Klare Mehrheit gegen mehr Auslandseinsätze

Berlin - Eine klare Mehrheit der Deutschen ist trotz der Forderung von Bundespräsident Joachim Gauck nach einer aktiveren deutschen Außenpolitik gegen Militäreinsätze mit deutscher Beteiligung.
71 Prozent der Befragten einer am Mittwoch vom "Stern" vorab veröffentlichten Forsa-Umfrage lehnten solche Einsätze auch für den Fall ab, dass sich Konflikte nicht durch Diplomatie oder Sanktionen lösen lassen. Für solche Einsätze ist demnach nur knapp ein Viertel der Bundesbürger (24 Prozent).
Gauck fordert mehr internationales Engagement
Gauck forderte zuletzt wiederholt ein stärkeres internationales Engagement Deutschlands und schloss dabei auch militärische Mittel als letztes Mittel mit ein. Der Umfrage zufolge sind vor allem Frauen mit 80 Prozent und die über 60-Jährigen mit 81 Prozent gegen eine Beteiligung der Bundeswehr an militärischen Interventionen im Ausland. Auch ein stärkeres außenpolitisches Engagement Deutschlands lehnt eine Mehrheit ab. 56 Prozent der Befragten meinten, dass sich Deutschland besser zurückhalten solle.
Als Reaktion auf diese Forderung war Gauck von einem Brandenburger Landtagsabgeordneten der Linken als "Kriegshetzer" bezeichnet worden. Gegen diese Vorwürfe hat die große Koalition den Bundespräsidenten am Mittwoch in Schutz genommen. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sprach im Bundestag von „unglaublichen Entgleisungen“. Gauck selbst wollte die Angelegenheit bei einem Besuch in Portugal nicht kommentieren.
Linke verliert einen Punkt in Forsa-Umfrage
In der Forsa-Sonntagsfrage des "Stern" konnte die Union im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte auf 41 Prozent zulegen. Während die SPD mit 23 Prozent, die Grünen mit zehn Prozent, die AfD mit sieben Prozent und die FDP mit vier Prozent unverändert blieben, verlor die Linke einen Punkt auf neun Prozent.
Auch bei der Kanzlerpräferenz konnte die Union um zwei Punkte auf nun 59 Prozent für Bundeskanzlerin Angela Merkel zulegen. Forsa-Chef Manfred Güllner führte das Plus auf den Besuch Merkels bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien zurück. "Mit ihrem Abstecher nach Brasilien und den Fotos aus der Kabine der Nationalmannschaft hat sie das Lebensgefühl der Mehrheit getroffen und damit auch die Union nach oben gezogen", sagte Güllner dem "Stern".
AFP