerdings nur am Rande mitbekommen. Das edle Hyderabad-Haus - in dem früheren Palast kommen die deutsche und die indische Delegation zusammen - wird ebenso klimatisiert sein Merkels gepanzerte Limousine. Im Stau wird die Kanzlerin nicht steckenbleiben: Die Straßen werden für sie gesperrt.

Heiß hergehen wird es bei den ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen auch politisch nicht, echte Konfliktthemen gibt es zwischen den beiden Ländern keine. Deutschland wolle Indien mit dem Treffen "die hohe Bedeutung signalisieren, die wir der strategischen Partnerschaft beimessen", sagt der deutsche Botschafter in Indien, Thomas Matussek.

Die Mitreise der Minister Thomas de Maizière (CDU/Verteidigung), Hans-Peter Friedrich (CSU/Innen), Peter Ramsauer (CSU/Verkehr) und Annette Schavan (CDU/Bildung) zeigt die Bandbreite der Themen. Nur FDP-Minister hat Merkel nicht an Bord. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ist schon vor der Kanzlerin-Delegation an diesem Montag da - und wieder weg, wenn Merkel eintrifft. Weitere, vermutlich nötige Absprachen zum geplanten Atomkompromiss wird sie mit ihrem Koalitionspartner per Handy führen müssen.

Ebenfalls Teil der 175-köpfigen Delegation sind hochrangige Wirtschaftsvertreter. Wirtschaftsthemen werden bei den Gesprächen auch eine zentrale Rolle spielen. Lange zögerten deutsche Unternehmen, doch nun haben sie den südasiatischen Wachstumsmarkt für sich entdeckt. Nach Angaben der deutsch-indischen Handelskammer (IGCC) sind inzwischen 1000 deutsche Firmen in Indien vertreten. Trotz verbreiteter Korruption, einer überbordenden Bürokratie und Infrastrukturmängeln machen die meisten von ihnen glänzende Geschäfte - von denen man in Europa vielerorts nur noch träumen kann.

IGCC-Hauptgeschäftsführer Bernhard Steinrücke sagt, der Besuch der Kanzlerin - der auch den Auftakt zum Deutschland-Jahr in Indien bildet - "wird die Beziehungen noch mal auf ein neues Level stellen". Einer Umfrage der Kammer zufolge sind deutsche Investoren in Indien so optimistisch wie nie zuvor. Auch der bilaterale Handel hat im vergangenen Jahr mit 15,5 Milliarden Euro Rekordniveau erreicht.

Matussek hofft mittelfristig auf ein Mega-Geschäft, für das sich auch die Regierungsdelegation aus Berlin einsetzen wird: Den Verkauf von 126 Eurofighter-Kampfjets an Indien. Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte sich bereits im Februar bei der Flugschau AeroIndia in Bangalore für den Eurofighter starkgemacht. Das Volumen des Auftrags wird auf rund 10 Milliarden Dollar (gut 7 Milliarden Euro) geschätzt.

Das Eurofighter-Konsortium - an dem Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien beteiligt sind - nahm erst kürzlich eine wichtige Hürde: Es stach die Konkurrenz aus Schweden, Russland und überraschend auch aus den USA aus. Nur der Eurofighter Typhoon und die französische Rafale von Dassault Aviation SA sind nun noch in der engeren Auswahl, eine endgültige Entscheidung der Inder wird für 2013 erwartet. "Frankreich wird genau wie wir alle Register ziehen, um den Auftrag zu erhalten", sagt Matussek.

Sollte sich der Eurofighter am Ende durchsetzen, wäre es der bislang größte Auftrag für das Konsortium außerhalb der Nato. SPD und Grüne im Bundestag hatten sich aber schon über Guttenbergs Werbetour im Frühjahr aufgeregt. Der beabsichtigte Verkauf der Kampfflugzuge sei kein Beitrag zur friedlichen Konfliktbeilegung, sondern zur Eskalation, meinten sie.

Die indische Regierung zeichnet Merkel am Dienstag mit dem Jawaharlal-Nehru-Preis für Internationale Verständigung aus. Er wird seit 1965 vergeben und gehört zu den höchsten Auszeichnungen des Landes. 1990 erhielt Helmut Kohl diesen Preis - und 1995 der inzwischen gestürzte ägyptische Präsident Husni Mubarak.

dpa

Auch interessant

Kommentare