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Kreml-Kritiker Nawalny erneut zu 30 Tagen Haft verurteilt

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Alexej Nawalny
Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist in Moskau erneut zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. © dpa / Dmitry Serebryakov

Zum zweiten Mal in weniger als vier Monaten hat ein russisches Gericht den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zu einer Haftstrafe verurteilt.

Update vom 26. Dezember 2019: Alexej Nawalny wird wohl erneut drangsaliert. Er wurde nach einer Durchsuchung seiner Büroräume wohl kurzzeitig festgenommen. Einer seiner Vertrauten soll gar in die Arktis verschleppt worden sein. 

Update vom 29. Juli 2019: Nach einer erneuten Inhaftierung ist Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zwischenzeitlich mit rätselhaften Symptomen in ein Krankenhaus eingeliefert worden - seine Anwältin geht von einer Vergiftung aus

Kreml-Kritiker Nawalny erneut zu 30 Tagen Haft verurteilt

Moskau - Das Moskauer Gericht begründete die 30-tägige Haftstrafe am Montag damit, dass Nawalny (42) zu einer nicht genehmigten Demonstration aufgerufen habe und in dieser Hinsicht ein Wiederholungstäter sei. Erst Mitte Juni war Nawalny nach 30 Tagen Haft aus dem Gefängnis entlassen worden.

Nawalny kritisierte das neuerliche Urteil als politisch motivierten Versuch, ihn an der Vorbereitung weiterer Protestkundgebungen zu hindern. Am Wochenende hatte Nawalny zu Protestkundgebungen in mehreren russischen Städten am 9. September gegen die unpopuläre Rentenreform der Regierung aufgerufen.

Information vom 10. Mai 2019: Putin-Kritiker stirbt nach Motorradunfall - nur wenige Tage zuvor hatte er sich zu der misslungen Notlandung des russischen Superjets geäußert.

219 Seiten Anklageschrift: 30 Minuten Zeit zur Prüfung

"In den vergangenen Jahren haben die Behörden in keinem einzigen Fall unsere Anträge für Kundgebungen gebilligt", sagte er vor der Verhandlung in Moskau.

Über Twitter rief Nawalny seine Anhänger dazu auf, weiter für diese Kundgebungen zu werben. Die Staatsmacht solle „nicht denken, dass der Arrest für mich etwas ändert“.

Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Verfahren eine 219 Seiten lange Anklageschrift vorgelegt. Nawalnys Verteidiger bat das Gericht um zwei Tage Zeit, um die Vorwürfe zu prüfen. Richter Alexej Steklijew räumte ihm dafür aber nur 30 Minuten ein.

Die Polizei hatte Nawalny am Samstag vor seinem Haus in Moskau festgenommen. Wenige Stunden zuvor hatte er zu den Protesten für den 9. September gegen die Rentenreform aufgerufen. Nach Plänen der Regierung sollen Männer künftig erst mit 65 Jahren und Frauen mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen. Bisher müssen Frauen in Russland bis zum 55. Lebensjahr arbeiten, Männer bis zum 60. Lebensjahr. Die Zustimmungswerte für Präsident Wladimir Putin sind seitdem drastisch eingebrochen.

Während der Festnahme am Samstag wurde Nawalny nach Angaben seiner Sprecherin leicht verletzt. Er sei nach dem Aufenthalt in der Polizeiwache kurz im Krankenhaus behandelt worden - offenbar wegen eines gebrochenen Fingers.

Nawalny rief zu landesweiten Protesten auf: „Nicht mein Zar“

Der Kreml-Kritiker saß wegen seiner politischen Aktivitäten bereits mehrfach im Gefängnis. Zuletzt war er Mitte Mai zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, die Strafe saß er komplett ab. Zu der Haftstrafe war er wegen der Proteste gegen die neuerliche Vereidigung Putins nach der Präsidentenwahl verurteilt worden.

Unter dem Motto "Nicht mein Zar" hatte Nawalny am 5. Mai, kurz vor der Vereidigung, zu landesweiten Protesten aufgerufen. Tausende Menschen folgten dem Aufruf und gingen in zahlreichen Städten auf die Straße.

dpa

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