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Ausweitung des Krieges in Israel? Hisbollah-Chef droht mit neuer Front – „Alle Optionen auf dem Tisch“

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Anhänger der vom Iran unterstützten Hisbollah erheben ihre Fäuste und jubeln, als Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah während einer Kundgebung zum Gedenken an Hisbollah-Kämpfer, die in den letzten Wochen im Kampf gegen die israelischen Streitkräfte im Südlibanon getötet wurden über eine Videoverbindung erscheint. Nasrallahs Rede war in der gesamten Region als Zeichen dafür erwartet worden, ob sich der Konflikt zwischen Israel und der Hamas zu einem regionalen Krieg ausweiten würde. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat den Terrorangriff der im Gazastreifen herrschenden Hamas vom 7. Oktober auf Israel ausdrücklich gelobt und gerechtfertigt. Die Entscheidung für diesen Einsatz sei «weise, mutig und zur richtigen Zeit» gekommen, sagte Nasrallah bei einer Rede am Freitag.
Anhänger der vom Iran unterstützten Hisbollah erheben ihre Fäuste und jubeln, als Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah während einer Kundgebung zum Gedenken an Hisbollah-Kämpfer spricht. © Hussein Malla/AP +++ dpa-Bildfunk +++

Bei der Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gab es zwar keine offizielle Kriegserklärung gegen Israel. Dennoch drohte er mit scharfen Worten, auch gegen die USA.

Beirut – Die Rede von Hassan Nasrallah, dem Generalsekretär der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Partei, wurde im Hintergrund des Krieges in Israel mit Spannung erwartet. Mit Blick auf die Rede am Freitag (3. November), die schon eine Woche zuvor mit prächtigen Videos und Pressemitteilungen verkündet wurde, machten Gerüchte wie die einer erwarteten Kriegserklärung gegen Israel die Runde. Dazu kam es jedoch nicht. Stattdessen gab der Hisbollah-Chef Drohungen von sich - nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen die USA.

Drohungen gegen Israel und USA: „Das wäre ihre bisher größte Dummheit“

Ein Großteil der Rede von Nasrallah, für die sich in erster Linie im Libanon, Iran, Irak und Jemen Hunderttausende auf den Straßen versammelt hatten, verlief recht unspektakulär. Er widmete den „Märtyrern“ sowie dem „heroischen Widerstand in Gaza“ einen langen Teil seiner Ansprache, zitierte Verse aus dem Koran, der heiligen Schrift des Islam und nannte den Krieg gegen Israel „das größte Beispiel des Krieges im Namen Gottes“. Dazu befasste er sich auch mit der historischen Einordnung des Konflikts und zählte chronologisch auf, wie es zu dem Anschlag der palästinensischen Hamas auf Israel gekommen sei. Erst gegen Ende wurde es interessanter.

Es gab schwere Drohungen in Richtung Israel und den USA. Beide seien „besorgt über unsere Militäraktivitäten an der Grenze“, so Nasrallah. Diese Besorgnis sei „berechtigt“, hieß es weiter. „Ein umfassender Krieg an der Grenze zwischen Libanon und Israel ist wahrscheinlich“, verkündete er und ergänzte, an der libanesischen Front seien „alle Optionen auf dem Tisch“. Man werde selbst entscheiden, wann und wie man diese Optionen einsetzen werde. Nasrallah warnte Israel zudem vor einem Präventivangriff: „Wenn sie den Libanon angreifen, dann wäre das ihre bisher größte Dummheit.“ Je nach den Entwicklungen im Gazastreifen und das Verhalten Israels gegen den Libanon werde man eine Eskalation in Betracht ziehen, schilderte der Hisbollah-Chef.

Außerdem sei man bereit, „den Schiffen der US-Marine entgegenzutreten“. Die USA hatten zur Unterstützung Israels und Abschreckung pro-iranischer Gruppen wie eben der Hisbollah zwei Flugzeugträger in den Nahen Osten entsandt. Nasrallah drohte nun, sollte es zu einem größeren Krieg kommen, so würden „in erster Linie US-Soldaten in der Region einen hohen Preis zahlen“. Um eine Eskalation zu verhindern, sollten die USA nicht den „Widerstandskämpfern“ drohen, sondern die „Aggression“ gegen den Gazastreifen beenden.

Krieg in Israel: Hisbollah-Chef Nasrallah droht mit „ausgeweitetem Krieg“

Die „Operation“ der Hamas habe in Israel ein großes „Sicherheitsbeben“ verursacht und gezeigt, dass Israel „schwächer als ein Spinnennetz“ sei, betonte der Hisbollah-Chef ferner in seiner Rede. Er verwies auf die militärische und finanzielle Hilfe der USA sowie den expliziten Forderungen aus Israel nach Unterstützung. „Sieht ein starker Staat wirklich so aus?“, fragte Nasrallah und zweifelte an Israels Darstellung als das „stärkste Militär der Region“.

Kritik übte Nasrallah auch an den arabischen und islamischen Ländern der Region. Nur Verurteilungen seien nicht genug: Stattdessen müsse man Öllieferungen an Israel beenden und alle diplomatischen Beziehungen zu Israel kappen. Der Milizenchef forderte daneben einen stärkeren Einsatz für einen Waffenstillstand in Gaza und die Zivilisten in dem palästinensischen Gebiet. „Seid ihr so unfähig, dass ihr nicht einmal humanitäre Hilfe in den Gazastreifen bringen und Verwundete evakuieren könnt?“, appellierte er an arabische Länder. Derzeit müsse ein Waffenstillstand die „oberste Priorität“ sein.

Außenministerin Annalena Baerbock warnte die schiitische Hisbollah indes vor einem großangelegten Angriff auf Israel. Auch die Menschen im Libanon wollten nur in Frieden leben und keine weitere Eskalation in der Region, sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihrem armenischen Kollegen Ararat Mirsojan in der Hauptstadt Eriwan. „Deswegen ist es so unglaublich wichtig, dass alle Akteure gemeinsam dafür sorgen, dass ein Flächenbrand in der Region verhindert wird“, unterstrich Baerbock. (bb)

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